Die großen Dreamtool-Filme zeichnen sich aus durch hohen Production Value mit recht hohem Schauwert. Wie kriegen Sie das hin?

Mit unserer Stammmannschaft und meinem Involvement in die ganzen Projekte. Es gibt niemanden im Team, von dem ich nicht weiß, wie viele Kinder er hat und was er den ganzen Tag gemacht hat. Es gibt kein Detail, um das ich mich nicht kümmere. Das macht den Unterschied – auch in der Motivation der Leute. Wenn Du 130 Prozent von ihnen haben willst, dann müssen sie wissen, für wen und für was sie sich den Arsch aufreißen. Das Wir-Gefühl ist wichtig, so dass es wirklich ein Film des Teams ist und alle vor Stolz platzen, wenn sie ihrer Familie die ersten Trailer zeigen. Ich stehe jeden Abend auf dem Tisch und schwöre die Mannschaft ein.

Sie führen Dreamtool zusammen mit Felix Zackor. Steht der dann neben Ihnen?

Er steht nicht mit auf dem Tisch. Aber im Innenverhältnis ticken wir sehr gleich und ergänzen uns. Ich bin dann der, der es an der Front vertritt.

Sie sprechen von einer Stammmannschaft. Welche Rolle spielen Erfahrung und Routine bei Ihren Produktionen?

Klar wissen wir mehr als vor einigen Jahren. Man darf aber nicht Business as usual einreißen lassen. Es ist unser größter Feind zu glauben, dass wir die Geilsten sind. Wir fangen immer bei Null an – schlimmer noch: im Minusbereich, weil die Anspruchshaltung an uns immer größer wird. Das muss man den Leuten immer wieder einhämmern.

Sie nannten bereits die schwierige Situation in der Entwicklung. Hier werden die Kosten gern von oben nach unten weitergegeben. Wie wird bei Dreamtool entwickelt?

Wir sind eine Boutique und keine Fabrik. Dinge, die wir entwickeln, müssen etwas werden, weil es extrem schmerzhaft ist, sie abzuschreiben. Weil die Stoffe stark durch uns als Produzenten geprägt sind, machen wir das meiste auch selbst und arbeiten oft mit den gleichen Leuten. Wir versuchen uns so langsam wie möglich zu erweitern, damit keine Reibungsverluste entstehen. Dadurch haben wir einen sehr hohen Entwicklungsoutput. Das geht aber nur, wenn man 70 Stunden die Woche arbeitet und die Leute ständig antreibt. Das kann uns aber auch mal das Genick brechen.

Stichwort ‚Leute antreiben’: Sie halten während einer Produktion alle Fäden in der Hand. Das ist für Regisseure vermutlich nicht immer leicht.

Es ist kein Spaziergang, bei mir Regie zu machen. Ich stelle vom ersten Drehtag an meinen Klappstuhl am Set auf und habe eine klare Meinung. Deswegen kann man mit mir aber auch extrem gut arbeiten – weil man vorher alles mit mir besprechen kann. Das ist für deutsche Regisseure schon mal befremdlich. Es ist doch so: RTL bestellt den Film bei mir und bespricht alles mit mir. Egal wer Regie macht: Es muss der bestellte Film dabei rauskommen. Und wenn das nicht klappt, kommt RTL zu mir und nicht zum Regisseur. Und wer das nicht mitmachen will, kann das sagen – nur bitte nicht erst am fünften Drehtag.

Wann führen Sie das erste Mal Regie?

Kommt mal.

Vermutlich ein kleiner Autorenfilm?

(lacht) Es müsste schon was Großes sein. Das Alkoholiker-Drama in vier Wänden ist nicht mein Ding. Da ziehe ich einfach keinen Kick raus. Ich bin eher für die großen Gesten verantwortlich. Mein Lieblingsfilm von Dreamtool ist aber tatsächlich das WDR-Drama „Schattenkinder“. Da stecken viel Herzblut und Tränen von mir drin, weil ich mich mit Leuten getroffen habe, die mir ihre echte Lebensgeschichte erzählt haben. Da habe ich die Regie abgegeben und stand in der dritten Reihe. Das kann man aber nicht überall machen. Für das Popcorn-Fernsehen muss man anders arbeiten. Bei Bermuda-Dreieck habe ich gedacht, ich könnt's auch selber machen.

Herr Raiser, herzlichen Dank für das Gespräch.