Zur Stammbesetzung Ihrer Filme – und der großen Filme ihrer Kollegen – gehört Bettina Zimmermann. Ist sie so etwas wie die neue Veronica Ferres – in Bezug auf Präsenz, Massentauglichkeit und Reichweite?

Das Zeug dazu hat sie mit Sicherheit. Die Kehrseite ist, dass in der Branche despektierlich über sie gesprochen wird. Das ist eine absolute Frechheit. Auch das ist typisch deutsch und vollgeladen mit Vorurteilen. Wenn ich Filme für RTL mache, spielt neben dem schauspielerischen Können auch ein gewisses Frauenbild und eine bestimmte Art, Frauen sexy zu inszenieren eine Rolle. Wie viele Frauen gibt es denn, die man wie Bettina Zimmermann darstellen kann?

Achtet man in Deutschland zu wenig auf die Optik?

Ja! Wenn wir über erfolgreiches kommerzielles Fernsehen für ein großes Publikum sprechen, dann ist die Optik entscheidend. Und die haben wir nicht. Deswegen kotzt es mich auch an, wenn ich auf den Podien höre, wir müssten endlich etwas wie „Mad Men“ machen. Selbst wenn wir das Geld hätten – wir hätten die Darsteller nicht. Jede US-Serie ist beglückt mit unwahrscheinlich guten und gut aussehenden Schauspielern. Auch deshalb ist Bettina Zimmermann eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Fernsehen.

Sie sprachen gerade „Mad Men“ an. Haben Sie Ambitionen in Richtung Serie – oder bleiben Sie bei abendfüllenden Filmen?

Der Rückenwind im Auslandsverkauf unserer Schatzsucher-Filme hat uns bestärkt, ein internationales Serienprojekt anzustoßen. Wir arbeiten gerade an dem Entwicklungsprojekt „Seekers“ – eine Art „A-Team“ trifft „Tempelritter“. Ich selbst habe das Pilotbuch entwickelt und Jan Mojto ist mit eingestiegen. Unser erster Ansprechpartner ist natürlich RTL. Aber wenn die es nicht wollen, dann gehen wir auch woanders hin. Wir sehen das als mögliches Nachfolgeprojekt für „Transporter“.

Produzent und Rechtehändler Jan Mojto ist auch Gesellschafter bei Dreamtool. Wie wichtig ist die Beteiligung für Ihr Unternehmen?

Es ist nice to have. Es würde sich nichts ändern, wenn es morgen nicht mehr so wäre. Wir arbeiten zusammen, wo es Sinn macht, fühlen uns einander aber nicht verpflichtet.

Zu ihrer Arbeit gehört ja nicht nur der inhaltliche Part. Als Produzent kümmern Sie sich auch ums Geld. Wie wichtig ist mittlerweile der Auslandsverkauf, wenn Sie das Budget für einen deutschen Film aufstellen? Rückt Europa Hollywood auf die Pelle?

Der Auslandsverkauf ist mittlerweile schon fast spielentscheidend. Aber es ist schon noch eine ganz andere Liga, in der die Jungs in den USA arbeiten.  Das hat einerseits mit Geld zu tun. Es ist ja eher kläglich, mit was für Entwicklungsgeldern wir hier in Deutschland hantieren können. Es ist aber auch ein Problem in der Mentalität.

Sie sprechen immer wieder von der deutschen Mentalität. Wie lässt sich die auf den Punkt bringen?

Bei uns steckt in den Leuten immer noch das Autorenfilmer-Gen. Jeder Autor hat die Paranoia, dass seine tollen Ideen geklaut werden, wenn er sich mal ein paar Tage mit fünf Leuten in ein Zimmer setzt. Sie und ich werden es auch nicht mehr erleben, dass wir über die U- und E-Schere sprechen, als hätte es das nie gegeben. In den USA ist es Showbusiness mit Betonung auf Business. Bei uns ist es Kunst und Selbstverwirklichung.

Ist es das für Sie nicht auch? Immerhin sind Sie in ihre Filme sehr stark involviert, deutlich stärker als es für Produzenten in Deutschland üblich ist.

Zugegeben: Das wirtschaftliche Ergebnis könnte besser sein, wenn ich etwas mehr Egal-Haltung hätte und nicht meinen würde, wir brauchen eine bestimmte Kranfahrt noch unbedingt. Natürlich habe ich auch eine Mission. Ich habe halt keinen Bock, mich zu sehr zu verändern und mit dem großen Strom zu schwimmen. Aber letztlich besteht meine Aufgabe doch nur darin, den Sendern etwas zu geben, das sich vom übrigen Programm absetzt, damit alle ihren Job behalten können.