Frau Müller, Herr Steffens, die dritte Staffel „Der letzte Bulle“ startet. Wie viel letzter Bulle steckt denn noch drin? Schließlich ist der 80er-Jahre-Polizist Mick Brisgau nun schon ein Weilchen aus dem Koma erwacht und müsste allmählich in der Gegenwart angekommen sein.
   
Gerda Müller: In der dritten Staffel ist Mick Brisgau tatsächlich in diesem Jahrzehnt angekommen und kann mittlerweile ein Handy bedienen. Es gibt aber noch sehr viele aktuelle gesellschaftliche Themen, zu denen Mick eine klare Haltung hat. Zum Beispiel geht es in einer Folge um eine Firma, die für große Unternehmen Entlassungen vornimmt. In einer anderen geht es um eine Autorin, die mit zwei Männern zusammenlebt. Für Mick ist das unvorstellbar.

 

 

Philipp Steffens: Jede Staffel ist eine eigene Herausforderung. Der eigentliche Kern ist aber nie verloren gegangen, weil wir mit Mick Brisgau eine Figur geschaffen haben, die – genau wie Danni Lowinski – ein starkes Alleinstellungsmerkmal hat und regional klar verortet ist. Hinzu kommt, dass wir jeder Figur in der Serie ein Eigenleben gegeben haben, das sich weiterentwickelt. Wir wollen Grenzen austesten, dabei dem Format aber treu bleiben. Zum Beispiel verzichten wir konsequent darauf Vergangenes in Flashbacks zu erzählen.

„Der letzte Bulle“ Mick Brisgau ist ein klar positionierter Charakter, der den Zeitgeist aufnimmt, bricht und ironisiert. Gab es Diskussionen darüber, dass er so ein starker Raucher ist?

Müller: Hier war ich eher anfangs der Bedenkenträger. Der Sender hat aber gesagt: Macht es. Mittlerweile spielen wir mit dem Thema und beleuchten auch die Seite der Nichtraucher.

Steffens: Es ist wichtig, dass Mick raucht, denn es gibt bei einem solchen Format nur schwarz oder weiß. Entweder man zeichnet die Figur richtig, oder man lässt es. Wir brauchen kein glattes Controller-Fernsehen in der Mitte.

Und abgesehen vom Rauchen: Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem Sender? Für Sat.1 ist „Der letzte Bulle“ schließlich ein wichtiger Erfolg in seinem ursprünglichen Kompetenzfeld der deutschen Serie.

Steffens: Die Übergänge zwischen Sender und Produktion sind fließend. Wir arbeiten gemeinsam an einem Projekt, das alle lieben. Das geht von Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack, der die Serie damals als Fiction-Chef noch mit entwickelt hat, über die Redaktion bis zu Marketing und Presse. Alle sind begeistert, wenn sie für den Bullen arbeiten.

Müller: Es ist eine wunderbare Zusammenarbeit. Genau das macht auch den Erfolg der Serie aus, weil wir viele Dinge gemeinsam entscheiden und abwägen. „Der letzte Bulle“ ist seit langer Zeit wieder ein Format, das eine starke Marke geworden ist, die für den Sender steht und auch der gesamten Branche eine Bestätigung gibt.