Die Innovationskrise ist überwunden – „Der letzte Bulle“, „Danni Lowinski“ und „Doctor’s Diary“ haben eine Trendwende in der deutschen Serie eingeläutet. Wo sehen Sie das Genre im Moment?
Steffens: Die moderne deutsche Erzählweise ist ein wichtiger Faktor. Durch den Erfolg der frischen Formate haben die Sender den Mut gefunden neue Projekte in dieser Farbe anzugehen. Auch beim „Bullen“ haben Joachim Kosack und der damalige Geschäftsführer Matthias Alberti großen Mut bewiesen.
Was genau war besonders mutig?
Steffens: Sie haben an Absolventen einer Filmhochschule mit ihrer Idee geglaubt und es einfach durchgezogen. Als es dann aber darum ging, schnell eine Serie zu stemmen – es war April, und im Sommer mussten wir drehen – konnten wir Gerda Müller für das Projekt gewinnen.
Frau Müller, sie lachen. Was war so lustig?
Müller: Ich musste den jungen Kollegen in etwas strengerer Art und Weise klar machen, dass ich gerne mit ihnen produziere, es für eine Serie aber andere Maßgaben gibt. Ich fand das Konzept von Anfang an klasse: Frisch und modern. Das Pilotbuch war sehr, sehr gut. Aber von Budget und Länge her war es ein Movie- wenn nicht sogar Kinostoff.
Steffens: Wir mussten dann aus der Boutique eine Fabrik machen, weil wir als Serie in allen Belangen sehr schnell getaktet sind. Das geht von den Entwicklungsabläufen bis zur Motivanzahl. Die große Herausforderung lag in der Realisierung in sehr kurzer Zeit.
Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert? Die große internationale Produktionsfirma auf der einen, die jungen Wilden auf der anderen Seite?
Müller: Es ist immer abhängig von Personen und muss einfach passen – was bei uns der Fall ist. Es war ein Abenteuer mit großem Respekt und großer Neugier auf beiden Seiten. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, war uns vermutlich nicht klar, was da entstehen wird. Es gab ja nur nur dieses Pilotbuch und Henning Baum als Bullen. Sonst nichts.
Steffens: Das ganze Geschäft basiert auf Vertrauen. Sat.1 hat uns zwar vertraut, aber wenn es um Abläufe geht, ist es wichtig, so eine Partnerschaft einzugehen. Es ist eine Win-Win-Situation. Wir als Greensky waren gleichberechtigter Partner, konnten viele Erfahrungen sammeln und auch bei anderen Sendern Fuß fassen. Und ITV Studios Germany – damals noch Granada – hatte zu der Zeit nur eine kleine fiktionale Abteilung, die dann mit Gerda Müller unter der Geschäftsführung von Jan Kromschröder ausgebaut wurde.