Frau Roche, Herr Böhmermann, warum braucht das deutsche Fernsehen noch eine Talkshow?

Böhmermann: Warum Fernsehen überhaupt? Ist dieses Medium nicht komplett überholt? Warum noch eine Show? Es gibt ja schon genug Shows. Die Talkshow ist ein Genre, von dem es meiner Meinung nach nicht genug geben kann.

Roche: Das Ziel war eine Talkshow, die wir selbst gerne sehen würden. Jetzt können wir sie leider nur nicht gucken, weil wir sie ja machen - das wäre ja sonst bescheuert...

Sie schauen derzeit also gar keine Talkshows?

Roche: Ich schaue fast alle Talkshows, aber rege mich meistens darüber auf, weil die Gäste zu lange reden dürfen. Es stört mich sehr, nie zu wissen, was der Moderator eigentlich denkt. Ganz gleich ob man nun Barbara Schöneberger oder Giovanni di Lorenzo nimmt: Alle nehmen sich journalistisch total zurück. Das macht mich wahnsinnig.

Böhmermann: Dabei sind das alles gar keine Journalisten. Besonders nicht dieser Giovanni di Lorenzo.

Roche: Was ist er denn?

Böhmermann: Ich glaube, er ist Italiener.

Roche: (lacht) Generell gilt: Alles wird überall mit spitzen Fingern angefasst und jeder Gast bekommt denselben Respekt. Ich sehe nie einen Unterschied, ob da nun Campino oder Sido sitzt. Mögen die den jetzt oder nicht? Mochten die die Platte? Jeder darf einfach ganz lieb Werbung machen für sein Produkt. Das ist doch völlig langweilig.

Die schlechten Erfahrungen von Ihrer Zeit bei "3nach9" wirken also noch nach?

Roche: Naja, es waren ja nur vier Sendungen. Ich war viel häufiger in Sendungen zu Gast und kenne das Gefühl, dass man jedes Mal einschläft, bis man dran ist. Dann liefert man seine zwölf Minuten ab und schläft wieder ein. Das machen alle und mir kann niemand sagen, dass das nicht so ist.

Böhmermann: Fürs Protokoll muss ich allerdings sagen: Ich habe nie schlechte Erfahrungen bei Radio Bremen gemacht...

Roche: ... weil du da herkommst. Die haben dein Gehirn gewaschen!

Und nun wollen Sie mit Ihrer neuen Sendung bei ZDFkultur eher auf Provokation abzielen?

Roche: Wir setzen vor allem auf Unterbrechung, wenn wir bemerken, dass es langweilig wird.