Ist es nicht eine Kunst, genau im richtigen Moment zu unterbrechen?

Böhmermann: Es gibt nie einen richtigen Moment, weil Unterbrechen den Gästen gegenüber immer unhöflich ist. Das fühlt sich nicht gut an, ist aber manchmal nötig, wenn man das Gefühl hat, es reicht und man selbst nicht mehr zuhört. Unterbrechungen bedeuten auch immer, Tempo in das Gespräch zu bringen. Sie sind ein Mittel, um etwas in Gang zu bekommen, das nicht läuft. 

Roche: Du hast ja immer diese Theorie, über die jungen Leute, die uns vielleicht zugucken...

Böhmermann: Wir machen Fernsehen für die Generation "Gefällt mir", Leute, die so alt sind wie wir. Wir wissen, wie Fernsehen funktioniert, wie die Kameras funktionieren, wie man Filme schneidet. Für uns und unsere Altersgenossen musst du keine Mikrofone mehr verstecken. Dieses geheime Metawissen, das die letzte Generation noch nicht hatte, besitzen heute alle. Jeder weiß, dass im Fernsehen nicht die Wirklichkeit gezeigt wird. Wir versuchen nun mit den Möglichkeiten des Fernsehens, die Wirklichkeit so gut wie möglich herzustellen – um mal eine extrem sinnlose Phrasenansammlung loszuwerden. Aber eigentlich ist unser Anspruch gar nicht so hoch. Eigentlich geht's doch nur um Unterhaltung.

Kann man die Wirklichkeit im Süden Kölns besser abbilden als anderswo?

Böhmermann: Hier in direkter Nachbarschaft der Proletenstadtteile Hahnwald, Marienburg und Rodenkirchen sind die Mieten einfach günstig.

Roche: Die Idee dahinter ist aber noch eine andere. Wenn man sich in große Studios einmietet, hat man eine große Maske. Meine Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass die meisten Promis direkt einen Stock im Arsch kriegen, sobald sie eine professionelle Maske betreten - nach dem Motto: Achtung, Fernsehen, du musst jetzt Angst haben, was du sagst! Das fällt bei uns alles weg, weil hier alles eher eine Punk-Rock-Attitüde hat. Da geht die Sendung einfach los und die Gäste haben noch gar nicht verstanden, dass das Fernsehen ist.

Böhmermann: Natürlich wissen die Gäste und wir, dass wir im Fernsehen sind. Durch verschiedene Elemente versuchen wir allerdings, das so gut wie möglich zu vertuschen. Wir nehmen wir in der Pilotsendung Britt Hagedorn ganz bewusst als allerletzte dran, weil wir wissen, dass sie damit am wenigsten umgehen kann. Ich als "Reporter des Grauens" kann meine Erfahrung ebenso einbringen wie Charlotte als routinierte und preisgekrönte Interviewerin.

Da stellt sich allerdings die Frage, wer Sie überhaupt bei ZDFkultur finden soll...

Böhmermann: 0,1 Prozent.

Roche: Wir müssen nicht nur unsere Sendung bekannt machen, sondern auch den Sender. Das ist ein riesiges Mammut-Projekt...

... zumal Ihr Konkurrent am Sonntagabend kein Geringerer ist als Günther Jauch.

Böhmermann: Günther Jauch wurde von der ARD direkt gegen uns positioniert, als die gelesen haben, dass wir auf ZDFkultur an den Start gehen werden. Diese Kampfprogrammierung betrachten wir als Kriegserklärung, die wir beantworten werden!

Wie wollen Sie gegen Jauch bestehen?

Böhmermann: Nächste Woche sitzen Andrea Nahles und Arnulf Baring nackt bei uns in der Sendung.

Und Jauch kontert mit Sahra Wagenknecht?

Böhmermann: Aber auch nackt! Man weiß nicht, was geiler ist...