In erster Linie machen Sie's aber einfach, weil Sie Lust dazu haben?
Fernsehen macht man immer fürs Publikum. Man möchte viele Zuschauer erreichen, aber mir ist klar, dass „Number One“ nicht nur bei einem Nischensender läuft, sondern auch unter normalen Umständen ein Nischenprodukt ist. Da wäre es vermessen, die Sendung im Hauptprogramm um 20:15 Uhr zu erwarten. Das ist fern jeder Realität. Ich bin auch nie der Mainstream-Typ gewesen. Auch MTV war kein Mainstream-Sender, mit dem man Millionen Zuschauer erreichen konnte.
Generell habe ich das Gefühl, dass Musik im Fernsehen immer weiter in den Hintergrund rückt, wenn man mal von der Vielzahl an Castingshows absieht. Worauf führen Sie das zurück?
Das ist keine ganz neue Entwicklung. Selbst die „ZDF-Hitparade“ oder „Disco“ waren einst Mainstream-Sendungen. Richtige Nischenprogramme oder liebevoll aufbereitete Musik-Format gab es schon damals nicht. Das blieb dem Musikfernsehen vorenthalten, das sich aber auch in den vergangenen Jahren radikal verändert hat. Auch dort lassen sich solche Sendungen auf gutem Niveau kaum noch realisieren, weil schlicht die Mittel fehlen. Da müssen dann eben andere in die Presche springen. Ich gebe mich gerne dafür her.
Eine traurige Bestandsanalyse...
Schon bei kabel eins fristete „Number One“ ein Insel-Dasein und hat zum Rest des Programms überhaupt nicht gepasst. Vermutlich haben ein paar Leute gezielt den Sender eingeschaltet, die sonst nie kabel eins schauen – das ist ja auch was. kabel eins hat sich den Spaß zwei Jahre lang gegönnt. Und jetzt eben nicht mehr.
Aber bleiben wir noch kurz bei MTV. Der Sender ist nach dem Wechsel ins Pay-TV gefühlt in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Sehen Sie das ähnlich?
Ich kann MTV gar nicht mehr empfangen!
… weil Sie es nicht abonniert haben?
Ich habe zwar Sky, allerdings nur über Kabel – und in mein Netz wird MTV einfach nicht eingespeist. Weil noch ein paar Freunde dort arbeiten, bin ich aber einigermaßen auf dem Laufenden. Die Entwicklung, die MTV in den vergangenen zehn Jahren genommen hat, kam für mich nicht überraschend. Gerade hinsichtlich neuer Verbreitungswege ist das klassische Musikfernsehen ein echter Dinosaurier. Strukturell und inhaltlich ist der Weg hin zum Jugend-Unterhaltungsprogramm, wie ihn auch Viva eingeschlagen hat, absolut nachvollziehbar. Noch läuft die Bude ja. Im besten Fall kann MTV sein Dasein im Pay-TV nutzen, um sich gesundzuschrumpfen und wieder visionärer anzugreifen. In den zurückliegenden Jahren waren die Entscheidungen in erster Linie darauf zurückzuführen, wie es um die Kohle steht. Alles andere hat eigentlich gar keine Rolle mehr gespielt. Ich schaue nicht mit Wehmut zurück, aber hoffe auf neue Innovationen.
Wie sieht es mit Ihren eigenen Innovationen aus? Gibt es schon Pläne für die Zeit nach „Number One“?
Ich fahre schon seit längerer Zeit mehrgleisig und werde in der drehfreien Zeit im Winter meinen zweiten Roman schreiben. Als DJ und Musiker werde ich demnächst eine eigene Produktion auf den Markt bringen und regelmäßig weiter in Clubs auftreten. Für's Fernsehen gibt es auch noch zwei, drei Projekte. Die haben nur zum Teil mit Musik zu tun, sind zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht spruchreif. Eines der Projekte könnte aber noch in diesem Jahr gedreht werden.
Ihre Zukunft sehen Sie aber erst mal bei den Öffentlich-Rechtlichen?
Wenn man mal da ist und denen nicht das Tafelsilber klaut, hat man ganz gute Chance, eine Weile dort zu bleiben. Hier steht „Hire or Fire“ ja glücklicherweise nicht so sehr auf der Tagesordnung wie beim Privatfernsehen. Jetzt schauen wir erst mal, wie „Number One“ laufen wird. Danach gibt es noch genügend Gelegenheiten für Gespräche. Ich kann mir noch weitere Sachen vorstellen, bin aber fürs erste einfach nur saufroh, dass die Sendung weitergeht. Grundsätzlich sehe ich meine Zukunft aber bei den Öffentlich-Rechtlichen und dort insbesondere in den Nischenprogrammen. Ich bin kein Typ fürs Hauptprogramm.
Herr Kavka, herzlichen Dank für das Gespräch.