Danach wollte ich gerade fragen. Sie sind ja sonst nur unregelmäßig mit diversen Shows in der Primetime zu sehen...

Das ergibt sich oft aus der Art der Produktionen, die eben häufig Event-Charakter haben. Die kann man gar nicht regelmäßig machen, geschweige denn sollte man das. Aber neben einigen neuen Ideen, die wir gerade in der ARD gedanklich durchspielen, wird es zum Beispiel von „Klein gegen groß“ im kommenden Jahr mehr Shows geben als bisher. Und das bedeutet schon einen deutlich größeren Aufwand für mich, weil wir die Sendung  auch weiterhin mit Liebe zum Detail vorbereiten und umsetzen wollen. Und ich unsere Kinder ja auch alle vorher zu Hause besuche.

„Nur die Liebe zählt“ war immer ein Format mit echten Menschen - wie absurd es sich anhört, inzwischen von „echten“ Menschen sprechen zu müssen, aber gut. Und das zuletzt auch in einer Zeit, in der drum herum immer häufiger nachgeholfen werden musste. Ist das echte Leben nicht mehr spannend genug fürs Fernsehen?

Scripted Reality - ob es nun draufsteht oder nicht - führt natürlich dazu, dass ich Dinge immer weiter übertreiben kann. Und das gewöhnt den Zuschauer an solche Extreme. So wird auch die Reizschwelle beim Zuschauer immer höher gelegt. Das echte Leben wirkt dagegen leider erschreckenderweise oft langweilig. Aber jeder Mensch, der mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, weiß doch, dass das echte Leben alles andere ist - nur nicht langweilig. Zum Beispiel heißt es, dass die Menschen bei „Schwiegertochter gesucht“ ja nur so gezeigt würden, wie sie nun einmal sind. Aber das lasse ich nicht gelten. Wenn man Menschen mit offensichtlichen Problemen gefilmt hat, ist immer noch zu entscheiden, ob man das zeigt oder nicht. Die Macher sind verantwortlich für das, was ausgestrahlt wird. Und wenn ich dann höre, dass sich in einer Sendung am Sonntagabend zwei Frauen anspucken, dann gefällt mir ganz sicher nicht, was da über den Sender geht. Und hier müssen sich die Verantwortlichen die Frage gefallen lassen, ob man hier nicht Programm auf Kosten der Menschen macht.

Sind Sie in dem Zusammenhang froh, in den vergangenen Jahren nicht dem Beispiel vieler Kollegen gefolgt zu sein, eine eigene Produktionsfirma zu gründen? Mit der müsste man sich u.U. dem Markt anpassen und auf solche Trends reagieren oder ggf. mitziehen...

Es gibt sicher genügend Beispiele, in denen Kollegen sehr erfolgreiche Produktionsfirmen aufgebaut haben, ohne das man dort solchen Trends nachjagt. Ich denke da z.B. an Günther Jauch mit der i&u, Frank Plasberg oder auch Jörg Pilawa. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, nicht selber zu produzieren und bin so frei, immer mit den besten Produzenten zusammenzuarbeiten. Außerdem war ich für „Nur die Liebe zählt“ immer viel unterwegs und bin das heute noch. Gibt ja keinen Winkel Deutschlands, den ich nicht bereist habe.

Schon mal daran gedacht, einen Reiseführer zu schreiben?

(lacht) Daran nicht, aber ich habe in der Tat schon oft gedacht: Hätte ich vom ersten Dreh an mal alle Orte und Locations katalogisiert, die wir bereist haben, dann hätte ich wahrscheinlich die wertvollste deutsche Location-Datenbank für Film- und Fernsehproduktionen. Das wäre ein großes Geschäft geworden.

Letzte Frage: Was vermissen Sie im deutschen Fernsehen?

Ich vermisse manchmal das Dienstleistungsfernsehen, wie ich es nenne. Also Sendungen, an die sich Zuschauer wenden können, weil sie Hilfe bei bestimmten Themen brauchen. Das ist leider vielen Sendern zu aufwändig und zu kostenintensiv. So scripted man diese Sendungen lieber und lässt sie von Laien nachspielen. Dabei können hier Formate mit echten Fällen doch nachhaltig Gutes tun.

Herr Pflaume, herzlichen Dank für das Gespräch.