Rosamunde Pilcher ist jetzt 88. Da wird's ja vermutlich gar nicht mehr so viel Nachschub geben.

Ich hatte mal die Freude, sie kennenzulernen und mit ihr über die Queen und ihre Familie zu sprechen. Sie hat mich schwer beeindruckt, weil sie sich - ähnlich wie die Queen - kompletter Gesundheit erfreut. Sie ist sehr diszipliniert, geistreich und klug. Also hoffen wir mal, dass sie noch lange lebt und uns viele weitere Geschichten und Ideen liefern wird.

Wie sehr ist Pilcher eigentlich in die Dreharbeiten involviert?

Mit den Dreharbeiten selbst hat sie nichts zu tun. Sie kommt vielleicht mal zu Besuch.

Und Kommentare zur Umsetzung verkneift sie sich auch?


Es gibt einen Kontakt von Seiten der Produktionsfirma und von uns zu ihr. Aber sie ist da sehr wohlwollend.

Was ist eigentlich für den Erfolg solcher Filme wichtiger: Die schöne Landschaft oder die Liebesgeschichten?

Viele unserer Zuschauer haben die Welt schon bereist. Deswegen ist der Reiz der Landschaft vermutlich nicht das einzige Kriterium. Wir haben auch Filme, die in Deutschland spielen, wie etwa unsere Frühlings-Reihe mit Simone Thomalla. Unsere Filme spielen von Mecklenburg-Vorpommern bis zum Allgäu. Mit all diesen Produktionen haben wir großen Erfolg. Deshalb ist die Landschaft alleine kein Erfolgsrezept mehr. Die Art und Weise, wie wir Geschichten erzählen und an die Figuren herangehen, ist viel wichtiger.

Inzwischen laufen die ZDF-Sonntagsfilme als "Herzkino". Wieso war die Einführung dieses Labels wichtig?

Eine Marke braucht eine Weile, um sich zu etablieren. "Herzkino" fanden wir gut, weil die großen Gefühle und eine ambitionierte Bildsprache in diesem Begriff stecken. Wir möchten nicht, dass der Sendeplatz nur in Einzelmarken wahrzunehmen ist, sondern in seiner Gesamtheit. Das ist auch Teil unseres Modernisierungsprozesses, den wir vor drei oder vier Jahren angestoßen haben.

Gibt es eigentlich Erhebungen darüber, wie oft Ehepaare darüber streiten, ob nun "Tatort" oder Pilcher eingeschaltet wird?

(lacht) Die Männer sind vermutlich eher die anonymen Romantiker und sagen vielleicht nicht immer, dass sie uns schauen. Aber es stimmt natürlich, dass Frauen bei unseren Filmen am Sonntagabend in der absoluten Überzahl sind.

Das ist wahrscheinlich voll beabsichtigt. Oder gibt es auch Versuche, mehr Männer zu gewinnen?

Wir würden uns über erhöhte männliche Zuschauerschaft freuen. Die Männer kommen auch bei einzelnen Filmen, sind aber nicht durchgängig dabei. Was aber interessant ist: Der Zuspruch bei den Zuschauern unter 60 Jahren hat in den zurückliegenden Jahren deutlich zugenommen. Mit starken Einzelstücken,auch  zu zeitgenössischen Themen, gewinnen wir immer wieder auch Zuschauer, die nicht zu unseren Stammsehern gehören und denen ein Sendeplatz, der ohne Ermittlungen und Leichen auskommt, durchaus gefällt.

Zum Schluss wagen wir einen Ausblick: Was planen Sie für 2013 am Sonntagabend?

Neben der Fortsetzung der bekannten Reihen und Marken wie z.B. auch  "Ein Sommer in Amalfi" mit Ann-Kathrin Kramer, haben wir eine neue Reihe mit Christine Neubauer als "Pastorin". Wir erzählen die Geschichte einer Sterneköchin,  Mutter und Ehefrau die unter Burnout leidet, gespielt von Anja Kling. Dann haben wir Jürgen Prochnow, der in einer Culture-Clash-Komödie einen Richter in Rente spielt, der mit seinen kurdischen Enkelkindern umgehen muß.Wir gehen in die 60er Jahre, in ein Kinderheim im deutsch-österreichischen Grenzgebiet und nach Indien mit dem Zweiteiler "Das Mädchen mit dem indischen Smaragden" mit Stefanie Stumph und Susanne von Borsody. Außerdem schreibt Cecilia Ahern exklusiv für uns einen Zweiteiler, den wir im nächsten Jahr realisieren. Jetzt freuen wir uns zunächst einmal aber auf "Die kleine Lady" mit Christiane Hörbiger und Veronika Ferres – beste Familienunterhaltung zur Adventszeit – am nächsten Sonntag.  

Frau Hempel, herzlichen Dank für das Gespräch.