Herr Wieder, zuletzt sprachen wir beim ESC 2011 in Düsseldorf. Das war eine gigatische Show. Was konnte danach eigentlich noch kommen?

(lacht) Die Show an sich war jetzt in meinem Bereich nicht außerordentlich groß. Die Logistik und Organisation des Eurovision Song Contest macht es so riesig mit all den teilnehmenden Ländern und entsprechend vielen Ansprechpartnern. Für mich war es eigentlich eine Produktion wie jede andere, weil ich von dem ganzen Drumherum in der Vorbereitung wenig mitbekommen habe.

Dürfen Leuchttürme wie auch die Award-Shows, die Sie machen, denn noch immer etwas kosten? Oder wird auch da gespart?

Nein, das ist eigentlich nicht so. Die Budgets, egal ob in Deutschland oder im Ausland - also zumindest dort, wo wir aktiv sind - sind relativ konstant, steigen eher noch ein bisschen an. Bei ProSiebenSat.1 zum Beispiel sieht man, dass sie genauso wie RTL für ihre Leuchtturm-Produktionen durchaus noch Geld ausgeben. Die Balance hat sich ein bisschen verschoben. Für die großen, wichtigen Produktionen wird mehr ausgegeben. Das betrifft nicht nur das Erscheinungsbild. Da verstehen die Sender gottseidank, dass sie Geld in die Hand nehmen müssen. Kleinere Produktionen müssen dafür immer günstiger sein. Da ist ein wahnsinniges Gefälle entstanden.

Wie viel Florian Wieder steckt noch in Wieder Design? Wie groß ist Ihr Team inzwischen?

Es sind ja mehrere Firmen. Aber bei Wieder Design, wo wir in erster Linie Sets machen, da sind wir in München im Büro so knapp 20 Leute, was in unserer Branche relativ groß ist für das, was wir machen. Aber wir bedienen von München aus relativ viele Märkte und arbeiten international. Jetzt nicht zwingend auch für die USA. Das ist separiert, denn hier haben wir auch ein Büro. Hier sind es fünf feste Mitarbeiter und ein relativ großer Stab an freien Mitarbeitern. Das ist hier anders als in Deutschland, wo es strategisch sinnvoller ist, gute Leute fest an sich zu binden, auch weil es die kontinuierliche Auftragslage erlaubt. Was mich freut, weil viele Kollegen seit zehn Jahren oder noch länger dabei sind. Hier in den USA ist die Struktur einfach anders, hier wird generell mehr mit Freien gearbeitet, die man sich dann flexibel dort sucht, wo man auch produziert. Bei einer Produktion in New York suche ich mir vor Ort einen Experten, der das Projekt betreut, weil ich das nicht selbst durchgehend bedienen kann.

Wie weit kann man da wachsen ohne, dass am Ende kein Wieder mehr in Wieder Design steckt?

Theoretisch könnten wir deutlich mehr wachsen als wir es sind. Wir haben gottseidank die komfortable Situation, dass wir deutlich mehr Anfragen haben als wir eigentlich machen können. Ich arbeite sehr gerne mit Kollegen und Kunden, die ich kenne. Da gehe ich eher nach Treue als nach dem nächsten großen unbekannten Projekt. Dem Ganzen sind natürlich Grenzen gesetzt. Kunden akzeptieren schon, dass auch Mitarbeiter bestimmte Teile der Arbeit übernehmen. Aber mir selbst ist es wichtig, dass ich in dem kreativen Bereich immer selbst involviert bin. Dafür muss ich mir die Zeit nehmen, um das bedienen zu können.

Auf welchen Märkten ist im Moment die meiste Musik drin?

Die Key-Märkte sind natürlich weiterhin UK, USA und Deutschland. Gerade aus UK und USA kommen die meisten neuen Formate, die auch international reisen, deswegen sind das für mich die spannendsten Märkte. Wir machen „Got Talent“ und „X Factor“ - das sind dankbare Formate.

Als Mister LED...

Ach, Mensch. Das stimmt doch gar nicht.

Na eine Zeit lang vielleicht schon. Aber gibt es denn inzwischen einen neuen Trend?

LED ist ja lediglich ein Medium, mit dem Du bestimmte Dinge grafisch und architektonisch darstellen kannst. Die am wenigsten spannende Variante wäre einfach, einen großen Bildschirm zu bauen und dem Produzenten die Bespielung zu überlassen. Das hat aus meiner Sicht aber nichts mit Design zu tun. Wenn es für eine Sendung nötig ist, schnell das Erscheinungsbild zu ändern, wie zum Beispiel bei „Deutschland sucht den Superstar“ oder dem Eurovision Song Contest, dann macht das durchaus Sinn. Dazu ist es ideal. Aber in zu vielen Sendungen ist das leider unnötige Spielerei. Und ganz im Gegenteil zu diesem Eindruck: Ich freue mich über stärkere Design- und Architektur-Elemente wie auch bei der letzten „DSDS“-Staffel. Da geht es dann um das klassische Geschäft des Design.

Anfang September steht wieder das Kanzlerduell an. Und die Kulisse wird vermutlich wieder furchtbar aussehen. Kann so etwas nicht ansprechender verpackt werden?

In den USA ist es ja so oder sogar deutlich extremer. Hier sind Talkshows, politische Events oder auch Nachrichten etwas mutiger inszeniert als in Deutschland. Da geben ich Ihnen Recht. Da ist Deutschland sehr konservativ. Aber das ist nicht nur bei uns so. Ich habe kürzlich ein Set präsentiert bei Al Jazeera in Katar. Und wenn man sich anschaut, was im Mittleren Osten in den Großstädten architektonisch gemacht wird, dann ist das deutlich moderner und mutiger als bei uns. Auch Al Jazeera wollte etwas Außergewöhnliches haben, aber letztendlich haben sie sich auch für ein sehr konservatives Design entschieden. Das ist schade.