Ganz so einfach war das offenbar nicht, denn auch mit dem Riverside-Vorläufer Blondheim TV hatten Sie sich schon bemüht, das Entertainment-Portfolio zu erweitern.
Michael Lehmann: Es ist in der Tat schwierig, seine Marke so zu erweitern, wenn man als Gruppe aus einer stark fiktional geprägten Tradition kommt. Inzwischen sind wir hier aber aus den Kinderschuhen raus. Im laufenden Jahr produzieren wir mit der Riverside zehn große Hauptabendshows: zweimal "50 Jahre ZDF", dreimal "Das ist Spitze!", als nächstes zweimal "Der Quiz-Champion 2013" fürs ZDF, "Die Große Quatsch Comedy Show" für ProSieben, produziert von Guido Thomsen, sowie zwei weitere Projekte fürs NDR Fernsehen, die derzeit in der Entwicklung sind. Wir werden also als ernst zu nehmender Partner am Markt wahrgenommen. Jetzt gilt es, weiter in kreative Prozesse und Inhalte zu investieren.
Rolf Hellgardt: Dabei streben wir natürlich auch serielle Formate an. Und unser Ziel, breiter zu werden, bezieht sich auch aufs Kundenportfolio. Anfang 2014 werden wir ein neues, eher journalistisch geprägtes Primetime-Format für ProSiebenSat.1 produzieren.
Wie hilfreich ist es bei der Akquise, neben dem NDR auch das ZDF als mittelbaren Gesellschafter über die ZDF Enterprises zu haben?
Michael Lehmann: Auftragsvergabe nach Gesellschafteranteilen gibt es schon lange nicht mehr. Das kann sich kein Sender leisten, dafür ist der Wettbewerb viel zu hart. In der Doclights und der Gruppe 5 Filmproduktion haben wir die Zusammenarbeit mit ZDF Enterprises ja schon länger erprobt. Das ist ein sehr erfahrener und angenehmer Partner, der uns nicht zuletzt als internationaler Formatrechtehändler dabei helfen kann, den kreativen Input zu vergrößern.
Am kommenden Wochenende zeichnen Sie den "Quiz-Champion 2013" auf, der am 20. und 30. November im ZDF läuft. Wie unterscheidet sich der "Quiz-Champion" mit Johannes B. Kerner vom bisherigen "Super-Champion" mit Jörg Pilawa, der von Endemol und Herr P produziert wurde?
Rolf Hellgardt: Am Grundformat werden wir nicht viel verändern, höchstens ein paar kleine Stellschräubchen. Mich freut es sehr, dass wir mit dem ZDF zusammen dieses Format wieder on air bringen. Und ich freue mich auch auf die Zusammenarbeit mit Johannes.
Wie viel Quiz geht denn eigentlich noch bei ARD und ZDF?
Rolf Hellgardt: Natürlich war das Programm in den vergangenen Jahren mitunter stark von Quiz geprägt. Ich glaube aber, dass wir momentan eine andere Tendenz erleben. Wenn man sich anschaut, welche neuen Formate bei ARD und ZDF kommen werden, dann ist da nicht so irre viel Quiz dabei. Ich habe ohnehin eher die singuläre Perspektive auf den "Quiz-Champion": Das ist ein wahnsinnig starkes Format mit einer reellen Chance, langfristig als Säule im Programm zu bleiben.
Lässt sich Ihr vorhin formulierter Qualitätsanspruch nur in der Primetime verwirklichen oder streben Sie auch in die Daytime?
Rolf Hellgardt: Wir beschäftigen uns auch intensiv mit Ideen für die Daytime. Grundsätzlich schauen wir mit den Kollegen der Doclights immer genau darauf, welche Ideen seriell so umsetzbar wären, dass sie unseren Qualitätsanspruch erfüllen und ihr Publikum finden. Qualität und Zuschauergewinnung haben schon noch ein bisschen was miteinander zu tun.
Allerdings hat Qualität auch mit Budgets zu tun, die in der Daytime viel schmaler ausfallen.
Michael Lehmann: Und der Druck auf die Budgets steigt weiter an allen Fronten. Wir definieren Qualität immer im Rahmen des jeweiligen Budgets. Es wäre falsch, wenn jetzt der Eindruck entstünde, dass wir nur auf Primetime-Shows fokussiert sind. Aber innerhalb des jeweiligen Genres muss man sich die Latte immer wieder so hoch legen, dass man qualitativ ganz oben landet. Ein tägliches Format durchzusetzen, halte ich für die absolute Königsklasse.
Wie geht's jetzt eigentlich mit "Das wird Spitze!" im Ersten und "Dalli Dalli" im NDR Fernsehen weiter?
Rolf Hellgardt: Konkret kann ich dazu noch gar nichts sagen. Klar, es hat auf beiden Plätzen gut funktioniert. Aber ob es in dieser Parallelität weitergehen wird oder ob es nur im Ersten bleibt, müssen wir jetzt mal in Ruhe mit den Senderkollegen des NDR, Thomas Schreiber und Andreas Gerling, besprechen.
Herr Lehmann, Herr Hellgardt, herzlichen Dank für das Gespräch.