Mit dem Genre Krimi haben Sie eher den einfachen Weg gewählt, oder?

Die Folie des Krimis ist in Deutschland sehr erprobt und Erfolg versprechend. Aber ich hatte nie die Absicht: Jetzt mache ich auch mal eine Krimiserie. Sondern ich bekam eben ein hervorragendes Buch von Marc Terjung mit einer Figur und einer Konstellation, die ich spannend fand. Eine Frau muss sich gegen zwei Männer durchsetzen. Da hat mich das Grundthema gepackt: Welche Rollen glauben Frauen bis heute einnehmen zu müssen? Und welche Rollen suchen sich Männer, die sie in irgendeiner Weise noch immer zum starken Geschlecht machen? Auch in den einzelnen Kriminalfällen der Serie stoßen wir immer wieder auf Männer und Frauen, die sich genau diesen Fragen unterworfen haben.

Sie waren fünfeinhalb Jahre bei ProSiebenSat.1, erst als Fiction-Chef, zuletzt als Sat.1-Geschäftsführer. Wie viel Kontinuität empfinden Sie, wenn Sie jetzt eine Serie für Sat.1 produzieren?


Wenn wir über das inhaltliche Denken sprechen und über den Versuch, ganz genau zu justieren, mit welcher Haltung ich ein Programm mache, dann liegt die Kontinuität bei 100 Prozent. Was sich natürlich stark geändert hat, ist, dass ich jetzt wieder viel näher an der Kreation dran bin. Als ich damals in den Sender ging, war mir sehr wichtig, dass die kreative Arbeit bei den Kreativen stattfindet und dass wir Senderleute nur die Begleiter der kreativen Prozesse sind.

Heute kann es eigentlich keinen anderen Produzenten geben, der Sat.1 so gut kennt wie Sie.

Wie gut ich Sat.1 kenne, müssen andere beurteilen. Aber natürlich liegen mir sowohl die inhaltliche Ebene als auch die Abläufe noch recht nah. Insofern läuft die Zusammenarbeit mit der Redaktion grandios. Es gibt ein enormes Grundvertrauen, weil wir jahrelang intensiv zusammengearbeitet haben. Und wir haben eine hohe Bereitschaft, aus den gemeinsamen Erfolgen und Misserfolgen zu lernen. Gleichzeitig muss man aufpassen, dass man nicht zu viel vergleicht und analysiert: Sind wir genug "Danni", sind wir zu viel "Bulle"? Es soll ja schließlich etwas Eigenständiges entstehen.

Braucht Sat.1 wieder eine Daily Soap oder Telenovela am Vorabend?


Ja, unbedingt. Die Kollegen suchen ja auch schon mit großem Engagement danach.

Und Sie sitzen als Produzent fleißig an neuen Serien?


Serien und Reihen sind ein klarer Schwerpunkt meiner Tätigkeit. Ich habe die Freude und Ehre, als Produzent die wunderbare Reihe "Bella Block" und als Geschäftsführer unsere "Sokos" verantworten zu dürfen. Für RTL und Sat.1 entwickle ich gerade jeweils eine neue Primetime-Serie. Markus Brunnemann und ich kümmern uns aber auch stark um serielle Formate für die Access Prime und die Daytime. Für die UFA Fiction ist es strategisch wichtig, dass wir als Geschäftsführer auch klar für Serie stehen.

"Für RTL und Sat.1 entwickle ich gerade jeweils eine neue Primetime-Serie. Wir kümmern uns aber auch stark um die Access Prime und die Daytime"

Joachim Kosack, UFA Fiction


Im Markt ist das Gerücht zu hören, dass Sie möglicherweise als Geschäftsführer von der UFA Fiction zur UFA Serial Drama wechseln.


Nein, ein solcher Schritt steht nun wirklich nicht an. Warum auch? Das würde gar keinen Sinn machen. Wir arbeiten ohnehin sehr eng zusammen. Wir sprechen uns genau ab, wer mit welchem Format wohin geht. Das hat bei der UFA durchaus Tradition. Schon bei "Bianca – Wege zum Glück" war es 2004 so, dass ich das Projekt bei teamWorx inhaltlich entwickelt und ans ZDF verkauft hatte, die Durchführung dann aber bei Grundy UFA, der heutigen UFA Serial Drama, lag. Das gleiche Spiel gab es bei "Verliebt in Berlin" mit Markus Brunnemann und der Phoenix Film. Warum sollten wir das heute anders machen? Wenn wir als UFA Fiction wirklich in eine tägliche fiktionale Produktion kämen, würden wir das immer zusammen mit den Kollegen der UFA Serial Drama machen.

Herr Kosack, herzlichen Dank für das Gespräch.