­Herr de Mol, ist ein alter Hase wie Sie noch nervös vor einem solchen Sendestart?

Ja, das bin ich fast immer, wenn neue Shows starten – ganz besonders bei so großen Projekten wie "Newtopia". Zudem weiß ich, wie wichtig dieses Format für Sat.1 ist. Dadurch fühle ich noch mehr Verantwortung. Es ist nicht so schlimm, dass ich nicht schlafe, aber nervös bin ich schon.

Wie viel hängt denn für Talpa vom Erfolg in Deutschland ab?

Genauso viel. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, damit es ein Erfolg wird. Für Reality-Shows braucht man auch ein bisschen Glück. Aber alles, was wir in der Hand haben, soll zu hundert Prozent stimmen.

Was genau tun Sie, damit es hier so läuft wie in den Niederlanden und nicht wie in den USA?

Der Misserfolg von "Utopia" in den USA hat in erster Linie damit zu tun, dass das Format bei Fox nur einmal in der Woche lief. Heute bedauere ich, dass ich mich damit einverstanden erklärt habe. Ich glaube wirklich, dass Reality-Formate wie früher "Big Brother" oder jetzt "Utopia" eine neue Form von Daily Soap sind – nur eben mit echten Menschen. Und die ständige Entwicklung dieser Charaktere will man eben täglich weiterverfolgen, nicht nur einmal in der Woche.



Ihr Hauptfehler war also, dass Sie Fox nicht von einer höheren Frequenz überzeugen konnten?

Ja, wobei das in Amerika ziemlich schwer ist, weil ein Network wie Fox ja nur drei Stunden Originärprogramm pro Abend hat.

Die US-Presse hat durchaus auch Casting und Inhalte kritisiert. Ziehen Sie sich den Schuh an?

Teilweise. Bei jedem Casting ist es schwer vorauszusehen, wie genau sich Menschen später verhalten werden, wenn es wirklich ernst wird. Selbst wenn man mit intensiver psychologischer Unterstützung castet, erlebt man mitunter negative Überraschungen. Hinzu kommt, dass Fox ein Sender ist, der gerne mal die Grenzen auslotet. In der ersten Woche von "Utopia" ist die Grenze meines Erachtens ein paar Mal überschritten worden. Ob so etwas den Erfolg beeinflusst, weiß man leider immer erst hinterher.

Macht sich der US-Flop für Sie im internationalen Formatvertrieb bemerkbar?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt noch immer viele Länder, in denen wir aktuell über "Utopia" verhandeln. Das Format läuft in den Niederlanden und der Türkei, es startet jetzt in Deutschland und in den nächsten zwei Monaten in China. "Utopia" ist so ein aufwendiges, kompliziertes Projekt, dass kein Sender das mal eben so kauft. Natürlich ist eine erfolgreiche Performance in großen TV-Märkten wie den USA oder Deutschland sehr wichtig, um auch im Rest der Welt damit Erfolg zu haben.

Das heißt im Umkehrschluss: Nach dem schnellen Aus bei Fox sind manche Sender zögerlicher geworden, die zuvor Interesse bekundet hatten.

Leider ja. Wobei ich schon glaube, dass die meisten TV-Profis verstanden haben, dass die Sendestruktur in den USA nicht optimal war und dass man das mit einer täglichen Ausstrahlung nicht vergleichen kann.

"Man wird keinen Erfolg haben, wenn man permanent Angst vor Flops hat"

John de Mol


Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen. Aber sollte es in Deutschland nicht so funktionieren wie von Ihnen erhofft, dann hätten Sie ein ernsthaftes Problem im weiteren internationalen Vertrieb. Richtig?

Das stimmt wohl. Aber "Utopia" ist eines von 15 bis 20 Formaten, die wir jedes Jahr neu im Vertrieb haben. Zum Glück gibt es da immer ein paar Formate, die gut laufen. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass man keinen Erfolg haben wird, wenn man permanent Angst vor Flops hat. Wir sind durchaus risikobereit, weil man Risiken eingehen muss, um überhaupt neue große Erfolge landen zu können.