Herr Wagner, zwei Jahre frei empfangbarer Disney Channel in Deutschland. Sind Sie da, wo sie sein wollten nach zwei Jahren?

Ich könnte eigentlich kaum zufriedener sein: Wir haben uns im zweiten Jahr unseres Bestehens den zweiten Platz im privaten Kinder-TV-Markt erobert und Nickelodeon überholt. Das ist eine hervorragende Bilanz für 2015. Bei den 10- bis 13-jährigen Mädchen sind wir in der Daytime sogar Marktführer. Das liegt natürlich zum großen Teil an unserem Ausnahmeformat „Violetta“, das uns da extrem schnell relevant gemacht hat. Aber nicht nur in der Daytime haben wir eine schöne Steigerung erreicht, sondern auch in der Primetime mit 1,1 Prozent Jahresmarktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen ein zweistelliges Wachstum hingelegt. Bei den Frauen sind wir sogar bei 1,4 Prozent gelandet. Und ganz aktuell freuen wir uns über den Erfolg der am Nachmittag eingeführten „Schlümpfe“ in einer digital überarbeiteten Fassung. Der Serienstart am vergangenen Montag hatte knapp 20 Prozent Marktanteil bei den Kindern (3-13).

Das klingt so zufrieden. Disney arrangiert sich mit der Rolle des Zweitplatzierten unter den privaten Kindersendern?

Wir sehen noch sehr viel Potenzial im Disney Channel. Wenn wir uns den „Disney Channel Lieblingsfilm-Tag“ anschauen, dann haben wir an jenem 4. Advent einen Vorgeschmack darauf bekommen, was möglich ist. Wir haben mit dem Kurzfilm "Die Eiskönigin: Party-Fieber“ zum Disney-Kinoerfolg „Frozen“ 21,1 Prozent Marktanteil bei den 3- bis 13-Jährigen und mit der Ausstrahlung von „Rapunzel - Neu verföhnt“ 4,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt. Danach lieferte der Kurzfilm „Rapunzel - Verliebt, verföhnt, verheiratet“ mit 5,5 Prozent sogar eine neue Rekordquote in der Primetime. Immer wenn der Disney Channel bietet, was die Marke Disney verspricht, ist noch viel drin. Und ich bin mir sicher, dass wir und unsere Zielgruppe mit dem erfolgreichsten Disney-Animationsfilm aller Zeiten - „Frozen“ - und der Welt drum herum noch viel Spaß haben werden. Besonders natürlich die Mädchen.

Dass Disney bei Kindern funktioniert, ist durchaus erwartbar, aber wie sieht es bei den Erwachsenen aus?

Das unterscheidet uns vom Mitbewerber Super RTL: Wir haben uns entschieden unter einer Marke aufzutreten und das sowohl tagsüber als auch am Abend - und das ist die starke Marke Disney. Diese Strategie ist aus unserer Sicht voll aufgegangen und demonstriert, dass Disney nicht nur im Kinder- und Familiensegment punktet, sondern auch Erwachsene anspricht.

Nochmal Stichwort Disney und Erwachsene. Gerade feiert Disney mit „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ den erfolgreichsten Film aller Zeiten. Davon hat der Disney Channel aber nicht viel.

Wir haben schon Einiges getan, um den Disney Channel mit dem neuen „Star Wars“-Film und der Vorfreude darauf zu verbinden. So zeigen wir die TV-Verlängerung „Star Wars Rebels“. Die Animationsserie ist sowohl in der Primetime als auch Daytime sehr gut gelaufen. Und am Tag vor dem Kinostart haben wir mit dem von Steven Gätjen präsentierten Special „Die 10 größten Star Wars Momente - bis jetzt!“ auf den Film eingestimmt. Der Rankingshow ging ein Online-Voting voraus. Heraus kamen 1,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, was für uns ein hervorragender Wert ist. Also würde ich schon sagen, dass wir von „Star Wars“ profitieren und dies für den Sender zu nutzen wissen.

Wie viel haben Sie in den vergangenen zwei Jahren über das deutsche TV-Publikum gelernt?

Wir haben viel gelernt in diesen ersten zwei Jahren - durch die Quote, aber auch via Social Media. Unsere Eigenproduktion „Disney Magic Moments“ war im Dezember parallel zur TV-Ausstrahlung immer in den Trending Topics auf Twitter. Bei Facebook stehen wir mittlerweile bei 510.000 Fans. Das sind weit mehr als dreimal so viel wie bei Super RTL und selbst mehr als zum Beispiel das ZDF hat. Daraus lesen wir, dass das Grundinteresse an dem, was der Disney Channel anbietet, sehr groß ist. Wir sehen auch, aber nicht nur unter diesen Fans noch viel Potenzial, Sympathien für Disney auch in TV-Quote umzusetzen. Dafür arbeiten wir kontinuierlich am Programm und ändern ggf. auch einen eingeschlagenen Kurs.

Haben Sie ein Beispiel dafür?

Wir werden das Spielfilmangebot ausweiten. Den Dienstag bauen wir nach den „Disney Magic Moments“ um und machen aus einem bisher weitgehend mit Serien bespielten Abend dann einen Film-Slot mit Abenteuerfilmen und fantastischen Geschichten mit Titeln wie „Die drei Musketiere“, „Hidalgo“ oder „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“. Wir setzen aber auch weiterhin auf Serien wie „Gilmore Girls“ oder „Pushing Daisies“. Comedy und Sitcom haben sich für uns als sehr dankbar erwiesen. Es gibt auch weiterhin TV-Serien in deutscher Erstausstrahlung wie beispielsweise „Finding Carter“ ab Februar. Dann haben wir ebenfalls ab Februar neu „Die Goldbergs“ im Programm.

Wie sieht es mit Eigenproduktionen für die Kernzielgruppe Kinder aus - also mal abseits von den „Disney Magic Moments“?

Im Frühjahr zeigen wir die finale Staffel unserer preisgekrönten deutschen Eigenproduktion „Binny und der Geist“. Da sind wir gerade in den letzten Schritten von Produktion und Marketing. Auf die Ausstrahlung freuen wir uns sehr. So einen Erfolg würden wir natürlich gerne wiederholen, aber das lässt sich nicht auf dem Papier planen. Wir halten aber die Augen offen nach möglichen neuen Ideen für eine deutsche Disney-Eigenproduktion. Außerdem ist der deutsche Disney Channel auch an internationalen Koproduktionen beteiligt, beispielsweise bei der TV-Serie zu Luc Bessons beliebter Filmreihe „Arthur und die Minimoys“.

Sie sprachen vorhin mal so explizit vom „privaten Kinder-TV-Markt“. Spielt der Ki.Ka in der Wettbewerbsbetrachtung keine Rolle?

Natürlich betrachten wir den Ki.Ka inhaltlich als Wettbewerber um die Gunst der Kinder. Da haben Ki.Ka und der Disney Channel sogar eine Gemeinsamkeit: Beide Sender wecken bei den Eltern - die in Deutschland stark darauf achten, was konsumiert wird - klare Erwartungshaltungen. Das ist beim Ki.Ka der öffentlich-rechtliche Hintergrund und bei Disney eine klare und seit Jahrzehnten bekannte Marke. In der wirtschaftlichen Betrachtung fällt der Ki.Ka dann natürlich aufgrund seiner Werbefreiheit weg.

Bleiben wir beim Thema Werbung. Wie läuft die Vermarktung des Disney Channels?

Wir sind mit der Werbeauslastung sehr zufrieden, besonders im letzten Quartal 2015 gab es eine besonders starke Nachfrage in der Day- sowie Primetime. Das war mehr als der im Kindermarkt vor Weihnachten ohnehin zu beobachtende, saisonale Effekt. Weihnachten ist einfach Disney-Zeit. Wir haben unsere internen Umsatzziele übertroffen. Unser Vermarkter Disneymedia+ konnte im vergangenen Jahr erfreulicherweise auch eine große Anzahl an Neukunden für den Disney Channel gewinnen - darunter MediaSaturn, Ikea, Unilever und Iglo -, die uns als Ergänzung für ihren Mediaplan entdeckt haben.

Lezte Frage: Wann kommt eigentlich das in Großbritannien eingeführte VoD-Angebot Disney Life nach Deutschland?

Dazu können wir derzeit keine Aussage treffen außer darauf zu verweisen, dass es in Großbritannien sehr erfolgreich gestartet ist und im Laufe des Jahres in weiteren europäischen Ländern starten wird. Der Disney Channel ist 2014 aber bereits als Plattform-unabhängiges Angebot gestartet und via kostenloser App und im Internet gibt es einen Live-Stream und ausgewählte Inhalte auf Abruf zu sehen. Unsere Disney-Channel-App wurde bereits knapp zwei Millionen Mal installiert und allein im Dezember konnten wir über die App laut IVW-Messung knapp 2,3 Millionen Views generieren und damit u.a. auch die Abrufzahlen von Apps großer Privatsender der ersten Generation weit übertreffen.

Herr Wagner, herzlichen Dank für das Gespräch