Herr Gottschalk, wenn ich die Plakate für Ihre neue Show "Little Big Stars" sehe, dann sehe ich ganz groß: Sie. Geht es in der Show um Sie oder um die Kinder?

Sat.1 versucht ein neues Format mit einem bekannten Gesicht zu bewerben. Aber in der Show läuft das anders rum. Da sind die Kinder ganz groß und manchmal bin ich es, der um Fassung ringt. Die wollen nicht immer so wie der Moderator will und das macht den Reiz der Veranstaltung aus.

Wie kamen Sie zu der Show?

Wie die Dinge meistens bei mir zustande kommen: Ziemlich entspannt. Ich kannte die US-Version bereits, als Sat.1 mit dem Angebot um die Ecke kam. Kinder, die was können, ein Moderator, den alle kennen. Könnte klappen.

Die Show setzt auf Leistungen von Kindern. In den USA sind da manche Talente dabei, die in Deutschland nicht so akzeptiert würden. Das macht es vermutlich schwieriger, eine große Bandbreite zu bekommen...

Das haben wir schon im Vorfeld besprochen. Geschminkte Kindermodels und kleine Opfer übermotivierter Eltern wollte weder der Sender noch ich. Manche Kandidaten waren mir für ihr Alter zwar etwas zu ernsthaft, aber das hab ich locker ausgeglichen.

"Little Big Stars" läuft bei Sat.1, dabei waren Sie zuletzt bei RTL zuhause. Toben Sie sich nach der langen Ehe mit dem ZDF jetzt aus?

In meinem Beruf verliebt man sich nie in einen Sender, sondern immer in eine Idee. Mal hält die Liebe länger, mal verglüht sie schneller. Ein Risiko bleibt es immer, für beide Seiten.

Bei RTL nimmt man Ihnen den Wechsel nicht übel?

Haben Sie was in der Richtung gehört? Ich nicht. Wenn “Little Big Stars” bei RTL gelandet wäre, hätte ich es auch dort gerne moderiert. Falls man mir das angeboten hätte.

Über die Zukunft von "Mensch Gottschalk" bei RTL gab es zuletzt unterschiedliche Aussagen. Können Sie Licht ins Dunkel bringen?

Licht ins Dunkel zu bringen ist meine Lebensaufgabe. Aber die Gegenwart ist mir wichtiger als die Zukunft. Sicher ist, dass ich “Mensch Gottschalk” am 28.5. bei RTL moderieren werde. Ich finde diesen Gemischtwarenladen am Sonntagabend durchaus attraktiv. Diesmal haben wir Jean Paul Gaultier, Sahra Wagenknecht und Helene Fischer im Programm. Ich liebe diese Achterbahnfahrten. Beim letzten Mal hatten wir Nena, Martin Schulz und den Mercedes-Boss gemeinsam mit Niki Lauda. Das Publikum hatte sich aber mehrheitlich für die Hochzeit von Daniela Katzenberger entschieden. Das muss man akzeptieren.

Thomas Lückerath und Thomas Gottschalk© DWDL

DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath und Thomas Gottschalk in Santa Monica

"Die 2" - Ihre Show mit Günther Jauch und Barbara Schöneberger - geht aber erstmal weiter?

Ja, das ist zwar keine Hochzeit, aber der Blick in eine späte Ehe. Weder Günther noch ich denken an Scheidung, höchstens ab und zu an Mord.

Ein Vorabend-Experiment im Ersten, Juror beim "Supertalent", Radio beim BR, jetzt eine Show für Sat.1. Ihre beruflichen Entscheidungen wirken sehr impulsiv. Was braucht es, um Sie für ein Projekt zu gewinnen?

Es muss mir sympathisch sein und die Leute, die es mir präsentieren, möglichst auch. Dann bin ich schnell Feuer und Flamme. In einem Song von Neil Young heißt es: "It’s better to burn out, than to fade away". Noch brenne ich und mache lieber Fehler, als gar nichts. Im Moment bin ich mit meiner Situation sehr zufrieden.

Beim "Supertalent" haben Sie im Anschluss kritisiert, dass die Show keine Show gewesen sei sondern nachher im Schnitt montiert wurde. Das ist doch bei "Little Big Stars" nicht anders, oder?

Aber diesmal können sie mich nicht rausschneiden. Ich musste mich in der neuen Welt des Fernsehens erst mal zurecht finden. Bei mir war immer alles live. Heute wird viel mehr gestaltet. Standing ovations, weinendes Studiopublikum und schluchzende Geigen als Hintergrundmusik. Sonst merkt der Zuschauer zuhause eventuell gar nicht, dass er jetzt heulen soll.

Was bereuen Sie eigentlich mehr: "Supertalent" oder das Vorabend-Abenteuer im Ersten?

Bereuen muss ich gar nichts. Es ist mir den Sendern gegenüber unangenehm, dass ich in beiden Fällen nicht das geliefert habe, was man von mir erwartet hatte. Ich bin durchaus zur Selbstkritik fähig und auch in meinem Job ist man nachher immer schlauer.

Okay, diplomatisch geantwortet. Aber Dieter Bohlen und Sie - das wird wohl keine große Freundschaft mehr...

Und was ist die Frage dazu? Der Dieter ist wie er ist. Irgendwie find ich ihn auch Klasse, aber ein Teamplayer ist er nicht und das wird er auch nicht mehr.

Sie waren stets Akteur, aber nie Produzent. Viele Kollegen wollten mehr Kontrolle und haben ihre Shows irgendwann selbst produziert. Hat Sie das nie gereizt?

Ich kann besser reden als rechnen.

Sie haben auch kein Management. Entscheiden im Alleingang. Heutzutage eine Seltenheit...

Der Sinn eines Managers war mir nie klar. Solange ich noch bei Sinnen bin, entscheide ich selber wo's lang geht und löffle notfalls die Suppe aus, die ich mir eingebrockt habe. Und wenn ich nicht mehr weiß, wo's lang geht, brauch' ich keinen Manager, sondern einen Pfleger.