Mit "The Last Tycoon" hat Amazon nach "Z: Beginning of Everything" nun die nächste Serie in der Pipeline, die ohne den weltberühmten Autor Scott Fitzgerald heute nicht existieren würde. Während es in "Z" jedoch vor allem um seine Frau Zelda geht, wird sich "The Last Tycoon" mit Fitzgeralds unvollendetem letzten Roman beschäftigen. In der Hauptrolle wird Matt Bomer zu sehen sein, den so mancher noch aus seiner sechsjährigen Präsenz in "White Collar" kennen dürfte. Wir haben uns mit ihm über sein neuestes Projekt unterhalten, dass nach der ersten Staffel jedoch bereits ein jähes Ende fand. Damit findet die Serie übrigens das gleiche Schicksal, wie auch "Z: The Beginning of Everything". 

Mr. Bomer, nach "White Collar" haben Sie sich mit "American Horror Story" in ein für Sie komplett neues Gebiet gewagt. Nun folgt mit "The Last Tycoon" das nächste Projekt in ihrer Vita, das Sie in einem anderen Licht darstellt. Warum genau haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

So etwas ist immer schwer zu beantworten, da ich denke, dass so etwas selten auf eine klare Entscheidung zurückzuführen ist. Bei "The Last Tycoon" begann alles damit, dass ich, weit bevor mir diese Rolle angeboten wurde, Nathanael Wests "The Day of the Locust" gelesen habe. In seinem Roman geht es Personen, die am Rande der Filmindustrie in Hollywood arbeiten und wie sehr sie ihrem Dasein fristen, da sich einfach kein Erfolg einstellen möchte. Ich habe also begonnen, selbst darüber nachzudenken, wie meine Karriere weiter gehen soll und inwiefern sich Kunst und Kommerz in dieser Branche vereinen lassen. Zum ungefähr gleichen Zeitpunkt hat sich dann Billy Ray bei mir gemeldet, ein guter Freund, der bereits das Drehbuch für "Flighplan" geschrieben hat, meinem damaligen Debütfilm. Wir setzten uns also zusammen, er erzählte mir von der Idee hinter dem Projekt und ich fing an zu überlegen.

Sie waren also nicht sofort überzeugt?

Nein, nicht von Beginn an. Tatsächlich hatte ich es nach "White Collar" gar nicht so eilig damit, schon wieder der Hauptdarsteller in einer episodischen Erzählung zu werden. Ich hatte aber schon immer eine gewisse Faszination für F. Scott Fitzgerald und sein Leben und empfand es als einen Schicksalsschlag, dass diese Serie von Amazon mir zu genau diesem Zeitpunkt über den Weg lief, als ich so intensiv darüber nachgedacht habe, inwiefern man Kunst mit Kommerz verbinden kann. Am Ende des langen Gesprächs, das ich mit Billy hatte, konnte ich also einfach nicht nein sagen.

Wie nervenzereissend ist es eigentlich, wenn man erst einmal den Piloten dreht und dann abwarten muss, ob man überhaupt für eine ganze Staffel geordert wird?

Gar nicht so sehr, wie man das vielleicht erwartet. Erstens habe ich ja noch andere Sachen zu tun, als mir ganze Zeit den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es nun weiter geht oder nicht. Zweitens haben ich und mein Team so die Zeit dafür, uns die Pilotfolge noch einmal ganz in Ruhe anschauen zu können. In der Zwischenzeit haben wir die Szenen intensiv analysiert, was dafür gesorgt hat, dass wir uns am Ende wirklich zu hunderprozent einig sind, wo wir mit der Geschichte und den Figuren hin wollen.

Spannend ist auch, wie relevant eine Geschichte, die vor so vielen Jahren geschrieben wurde, auch heute noch ist.

Absolut! Ich war richtig geschockt wie die Dialoge, die wir in der Serie über Immigration, Sexismus und Diskriminierung halten, genauso gut in einer Serie passen würde, die im Jahr 2017 spielt. Es ist wirklich traurig. Ich denke und hoffe "The Last Tycoon" kann da, genauso wie zuletzt "American Gods", zum Nachdenken anregen.

Sie selber spielen den Filmstudio-Manager Monroe, der nach einem raschen Aufstieg in der Branche feststellen muss, dass es auch schnell wieder abwärts gehen kann. Das klingt nach einer Figur, in die sich ein Schauspieler womöglich besonders leicht einfühlen kann.

Das mag sein. Monroes Charakter war dennoch eine große Herausforderung für mich. Das lag vor allem daran, dass er in beinahe jeder Szene dabei ist – aber dennoch mysteriös wirken soll. Außerdem ist er eine Person, die zwar dramatischen Erfolg zu verbuchen hat, innerlich aber nicht wirklich erfüllt scheint. Für jemanden wie mich, der gerne gute Laune versprüht, ist es gar nicht so einfach, dass auszustellen. Eine der besten Szenen, die Monroe für mich am idealsten beschreibt, ist diese: Als er seine Mutter anruft, wird erläutert, was er alles dafür geopfert hat, dahin zu kommen, wo er jetzt ist. Er ist jemand, der den amerikanischen Traum jagt, wie kaum ein anderer. Doch inwiefern kann man das mit glücklich sein verbinden? Ich bin gespannt, was die Zuschauer dazu sagen.

Die erste Staffel von "The Last Tycoon" endet mit einer Menge Fragezeichen. Finden Sie, eine Serie muss immer alle Fragen beantworten, bevor sie endet? (Anm. d. Red.: Das Interview wurde vor der Nachricht, dass die Serie eingestellt wird, geführt)

Die Serie könnte tatsächlich so enden. Es wäre ein tragisches, absolut trauriges Ende, aber ich fände es auch so absolut umwerfend. Außerdem bin ich schon über 20 Jahre im Geschäft und bin mir im Klaren darüber, dass nicht jedes Projekt fortgesetzt wird. Ich mache meinen Job als Schauspieler und hoffe, dass ich ihn gut mache. Billy ist derjenige, der für die Vision und die Geschichte zuständig ist.

Das klingt wirklich nicht so, als ob Sie ein Problem damit hätten, wenn nach Staffel eins Schluss ist.

Irgendwann hat man einfach keine verrückten Erwartungen mehr. Filme machen ist ein Geschäft und wenn die Zahlen nicht stimmen, hat auch die Kunst keine Chance. Außerdem habe ich mir sowieso vorgenommen, mal etwas kürzer zu treten und mir eine Auszeit zu gönnen. Zeit mit der Familie zu verbringen. Bei den nächsten Angeboten, die ich bekommen werde, werde ich sehr pingelig sein. Außerdem werde ich in einigen Wochen bei einer Folge "American Crime Story: Versace" die Regie übernehmen. Da bin ich wirklich verdammt gespannt, wie sich die Rolle hinter der Kamera anfühlt und wie sehr ich diese Herausforderung meistere.

Vielen Dank für das Gespräch, Mr. Bomer!

Die erste und letzte Staffel von "The Last Tycoon" steht ab sofort auf Amazon zur Verfügung