Herr Schröder, haben Sie dem 16-maligen Darts-Weltmeister Phil Taylor eigentlich schon für das quotenstarke Geburtstagsgeschenk gedankt?

Ich persönlich habe mich noch nicht bedankt, aber unsere Darts-Kollegen Elmar Paulke und Sascha Bandermann haben schon das getan. Es gibt tatsächlich nichts Schöneres, als einen 25. Geburtstag mit einem WM-Finale und fast drei Millionen Partygästen auf unseren TV- und Digitalkanälen zu feiern. Die Inszenierung hätte jedenfalls kaum besser sein können, auch wenn ich Phil Taylor den 17. Titel zum Abschied noch einmal gegönnt hätte.

Sie sind seit 1993 an Bord des Senders. Wie kamen Sie damals eigentlich zum DSF?

Ich bin gelernter Industriekaufmann. Das hat mich allerdings nie so elektrisiert wie der Sport. Im Mai 1993 habe ich daher ein Praktikum im DSF-Außenstudio Essen gemacht, wo ich erstmals Blut leckte. Das Privatfernsehen steckte noch in den Kinderschuhen und wer damals dabei war, bekam auch seine Chance. Ein bisschen Glück kam bei meinem Start auch dazu: Den erlebte ich nämlich auf der Equitana, der Reitsportmesse in Essen, auf die man mich geschickt hatte [lacht]. Dort lernte ich Bernd Schuster kennen, der zufällig mit einem seiner Pferde vor Ort war – und ich hatte die Exklusiv-Story, dass er wieder zurück in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen kommt. So knüpfte ich meine ersten Kontakte.



Das DSF ging damals aus dem beliebten Tele 5 hervor, das Leo Kirch kaufte, weil er darin eine Konkurrenz für sein ProSieben sah. Wie hat man sich den Sender von damals vorzustellen?

Das war ein Sender mit dem Ziel, sich im Sport zu etablieren. Mit dem Schwerpunkt Tennis hat das auch ganz gut funktioniert. Hinzu kam Basketball mit der Bundesliga – der ersten Liga, die das DSF damals zeigte – und der NBA mit Superstars wie Michael Jordan, Charles Barkley oder Shaq O’Neal. Das war eine coole Zeit. Im Wesentlichen bestand der Sender aus einer Truppe junger Wilder, größtenteils ohne TV-Erfahrung. Mein Start fiel damals zusammen mit dem von Frank Buschmann, der von Radio Hagen kam und mit dem ich unter anderem als Leiter verschiedener Liveformate über 500 Sendungen zusammen gemacht habe. Das hat großen Spaß gemacht, auch wenn wir alle gar nicht so recht über Belastung oder geregelte Arbeitszeiten nachdachten. Wir waren einfach stolz, mittendrin zu sein.

Schon zwei Jahre nach dem Sendestart lief erstmals der "Doppelpass". Ohne den könnten Sie heute zumachen, oder?

Zumachen bestimmt nicht, aber natürlich ist der "Doppelpass" als originäre Formatidee aus unserem Haus zu einem wichtigen Aushängeschild geworden – und nicht wenige behaupten, ihn erfunden zu haben. Der Mann, der ihn wirklich erfand, war Kai Blasberg. Er war damals Programmverantwortlicher und wollte unbedingt einen Fußball-Talk haben. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie die Redaktion und auch ich selbst anfangs nicht begeistert war von der Idee, jeden Sonntagmorgen zum Flughafen fahren zu müssen. (lacht) Aber wenn man sieht, was sich daraus entwickelt, hat sich das mehr als gelohnt.

Was macht Sie besonders stolz?

Mich freuen die Rekord-Quoten, die die Sendung in der Bundesliga-Hinrunde 2017/18 holte. Und man darf auch nicht vergessen, dass der "Doppelpass" in 22 Jahren nur drei Moderatoren hatte, von denen Rudi Brückner der erste war – der auch für mich persönlich als Ziehvater eine große Rolle spielte. Er brachte damals eine ganz eigene Form der Gästebefragung ein und legte letztlich den Grundstein für den bis heute anhaltenden Erfolg.

"Geschadet hat uns die neue Konkurrenz offensichtlich nicht."
Olaf Schröder über das Duell zwischen "Doppelpass" und "Wontorra"

Ausgerechnet sein Nachfolger macht Ihnen heute Konkurrenz. Ärgerlich, oder?

Nein. Jörg Wontorra war elf Jahre lang unser "Doppelpass"-Moderator und wir hatten zusammen eine großartige Zeit. Mit seiner Erfahrung und Vergangenheit hat er das Format noch einmal spürbar nach vorne gebracht. Aber als wir damals gemeinsam entschieden, die Ära zu beenden, habe ich auch nicht damit gerechnet, dass er noch einmal an anderer Stelle einen Talk moderieren würde. Auf der anderen Seite belebt der wöchentliche Kampf um Gäste und Themen das Geschäft – geschadet hat uns die neue Konkurrenz ja offensichtlich nicht. Abgesehen davon ist es Thomas Helmer gelungen, die Glaubwürdigkeit der Sendung auch durch seine Vergangenheit als Fußballprofi noch einmal auf ein anderes Level zu heben.

Was hat Thomas Helmer, was Boris Becker nicht hat? Der moderierte im DSF schließlich auch mal eine Talkshow.

Ein direkter Vergleich ist müßig. Fest steht, dass Thomas Helmer ein exzellenter Journalist geworden ist. Er hat die Fähigkeit, seinen Gästen die Informationen zu entlocken, die Fußball-Deutschland interessieren. Boris Becker hatte den Nachteil des Genres. Während der Fußball die Massen bewegt, befinden sich Tennis und auch andere Sportarten, die früher mehr im Fokus standen, hierzulande nicht mehr so sehr im Brennpunkt.