Wurde Ihnen das Thema vorgeschrieben?

Nein. Warner ist nur mit den Ansinnen auf mich zugekommen, eine deutsche Serie für Amazon Prime machen zu wollen. Das Thema habe ich mir selbst in nächtelanger Arbeit ausgedacht.

Und bei der Umsetzung haben Sie die legendäre Narrenfreiheit der Streamingdienste genossen?

Narrenfreiheit würde ich nicht sagen. Aber ich war wirklich überrascht, wie viel Vertrauen mir geschenkt wurde. Wo man schwere See anderswo gern umschifft, durfte ich hier mitten hinein steuern, alle Risiken inklusive. Das waren schon deshalb ungewöhnlich große Freiräume, weil ich zuvor noch keine Serie gemacht hatte. Im deutschsprachigen Raum braucht man normalerweise schon sehr viel Glück, Talent und Geld, um mal einen Arthaus-Film wie „Toni Erdmann“ zustande zu bringen, der dann in der Regel nur einige zehntausend Zuschauer erreicht. Hier ist das Kräfteverhältnis zwischen Kreativität und Investment ein völlig anderes.

Auch, weil es neue Zielgruppen erreichen kann?

„BEAT“ ist definitiv für jüngere Zuschauer als bei den Öffentlich-Rechtlichen üblich geeignet. Aber auch die älteren werden von dieser Subkultur mit ihrer sexuell extrem befreiten, drogenschwangeren Atmosphäre angesprochen.

Mussten Sie die künstlich erzeugen oder wächst so was in einem authentisch nachgebauten Technoclub organisch?

Letzteres. Als Regisseur stellt man ohnehin nur Weichen. Es ist ein Irrglaube, wir könnten die Darsteller wie Marionetten durch das Set bewegen. Für mich wäre es daher ein Alptraum gewesen, diesen Raum mit Menschen zu füllen und zum Tanzen animieren zu müssen. Weil die Serie auch daran gemessen wird, wie glaubhaft die Clubszenen sind, habe ich von Anfang an gesagt: wir machen eine Party und drehen dabei, nicht umgekehrt.

Wie darf man sich das vorstellen?

Wir haben rund 500 Komparsen einzeln aus der Techno- oder Fetisch-Szene und einfach feiern lassen, die Musik permanent am Anschlag. Die haben deshalb wirklich gefeiert – mit allem, was dazu gehört. Als wir ihnen erklärt haben, dass wir den Sound in den Drehpausen nicht abdrehen, gab es frenetischen Jubel. Am Ende haben die uns applaudiert, nicht wir denen. Bevor wir Bild und Spiel für einen sauberen Ton trennen, lasse ich lieber die 20 Sätze während der Party synchronisieren.

Haben Sie das erste Mal so realistisch gedreht?

Ja.

Werden Sie jetzt immer…

Ja!

Darf ich für dieses Format noch um ein Versprechen bitten?

Gern.

Als Alexander Fehling einem Mafiosi kurz vorm Zusammenstoß Kaffee kocht, bleibt die Kamera ohne Schnitt, ohne Ereignis, ohne Sound minutenlang auf ihm haften. Versprechen Sie, dass diese Ruhe in der Post-Produktion nicht dem üblichen Zappelschnitt zum Opfer fällt?

So arbeite ich seit meinem „Polizeiruf“ vor zwei Jahren immer, weil ich seither noch mehr an die starke Einstellung glaube. Von daher ja – ich verspreche es!