Es kommen schon viele Vergleiche zu Harald Schmidt und Stefan Raab. Wie sehr nervt so etwas, wenn man etwas Neues machen will?

Ach, das nervt mich nicht. Das Feld derer, die abends um 23 Uhr eine Sendung mit einer ähnlichen Herangehensweise gemacht haben, ist dünn besiedelt. Egal ob man da Stefan Raab, Harald Schmidt oder Jan Böhmermann als Vergleich heranzieht, ich finde das überhaupt nicht schlimm und auch total nachvollziehbar.

Gibt es eigentlich Zielvorgaben von ProSieben für die Sendung?

(lacht) Nein, das haben wir uns jetzt abgewöhnt. Wir sind bei ProSieben jetzt so richtig hippiemäßig drauf: Hauptsache es macht allen Bock. Auch der neue ProSiebenSat.1-CEO sieht das so. Also vermute ich. 

Der hofft wohl, dass "Late Night Berlin" das Ding des Jahres wird, oder?

Ja, zumindest das zweite Ding des Jahres. Das erste hat ja schon funktioniert, da wurde für uns eine Tür aufgestoßen. Da rennen wir jetzt nur noch durch.

Und beim Sendeplatz kann ja auch gar nichts schiefgehen, oder? "Circus Halligalli" war am Montagabend auch lange erfolgreich. Vorher läuft "Big Bang Theory" - was auch sonst.

Absolut. Ich bin da in einem Top-Umfeld und erscheine im Piratensender zwischen Wiederholung 4 und 5. Ich will schon, dass sich die Zuschauer erschrecken, wenn ich da plötzlich bin. Das Umfeld liegt mir. Ich bin ein großer Nerd, das wissen hier im Büro alle. Ich habe immer die neuesten Gadgets und Apps, und kenne mich sehr gut im Cyberspace aus. 

Apropos Cyberspace. "Late Night Berlin" ist auch bei Vero.

Genau, Vero am Mittag ist das neue Ding. Abgesandte von Gewaltherrschern bieten dort eine Art Abo-Instagram an, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich werde mir das von den Zwölfjährigen, die das bei uns einrichten, nochmal genau erklären lassen müssen.

Wie lautet eigentlich deine Bestandsaufnahme der deutschen Comedy-Landschaft?

Das kann ich gar nicht sagen und möchte keine Wertung abgeben, weil ich da ja eigentlich gar nicht zuständig bin. Ich hatte immer das Gefühl, keine Comedy zu machen sondern Unterhaltung. Vermutlich läuft es gut im Comedybereich. Es schauen ja viele Leute und alle Stadien sind ausverkauft. Chris Tall hat die Zeit seines Lebens.

"Wir haben in Berlin kein Studio gefunden und sind deshalb nach Potsdam gegangen. Günther Jauch leiht uns jetzt jeden Montag den goldenen Schlüssel der Stadt."

Ich frage, weil du im "Zeit Magazin" gefragt wurdest, worüber du dich aufregst. Du hast mit "Comedy" geantwortet.

Ja, viele Comedy-Programme bestehen daraus, die Zuschauer zu fragen ob die irgendwas auch schon einmal erlebt oder gemacht haben. Da haue ich mich jetzt nicht automatisch jedes Mal vor Lachen in die Ecke. 

In dem Interview hast du auch gesagt, Kai Pflaume sei ein großer deutscher Influencer. Ernst oder Ironie?

Guck dir doch mal sein Instagram-Profil an, da würde man sich wünschen, dass das Ironie wäre. Fit wie ein Turnschuh sorgt er dafür, dass selbst Marken wie "Supreme" irgendwann in den ländlichen Raum gelangen. Er ist ja gerade wieder als Deutschlands schönster Moderator gewählt worden, er weiß seine Sexyness im Markt zu platzieren. Ist doch geil. Ich bin vermutlich nur auf Platz 400 und liege mit meinem Glück noch hinter Günther Jauch. 

Pflaume moderiert auch "Wer weiß denn sowas?", das Quiz ist ein großer Erfolg. Hast du das mal gesehen?

Das habe ich noch nicht gesehen, aber da würde ich tatsächlich mal gerne hin, weil ich Quizshows mag. Ich gucke das nicht so gerne, aber ich bin gerne zu Gast, weil mir das Rätseln Spaß macht. Also, Kai: war nur Spaß. 

Aha?

Das gilt grundsätzlich für alle Quizshows, ich würde auch zum "NRW Länderquiz" gehen. Ich bin grundsätzlich für Quizshows zu haben, weil das den kleinen Rätselfreund in mir weckt.

Du wirst ab sofort hoffentlich viele Einladungen bekommen, ich drücke die Daumen! Ganz zum Schluss die unvermeidliche Frage: "Late Night Berlin" kommt aus Potsdam, das wurde von der "Bild" aufgedeckt. Hättest du dir nicht erwartet, dass die Burda-Blätter von Philipp Welte diesen Scoop landen?

Ja, unbedingt. Oder vielleicht Boris Rosenkranz. Wenn es um das aufdecken von Falschinformationen geht, würde ich schon ganze gerne beim "Topf voll Gold" stattfinden. Aber im Ernst: Wir haben in Berlin kein Studio gefunden und sind deshalb nach Potsdam gegangen. Günther Jauch leiht uns jetzt jeden Montag den goldenen Schlüssel der Stadt. 

Klaas, vielen Dank für das Gespräch!