Werden die denn langfristig immer noch vor allem mit Fernsehen in der Art von "Beginner gegen Gewinner" eingespielt, das am Samstag weiter geht?

Trotz aller Werbung und Nebeneinkünfte bleibt das Fernsehen meine Haupteinnahmequelle und die Florida TV Entertainment mit Abstand mein größtes Projekt. Allein schon wegen der Verantwortung für die Mitarbeiter. Von all den Socken, Weinen, Gins könnte ich nicht zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen. Das ist Zukunft, Fernsehen die Gegenwart. Ich werde der Unterhaltungswelt mein Leben lang treu bleiben.

Wobei man körperliches Entertainment wie "Beginner gegen Gewinner", wo sie sich unter anderem als Biathlet versuchen, nicht bis in alle Ewigkeit machen kann.

In der Tat. Ich werde nächstes Jahr 40, da merke ich schon meine physischen Grenzen – und frage mich dann umso mehr, warum die Regie bei Beginner gegen Gewinner unbedingt will, dass ich auch gegen Profis antrete, wo das doch die Kandidaten schon prima machen. Ich bin ja nicht Kai Pflaume, der jeden Tag gefühlt einen Marathon läuft. Meine sportlichen Tage sind gezählt. Andererseits liebe ich die Herausforderung und brenne von der ersten Sekunde an darauf, es Andreas Birnbacher in der Loipe zu zeigen.

Ist das eine Mentalitätsfrage oder steigt ihr Ehrgeiz erst, wenn die Kamera läuft?

Nee, nee. Ich habe da echt keine Öffentlichkeitspersonality und werde auf der Bühne ein anderer Mensch. Das schönste Lob für mich ist es, wenn Leute auf der Straße zu mir sagen, ich sei ja genauso wie am Bildschirm. Warum sollte ich dort etwas anderes sein als der Joko Winterscheidt, als der ich in meinem kleinen Dorf am Niederrhein zur Welt gekommen bin?

Weil es absolut legitim ist, im Showbusiness Rollen zu spielen?

Schon, aber die Entscheidung hätte ich früher treffen müssen. Mittlerweile fahre ich sehr gut damit, zu sein, wie ich eben bin – auch wenn das emotional oft belastender ist. Wenn auf der Bühne etwas schiefläuft, geht mir das meist näher als wenn ich nur eine Kunstfigur wäre. Im Falle des Scheiterns zweifle ich schnell an mir selbst.

Ihr Ruf eines spaßorientierten Kindskopfes entspricht also der Wirklichkeit?

Das kann man so stehen lassen.

Wenn man da Ihre bessere Hälfte Klaas betrachtet, der sich sozial und politisch sehr meinungsstark in die Öffentlichkeit begibt – haben Sie dann nicht manchmal das Bedürfnis, auch beruflich mehr Tiefe zeigen zu müssen?

Mache ich das nicht?

Mir ist da bis auf den gemeinsamen Aufruf gegen Rassismus nichts aufgefallen.

Klaas ist aufgrund seiner politischen Herkunft und Nähe zur SPD gewiss aktiver. Aber ich hebe schon auch die Hand, wenn man Dinge nicht ignorieren sollte. Zuletzt zum Beispiel, als ich einen Artikel der New York Times gepostet habe, um mich in der ganzen Flüchtlingsdebatte und dem Abkapseln einzelner europäischer Staaten für ein Europa einzusetzen, das gemeinsam stark ist und zusammen besser dasteht. Das ist mir ungeheuer wichtig. Und im JWD ist gerade ein Artikel über Bootsflüchtlinge drin. Das sind durchaus Themen, die mich bewegen und bei denen ich Position beziehe. An Klaas komme ich in Ihren Augen vielleicht nicht ran, aber es stimmt nur bedingt, dass ich mich nur wenig positioniere.

Sind Entertainer nicht sogar prädestinierter für Gesellschaftskritik, weil ihnen all jene zuhören, die politische Journalisten kaum noch erreichen?

Der Meinung bin ich auch. Man sollte das aber besonders als Entertainer sehr dosiert tun, um nicht beliebig zu werden.

Plant ProSieben diesbezüglich was mit Ihnen – zum Beispiel ein Format wie Klaas Heufer-Umlaufs Parteien-Check vor der letzten Bundestagswahl?

Bislang nicht, nein.

Und wenn sie es täten?

Fände ich es sicherlich interessant, glaube aber trotzdem, dass es da bessere Kandidaten als mich gäbe. Schon alleine deswegen, weil ich bei sowas immer wahnsinnig emotional werde. Deshalb gehe ich auch nie in politische Talkshows, obwohl ich schon öfter angefragt wurde. Da würde ich schnell die Souveränität verlieren.

Haben wir denn wenigstens auf Ihrem Terrain – der kompetitiven Abendunterhaltung –demnächst Neuentwicklungen zu erwarten?

Obwohl uns alles Bestehende gerade viel Spaß macht, geht das bestimmt nicht ewig so weiter. Von daher überlegen wir ständig, was man noch machen könnte. Ob es das noch nie gegeben hat, ist da nicht die vordringliche Frage.

Die nächste Ausgabe von "Beginner gegen Gewinner" läuft am kommenden Samstag, 4. August um 20:15 Uhr bei ProSieben