Herr Ritterhoff, als Sie vor 25 Jahren Ihre Produktionsfirma gründeten, waren Sie Sportreporter. Ein ungewöhnlicher Werdegang.

Man muss die Mentalität dazu haben, sich selbstständig zu machen. Mir war die Freiheit immer wichtiger als die Sicherheit. Ich bin über den Journalismus zum Job des Sportreporters gekommen. Bei der Gründung des Deutschen Sportfernsehens war ich als freier Mitarbeiter dabei. Als die DSF-Kollegen ihr Landesstudio in Norddeutschland neu organisieren wollten, habe ich ihnen in der Bundesliga-Pause 1993 angeboten, die Inhalte über eine Firma zuzuliefern und nicht mehr über eine festangestellte Redaktion. Innerhalb einer Woche erarbeitete ich ein Konzept, wie wir dem DSF die gleiche Leistung zu verbesserten Konditionen für den Sender und mit einer höheren Qualität anbieten können. Das war der Start von Filmreif TV. Und ich konnte – quasi nebenbei – meinen Jugendtraum des Fußball-Kommentators weiter leben.

Gab's damals einen Masterplan?

Es gab nicht wirklich einen Masterplan, aber ich hatte schon während meines Wirtschaftsstudiums mit einem Start-up Gründungserfahrungen sammeln können. Zudem half es mir sehr, kurze Zeit nach der Gründung meine heutige Geschäftspartnerin Regina Milde mit an Bord geholt zu haben, die heute das operative Geschäft leitet. Zunächst stand die Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga im Vordergrund. In der Zeit hatten wir die angenehme Situation, einen Sender im Rücken zu haben, der uns mit Aufträgen versorgt hat. Allerdings haben wir auch gemerkt, wie gefährlich es sein kann, sich auf nur einen Kunden zu verlassen.

Ist von der Ursprungsidee noch irgendetwas übrig geblieben?

Sport ist ein sehr spezielles Geschäft. Das lässt sich im größeren Produktionsrahmen eigentlich nur festangestellt im Sender machen. Und so fühlte es sich mit der Zeit nicht mehr gut an, sodass wir uns dazu entschieden, die Firma schon ab Mitte der 90er Jahre abseits des Sports neu auszurichten. Bei dem Gedanken an die Zeit als Fußball-Kommentator habe ich noch heute eine Träne im Auge.

War es damals leichter oder schwerer als heute, an neue Aufträge zu kommen?

Mitte der 90er Jahre war der Privatmarkt noch vergleichsweise jung, Vieles lief etwas persönlicher. Akquisition ist aber damals wie heute ein hartes Brot, besonders als unabhängiger Produzent, der sich gegen die großen Zusammenschlüsse behaupten muss. Gerade in den Wirtschaftskrisen, wo es viele Produzenten aus dem Markt gespült hat, war es hart. Wer diese Zeiten überstanden hat, der weiß wie Krise geht. Wir sind bis heute profitabel.

Wie hat sich die Firma über die lange Zeit hinweg am Markt behaupten können?

Die Anfangs-Zeit hat uns gelehrt, besser nie nur auf ein Pferd zu setzen. Uns war es daher immer wichtig, so breit wie möglich aufgestellt zu sein, um im Falle der Absetzung einer Sendung nicht vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Das ist uns ganz gut gelungen. Heute bedienen wir mit unseren Produktionen rund 20 bundesweit ausstrahlende Sendeplätze aus den Bereichen Factual Entertainment, Reportage und Doku.

Stellen Sie bei den Wünschen und Anforderungen der Sender Veränderungen fest?

Ja, da hat sich schon einiges verändert. Vor der Bestellung einer ersten Staffel steht inzwischen eigentlich immer der Pilot und auch die Staffelgröße bei der Erstbestellung hat sich reduziert. Im Gegensatz zu vielen anderen Produzenten haben wir zum Beispiel auch am Magazin-Sektor festgehalten. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Preise hier in all der Zeit streng genommen nie erhöht wurden. Im Grunde genommen arbeiten wir im Magazin-Bereich seit über 20 Jahren für den gleichen Minutenpreis – bei unseren anderen Formaten ist die Entwicklung angemessener. 

Wie ist es um den Nachwuchs bestellt? Man hört derzeit viele Klagen. 

Ja, es ist schwieriger geworden, gute Leute zu finden. Zudem haben wir in Hamburg einen kleinen Standort-Nachteil, weil die meisten Sender und Kollegen in Köln oder München sitzen. Mit einer offenen Unternehmenskultur, einem großen Portfolio an Sendungen und vielen kreativen Freiheiten gewinnen wir die Mitarbeiter für uns. Und wer einmal seinen Platz bei uns gefunden hat, der bleibt meist sehr lange.

Wenn man Geburtstag feiert, darf man sich etwas wünschen. Wie sieht Ihr Wunsch aus? 

Nach 25 Jahren Hardcore-Business sind wir zunächst einmal glücklich, noch gesund zu sein – beruflich wie persönlich. Und das möge hoffentlich so bleiben. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Sender mehr Mut aufbringen, selbstentwickelten Formaten eine größere Chance zu geben und nicht doch letztendlich wieder auf international bewährte Ideen zurückgreifen. Etwas früher in die Gedanken der Sender einsteigen zu können, um zielgerichtet Formatvorschläge zu machen, ist immer hilfreich. Dann könnten wir in der Entwicklung noch präziser arbeiten. Das hat sich beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Discovery gezeigt. Unser Primetime-Format "112: Einsatz für die Feuerwehr" bei DMAX läuft gerade sehr erfolgreich in der zweiten Staffel. Und ich hoffe, dass auch unsere aktuellen Pilotierungen für das ZDF, kabel eins und RTL II Zuschauer und Sender überzeugen werden.

Herr Ritterhoff, vielen Dank für das Gespräch.