Ist dieses Gegenteil der Sicht-Bestätigung demnach der Wesenskern Ihrer „Show zur Frau“?

Es gibt ein Thema. Leute kommen vorbei. Wir diskutieren und erzählen uns heitere Geschichten. Weil ich gut mit Menschen reden kann, ist das der Kern der Show. Und ich bin quasi eine Mischung aus Maybritt Illner und Heidi Klum, seriös, aber auch albern. Wahrscheinlich meinten sie das mit feminin-burschikos. (lacht)

Um Erkenntnisgewinn geht es also nicht?

Doch. Wir nehmen uns gesellschaftlich relevante Themen wie die Frage vor, warum die Heimat neuerdings wieder so hip ist. Dabei sind wir jedoch keine politische Talkshow, die eine abschließende Antwort sucht, sondern wollen eher Geschichten und Erfahrungen der Gäste hören. Am Ende wird der Zuschauer gut unterhalten. Wenn er auch inhaltlich noch was mitnimmt – umso besser.

Um Geschlechterfragen geht es also nicht?

Warum?

Der Sendungstitel und Sie im Mittelpunkt hatten das irgendwie suggeriert.

Ah, wäre ich nicht drauf gekommen, dass man es auch so verstehen kann. Ich bin die Frau zur Show, Frauenthemen sind weniger gemeint.

Schade.

Wieso schade?

Ach, in Zeiten von Trump und #MeToo hätte ich mir einfach gewünscht, dass sich eine Moderatorin, die tradierte Vorstellungen von Weiblichkeit mit dieser maskulinen Art zur femininen Optik unterwandert, zum Feminismus äußert.

Gut, wir haben auch eine Sendung übers moderne Männlichkeitsbild, aber #MeToo haben wir keine ganze Sendung gewidmet.

Haben es aber im Hinterkopf?

Ja klar, immer! Frauen verdienen weiterhin weniger, sind seltener in Führungspositionen und nehmen in acht von zehn Fällen bei der Heirat selbstverständlich den Namen des Mannes an. All diese Phänomene habe ich in meinem zweiten Buch aufgegriffen und war zwei Jahre damit auf Tour. Aber für die Show haben wir das Thema nicht gewählt. Wir haben momentan gesellschaftlich relevante Fragen rausgesucht wie, worüber darf man lachen in politisch korrekten Zeiten? Oder auch: sind alle lieber schön als schlau, also ob alle jetzt lieber Botox statt Bildung wollen. Momentan ist #MeToo ja auch nicht mehr so brandaktuell.

Für jemanden wie Sie müsste das doch erst recht Ansporn sein, davon zu sprechen!

Ja, gut, ok, ich nehm's für die zweite Staffel vor.

Und bitte gleich mit, dass unter den acht Gästen der ersten drei Folgen nicht wieder nur zwei Frauen sind und dann ausgerechnet zum Thema Kochen…

Zum Kochen will ich sagen: Ruth Moschner ist ganzheitliche Ernährungsberaterin, war also als Expertin da und nicht als Frau am Herd. Auf die gesamten zwölf Sendungen sind wir relativ ausgeglichen. Trotzdem stimmt es: Es gibt immer noch mehr Männer als Frauen in der Branche, die sich zutrauen zu allen Themen was zu sagen. Aber wir arbeiten dran.

Suchen Sie die Gäste selber aus?

Das macht die gesamte Redaktion. Bei „Bauerfeind assistiert…“, wo ich den ganzen Tag mit einer Person verbracht habe, wollte ich niemanden einladen, den ich nicht mag. Das war hier weniger wichtig. Im Gegenteil. Es heißt ja immer, alle bestätigen sich in ihren Filterblasen nur ihrer eigenen Weltsicht. Ich finde es gut, wenn das Publikum herausgefordert wird. Ein Interview-Guru in den USA sagte mal, Interviews werden nur facettenreich, wenn der Interviewer sowohl Freund als auch Gegner des Interviewten ist.

In dem Sinne die Anschlussfrage: Als Mann mit ihrer Klappe und Attraktivität…

… wäre ich schon lange ganz oben! Nein, das ist mir zu hypothetisch und auch nicht heilsam. Zum einen suggeriert dieses Denken, es gäbe irgendwelche höheren Mächte, die meinen Aufstieg behindern.

Stichwort Verschwörungstheorien.

Zum anderen wirkt es furchtbar passiv und larmoyant. Vielleicht wär ich als Mann tatsächlich da, wo Harald Schmidt mal war. Aber ich hatte zugleich so viele Situationen, in denen es hilfreich war, eine Frau zu sein. Nichtsdestotrotz brauchen wir mehr weibliche Persönlichkeiten. Auf allen Bühnen. Das ist mein Wunsch für die Zukunft.

One zeigt "Bauerfeind - Die Show zur Frau" ab heute immer mittwochs gegen 21:45 Uhr, der MDR wiederholt die Folgen immer samstags spätabends.