Frau Behrends, mit „Spides“ wollen Sie noch dieses Jahr eine SciFi-Serie made in Germany zu zeigen. Folgen Sie dem Motto: No risk, no fun?

(lacht) Wenn sich niemand im Free-TV einen Alien-Invasion-Thriller traut, dann müssen wir ihn machen. Bei „Spides“ ist die Geschichte der achtteiligen Serie in Berlin lokal verortet und zugleich international erzählt. Mit Florence Kasumba, Falk Hentschel, Désirée Nosbusch, Francis Fulton-Smith, Damian Hardung, Susanne Wuest und Aleksandar Jovanovic besteht der Cast rund um Rosabell Laurenti Sellers aus bekannten Gesichtern aus dem deutschsprachigen Raum, die hier in einer internationalen Produktion auf Englisch drehen. Das ist einzigartig. Mit „Spides“ wird eine Story um die Welt gehen, die ein Genre bedient, an das sich außer uns im deutschsprachigen Markt keiner herantraut und das damit umso prädestinierter für uns im Pay-TV ist.



Wie ist das Projekt entstanden?

Mit Bernd Schlötterer und dessen Firma Palatin Media besteht schon lange eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Als er mit der Produktionsfirma Katapult Film und Regisseur Rainer Matsutani Gespräche zu „Spides“ führte, sind wir auf dieses spannende Projekt aufmerksam geworden und haben das außergewöhnliche Potenzial gesehen. Erst haben wir überlegt, es als eine rein deutsche Eigenproduktion anzulegen, aber uns war schnell klar, dass eine gute SciFi-Serie ein entsprechendes Budget benötigt und sich das international besser realisieren lässt.

Und in London war man offen für SciFi aus Deutschland?

Ich glaube, vor einigen Jahren wäre es auch NBCUniversal noch nicht so leicht gefallen, einer in Deutschland gedrehten internationalen Produktion den Zuschlag zu geben, aber wir haben die Idee mit unseren globalen Kollegen in London besprochen und sind stolz darauf, dass eine internationale SYFY-Produktion nun in Berlin realisiert werden konnte.

Die Partner bei der Serie sind Katapult Film und Palatin Media, vergleichsweise kleine Unternehmen. Das überrascht, wo sonst als vermeintliche Risikominimierung gerne große Produktionshäuser genommen werden.

Wir haben in den letzten Jahren und bei unseren Ambitionen gemerkt, dass manchmal kleinere Produktionsfirmen sogar noch passgenauer für unsere klar positionierten Marken entwickeln. Bei größeren Firmen haben wir hin und wieder erlebt, dass uns Geschichten präsentiert wurden, die so auch im Free-TV laufen könnten, wir aber für den Pay-TV-Markt etwas Originäres kreieren wollen. Für uns muss zuvorderst die Idee stimmen und ein innovatives, kreatives Potential spürbar sein. Die Größe einer Firma spielt dabei nicht wirklich eine Rolle. Beispielsweise suchen wir nun bereits seit 20 Jahren mit dem 13th Street Shocking Short Award spannende Nachwuchstalente und freuen uns dort wie bei unseren Eigenproduktionen, wenn wir neue, kreative Köpfe fördern können.

Wie auch bei „Prost Mortem“, einer weiteren Eigenproduktion, für 13th Street…

Genau, Regisseur von „Prost Mortem – Die letzte Runde“ ist Michael Podogil, der Gewinner unseres 13th Street Shocking Short Awards 2018. Die Serie ist ein klassischer, schwarzhumoriger Krimi, leicht morbid und zugleich absolut modern erzählt und mit einem tollen Cast perfekt besetzt: Neben Doris Kunstmann als resolute Wirtin brilliert Simon Schwarz, außerdem spielen Elke Winkens, Werner Prinz, Timur Bartels und Janina Fautz. Wir haben hier mit DOR Film als Produktion zusammengearbeitet und konnten Puls 4 als österreichischen Free-TV-Partner gewinnen. „Prost Mortem“ wurde in Wien gedreht und startet noch in 2019 auf 13th Street.

Gleich zwei Eigenproduktionen in diesem Jahr. Erhöhen Sie die Dosis?

Unser Investment in lokale Produktionen steigt mit „Spides“ und „Prost Mortem“ erheblich, aber wir setzen uns nicht unter Druck, die Schlagzahl auch durchgehend zu halten. Es muss sich einfach das Richtige ergeben. Das kann wie bei „Spides“ die Zusammenarbeit mit den NBCUniversal-Kollegen bei einer internationalen Produktion sein oder auch auf lokaler Ebene „Prost Mortem“, das auf einer Idee unseres Münchner Teams beruht. Wir betreuen unsere Eigenproduktionen hier im Haus quasi nebenbei mit und müssen also hundertprozentig sicher sein, dass ein Projekt passt, um dann auch den Mehraufwand zu stemmen.

Laufen die Gespräche mit der Neuesuper eigentlich noch? Da hatten wir uns letztes Jahr mal über ein Projekt unterhalten…

Mit der NeueSuper entwickeln wir weiterhin an einem Stoff, es wird also auch in Zukunft spannend bleiben.

"Die Zeiten, in denen wir nur ein Programmschema gefüllt haben, sind längst vorbei."

Mit Eigenproduktionen für SYFY und 13th Street, den beiden spitzer positionierten Sendermarken, stellt sich die Frage: Welche Rolle spielt Universal TV in ihrer Strategie?

Universal TV ist 2013 als unser jüngster Pay-TV-Sender gelauncht und hat seitdem unsere Erwartungen weit übertroffen. Universal TV hat maßgeblich zu unserem Erfolg 2018 beigetragen, denn mit 13th Street, SYFY und Universal TV waren damit drei NBCUniversal-Sender in den Top5 der fiktionalen Pay-TV-Sender vertreten und wir konnten unsere Marktführerschaft im fiktionalen Pay-TV behaupten. Der Sender ist breiter aufgestellt als die beiden anderen, aber ist insofern speziell, als dass sich dort alles um Charaktere dreht, was ihm eine klare Positionierung gibt. Er ist unser „Chicago“-Sender mit den Erfolgsserien „Chicago Fire“, „Chicago Med“ und „Chicago P.D.“, die alle aus dem Dick Wolf-Serienkosmos stammen.

Aber mit Verlaub: Auf Charaktere setzen alle Serien, da sehe ich bei Universal TV keine eindeutige Positionierung.

Sicher ist eine Sendermarke, die sich auf ein Genre beschränkt, immer einfacher zu positionieren als ein Channel, der unter sich eine Vielzahl von Genres beheimatet. Universal TV ist zugleich eine globale Marke, bei der die Erwartungshaltung an die Qualität der einzelnen gezeigten Programme besonders hoch ist. Wir haben uns beispielsweise für  Universal TV die Rechte an der kanadisch-britischen Mysteryserie „Departure“ gesichert, mit Archie Panjabi aus „The Good Wife“ in der Hauptrolle, die wir 2019 als TV-Premiere zeigen werden.

Was war für Sie 2018 das dominierende Thema und was wird 2019 wohl das dominierende Thema?

Für 2018 war für mich extrem wichtig, dass wir in einem immer stärker umkämpften Markt zum siebten Mal in Folge mit einem unserer Sender Marktführer im fiktionalen Pay-TV waren. Denn die Tatsache, dass wir mit 13th Street wieder den meistgesehenen fiktionalen Pay-TV-Sender stellen konnten, trägt auch dazu bei, dass wir weiterhin hohe Wachstumsraten erzielen. Im SVoD-Bereich haben wir mit SYFY Horror, Studio Universal Classics und E! Entertainment bei Amazon Channels ein neues Geschäftsmodell etabliert und für mich persönlich kam im vergangenen Jahr dann auch noch die Verantwortung für das Osteuropa und Benelux-Geschäft hinzu. Das ist natürlich auch eine Anerkennung der Leistung und des Erfolgs meines Teams hier in München.

Was wird dann 2019 das prägende Thema werden?

Das werden zum einen natürlich unsere Eigenproduktionen sein. Aber wir merken auch ein gesteigertes Interesse unserer Plattformpartner, mit unseren Inhalten das jeweilige Kundenwachstum zu unterstützen. Der Trend geht dahin, dass wir über das lineare Programm und die nonlineare Erweiterung hinaus exklusive Content Experiences schaffen und individuelle Strategien für 360°-Kampagnen entwickeln. Dazu können beispielsweise Pop-up Channels, VR-Experiences per App oder kreative B2C-Shopaktionen zählen, aber auch gemeinsame Events oder Premieren. Die Zeiten, in denen wir nur ein Programmschema gefüllt haben, sind längst vorbei.

Und wie lange agieren Sie noch unabhängig im Markt? Nachdem Comcast Sky übernommen hat, dürfte ja die nächste Vertragsverlängerung mit Sky weniger schwierig ausfallen…

(lacht) Erfreulicherweise ist unser größter Partner Sky nun Teil der Comcast-Familie geworden. Neben Sky führen wir aber natürlich weitere, wichtige Partnerschaften. Wir haben inzwischen ca. sieben Millionen Abonnenten im deutschsprachigen Raum. Mit unserer Multiplattform-Strategie erreichen wir mehr Abonnenten auf zusätzlichen Verbreitungswegen als nur über Sky allein.

Rechnen Sie also nicht damit, dass sich die Übernahme von Sky auf Ihr Geschäft auswirken wird?

Ich habe NBCUniversal in den vergangenen Jahren als Konzern kennengelernt, der auf profitable und vitale Geschäfte setzt. Daher sehe ich aktuell keine überzeugenden Argumente, an unserem Businessmodell, das auf der größtmöglichen Verbreitung basiert, etwas zu ändern.

Veränderung kündigt sich aber auch in Form eines geplanten Streaming-Services an. Universal will in dem Markt mitmischen...

Der Startschuss wird 2020 sein und zum jetzigen Zeitpunkt wäre alles Weitere reine Spekulation.

Zum Schluss noch ein Update zu E!. Wo steht der Sender?

E! Entertainment ist eine globale Marke und unser Sender für Entertainment, Stars und Hollywood. Er ist vor allem durch „Keeping Up With the Kardashians“ bekannt, die 16. Staffel startet am 6. Mai exklusiv bei uns. Die Reichweite des Senders ist bei E! weniger relevant als das Community building. Kim Kardashian und ihre Familie sieht man nur bei E!. Das macht den Sender mit seinem Fokus auf Celebrities einzigartig im deutschsprachigen Raum und ich sehe noch viel Potential, auch für Eigenproduktionen. Wenn Sie so direkt nach der Zusammenarbeit mit Sky fragen, dann könnte ich mir zum Beispiel vorstellen, mit Sky eine gemeinsame E!-Eigenproduktion zu entwickeln.

Frau Behrends, herzlichen Dank für das Gespräch.