Herr von Woikowsky, Sie sind seit einem halben Jahr bei Burda Studios. Wie verlief der Seitenwechsel?

Es macht vom ersten Tag an Spaß, hier zu arbeiten. Allerdings war es kein komplettes Neuland für mich, weil ich auch zuvor schon beratend für Burda tätig gewesen bin. Außerdem gibt es eine gewisse Nähe zwischen Burda und meinem vorherigen Arbeitgeber. Das erleichtert den Start ungemein.

Bei 7TV stand Streaming im Mittelpunkt Ihrer Aufgaben. Wie verhält sich das jetzt?

Am Ende steht bei allem, was ich tue, der Konsument im Fokus. Insofern deckt sich meine neue Aufgabe mit meiner vorherigen. Unsere Aufgabe ist es, für all diese Plattformen da draußen Content zu generieren. Das kann ein Streamingdienst sein, aber auch ein traditioneller Fernsehsender oder ein Angebot, das wir im eigenen Haus betreiben, wie zum Beispiel Bunte.de.

Manchmal hat man inzwischen das Gefühl, es seien zu viele Plattformen. Kann denn aus Ihrer Sicht überhaupt noch alles gefunden werden, was produziert wird?

In der Tat ist das eine große Herausforderung. Das Schaffen strategischer Allianzen ist daher ein Thema, das mich schon seit Jahren umtreibt, denn es ist für den Konsumenten ein Stück weit ermüdend, wenn er die Auswahl zwischen derart vielen Angeboten hat. Wenn demnächst auch noch Apple und Disney auf den Markt drängen, wird es noch etwas unüberschaubarer. Daher wird in Zukunft sicher mit Konsolidierungen zu rechnen sein. 

Sie sprachen gerade von Plattformen im eigenen Haus. Welche sind da von besonderer Bedeutung?

Grundsätzlich ist jede Plattform von Bedeutung. Mit Angeboten wie "Bunte.de" oder "Focus Online" sind wir in der Lage, hohe Reichweiten zu bedienen. Wir können aber auch sehr tief in die Nische gehen und produzieren beispielsweise Kochvideos für "DasKochrezept.de". Dafür sind mittlerweile bereits mehr als 350 Videos entstanden. So gesehen gibt es viele spannende Marken, bei denen es sich lohnt, sie mit Bewegtbild zu vernetzen.

Daneben macht Burda Studios Magazine, Reportagen und einen Pay-TV-Sender, aber auch Inhalte für Werbekunden. Wo sehen Sie die Schnittmenge?

Für mich passt all das unter dem Begriff Factual Entertainment zusammen. Wir sind sehr stark im Factual und sind auch im Entertainment-Bereich präsent. Die Klammer bildet die journalistische Kompetenz, für die wir bei Burda stehen, verbunden mit der Möglichkeit, die Programme über unsere Marken anders aufladen zu können als es ein Standard-Produzent kann. 

Zum Beispiel?

Für mich ist Facebook ein tolles Beispiel für die Breite, in der wir produzieren. Ursprünglich gab es eine Kooperation mit Facebook Watch, bei der wir gemeinsam mit anderen Print-Publishern Formate produziert haben. Davon ausgehend haben wir jetzt eine zweite Kooperation gestartet, die sich Facebook Match nennt, wo wir für "Bunte.de" vier Formate mit verschiedenen Celebritys produzieren, die allesamt im November live gehen werden. Dabei handelt es sich um jeweils acht Episoden mit einer Länge von sechs bis acht Minuten.

Und in welchem Bereich sind die Margen besser?

Das kommt ganz drauf an und ist letztlich eine ganzheitliche Betrachtung. Wir produzieren beispielsweise die "Mazda-Garage", was sicher ein Resultat dessen ist, dass wir mit unserem TV-Magazin "Grip" seit vielen Jahren Kompetenz im Auto-Segment beweisen. Dazu kommt, dass wir für "Grip" auch Original-Content für YouTube herstellen. Das zeigt ganz schön, dass man sich als Produzent auch neuen Geschäftsmodellen öffnen muss.

Lassen Sie uns zum Schluss über das klassische Fernsehen sprechen. Sie betreiben seit vielen Jahren BonGusto. Wo verorten Sie diesen Sender?

Das ist sicher kein Massenangebot. Ich erachte BonGusto aber als spannende Nische, die sehr unique ist für den deutschen Markt. Für uns als Produzent und Publisher bietet der Food-Bereich jede Menge Potenzial, zumal wir wie schon erwähnt noch weitere Marken in diesem Segment betreiben. Ein Teil meiner Aufgabe wird es daher sein, Synergien zu schaffen. Auf der anderen Seite muss man aufpassen, die Positionierung nicht zu verwässern, da jede unserer Marken für sich bereits gut aufgestellt ist.

Vor zwei Jahren hat Ihr Kollege Hans Fink darüber nachgedacht, einen Free-TV-Ableger von BonGusto zu starten. Verfolgen Sie diesen Gedanken weiter?

Bislang habe ich mich damit nicht beschäftigt. Für mich stellt sich eher die Frage, wie wir BonGusto perspektivisch als Teil eines Content-Verticals am Markt positionieren können.

Für Kabel Eins haben Sie kürzlich das "Quiz mit Biss" produziert, also ein für Burda Studios Pictures eher ungewöhnliches Format. Inzwischen steht fest, dass es nicht weitergehen wird. Welche Lehren ziehen Sie daraus?

Meine Devise lautet: Ärmel hochkrempeln und weitermachen. Auch hier gilt, dass der Konsument entscheidet – da ist das "Quiz mit Biss" auch kein Einzelfall. Dennoch haben wir für uns bewiesen, dass wir von der technischen Kompetenz her in der Lage sind, eine solche Sendung in enger Abstimmung mit dem Sender auf die Beine zu stellen. Wir wollen dieses Feld daher auf keinen Fall verlassen.

Herr von Woikowsky, vielen Dank für das Gespräch.