Am Donnerstag um 22:15 Uhr startet die Virtual Bundesliga bei ProSieben Maxx in die zweite Spielzeit. Welche Zuschauer haben Sie im Blick?

Stefan Zant: Wir haben den klaren Anspruch, das Thema eSports für die breite Masse aufzubereiten und nicht nur diejenigen zu erreichen, die ohnehin bei Twitch mit dabei sind. Der Weg ins Entertainment macht das Thema zum Mainstream. Bleibt eSports ausschließlich auf Twitch, dann wird es auf ewig bei einer überschaubaren Zahl von Zuschauern bleiben. 

Wie wollen Sie eSports für die breite Masse interessant machen?

Zant: Die redaktionelle Gestaltung ist außerordentlich wichtig. Wir benötigen kompetente Experten, die dazu bereit sind, immer wieder auch mal einen Schritt zurückzugehen und zu erklären, worauf es ankommt. Daneben hoffen wir auf aufregende Spiele, die die Faszination von eSports transportieren. Mit der neuen Konferenz, die wir von Beginn der Saison einführen, dürften die Übertragungen nochmal ein ganzes Stück spannender werden.

Andreas Heyden: Wir möchten die Clubs dabei begleiten, das mediale Produkt bestmöglich zu produzieren, denn gerade für das wöchentliche Magazin-Format sind sie ja selbst verantwortlich. Außerdem wollen wir die jungen Spieler an die Hand nehmen. Dazu kommt, dass wir ganz bewusst einen TV-Partner gefunden haben, mit dem wir gemeinsam an der Formatentwicklung arbeiten können. Wir befinden uns an einem Punkt, an dem die Bundesliga zu Zeiten der Einführung des Privatfernsehens stand. Es geht jetzt darum, zu verstehen, was digitale Kunden und TV-Kunden sehen wollen.

Kann denn eSports ernsthaft mit klassischen sportlichen Wettkämpfen mithalten?

Timm Kraeft: Unsere Hauptaufgabe ist es, die Leidenschaft, die die Spieler für eSports haben, dem Mainstream begreiflich zu machen. Über eSports herrschen viele Vorurteile. Wenn die Leute aber mal eSports-Veranstaltungen miterleben, dann ändert sich das ganz schnell. Eine ähnliche Entwicklung hat Darts in den vergangenen Jahren genommen. Da haben sich anfangs auch viele gefragt, was daran interessant ist, Menschen zuzusehen, wie sie Pfeile auf eine Scheibe werfen. Jeder Sport hat letztlich seine eigenen Vorteile – und die Leidenschaft des eSports lässt sich am besten über das Fernsehen verbreiten.

Andreas Heyden, Stefan Zant, Timm Kraeft

Von links nach rechts: Andreas Heyden, Executive Vice President Digital Innovations DFL Group, Stefan Zant, Geschäftsführer 7Sports, und Timm Kraeft, Kommentator und CvD ran eSports

Sie haben gerade schon die Konferenz als Neuerung angesprochen. Welche weiteren Learnings ziehen Sie aus der vergangenen Saison?

Kraeft: Wir haben im technischen und organisatorischen Bereich schon sehr gut zusammengefunden, sehen aber noch Luft nach oben. Im vergangenen Jahr hat oft noch die Stringenz gefehlt, insbesondere bei den Spielansetzungen. Manchmal war es schwierig, am Ende des Spieltags eine vollständige Tabelle abzubilden. Das wird dieses Jahr besser werden. Für die neue Saison haben wir den Produktionspartner gewechselt und wir schrauben weiter an der Qualität der wöchentlichen Live-Sendung. Ansonsten haben wir gemerkt, dass die Expertenmeinungen sehr gut angekommen sind, sodass wir in der neuen Saison noch stärker auf Tutorials und Tipps gehen werden. 

Heyden: Für die DFL und die Clubs geht es um Planbarkeit und Verlässlichkeit. Wichtig ist, dass die Zuschauer wissen, wann die TV-Berichterstattung stattfindet und dass sie vollständig ist. Dabei helfen klare und feste Anstoßzeiten für die Online-Matches. Das sind Aspekte, die wir aus dem klassischen Fernsehen lernen können. Jeder weiß, wann "Wer wird Millionär?" läuft – und genauso soll bald möglichst jeder wissen, dass Donnerstag der VBL-Tag bei ProSieben Maxx ist und wann die Livestreams zu sehen sind. 

Schmerzt es, dass ausgerechnet Bayern München und Borussia Dortmund bei der VBL nicht dabei sind?

Heyden: Letztlich ist die Teilnahme an der VBL eine clubeigene Entscheidung, genauso wie es eine clubeigene Entscheidung ist, zum Beispiel Basketball oder Frauenfußball zu fördern. Wir im Sinne der DFL können die Einladung nur sehr deutlich aussprechen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn wir irgendwann alle 36 Clubs dabei hätten.

Zant: Akzeptanz und Wahrnehmung von eSports steigen seit Jahren. Jetzt kann man sich dem vielleicht noch verwehren, aber früher oder später werden die Vereine nicht mehr daran vorbeikommen. Wir sind der festen Überzeugung, dass sich die Entwicklung derart rasant fortsetzen wird, dass auf Dauer alle Clubs an dieser Entwicklung teilhaben möchten. Das ist der Grund, weshalb wir frühzeitig in dieses Thema investieren.

Wie bemessen Sie den Erfolg der VBL-Übertragungen? 

Zant: ProSieben Maxx ist im vergangenen Jahr mit bis zu 120.000 Zuschauern gestartet. Das klingt jetzt vielleicht noch nicht nach viel, aber wenn man sich die relevante Zielgruppe der Männer zwischen 14 und 39 ansieht, dann lag der Marktanteil teilweise bei bis zu drei Prozent. Das ist schon ein erster Achtungserfolg, aber da ist noch Luft nach oben.  

Denken Sie jetzt schon über eine Zusammenarbeit nach, die über das Ende der nächsten Saison hinausgeht?

Heyden: Wir hoffen immer auf eine Langfristigkeit, aber zu den Vertragsdetails möchten wir uns nicht äußern. 

Herzlichen Dank für das Gespräch.