Herr König, gehe ich recht in der Annahme, dass der "Doppelpass" bis Mitte vergangenen Jahres nicht in Ihrer weiteren Lebensplanung vorgekommen ist?

Ich bin nicht der Typ, der sich eine Bucket List schreibt. Deshalb habe ich mich auch nie mit dem Gedanken befasst, einmal den "Doppelpass" zu übernehmen – bis ich im vergangenen Herbst die konkrete Anfrage erhielt. Dass es so gekommen ist, hängt natürlich auch mit dem Verlust der Formel-1-Rechte bei RTL zusammen – dadurch wurde der Sonntag frei für den "Doppelpass".

Wie haben Sie diesen Rechteverlust wahrgenommen, der ja nichts weniger war als das Ende einer Ära?

Es ist mir natürlich bekannt gewesen, dass man von Rechtekäufen abhängig ist, wenn man im TV-Sportjournalismus arbeitet. Ich hatte die luxuriöse Situation, eine Sportart über viele Jahre hinweg durchgängig bei einem Sender präsentieren zu dürfen. Das ist außergewöhnlich, aber man gewöhnt sich auch daran. Daher war der Rechteverlust schon ein Schock und es war im ersten Schritt nicht so einfach, das zu verarbeiten. Jetzt, mit etwas Abstand und dem Wissen darüber, was sich ergeben hat, bin ich froh, eine neue Herausforderung gefunden zu haben. Der "Doppelpass" ist eine Aufgabe, die mich nochmal ganz anders fordert. Denn wenn man etwas lange macht, dann gibt es zwar eine große Verbundenheit, aber auch viel Routine. Manchmal ist es wichtig, aus der Komfortzone herauszukommen und noch einmal etwas anderes zu machen.

Sind Sie aufgeregt vor Ihrer "Doppelpass"-Sendung?

Ich verspüre Aufregung – aber im positiven Sinne, nicht im Sinne von Nervosität. Ich hatte jetzt viel Zeit, mich mit dem Gedanken zu beschäftigen, die Sendung selbst zu moderieren. Acht, neun Monate können allerdings ganz schön lang sein.

 

Ich trete nicht mit der Agenda an, alles verändern zu wollen.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Ich habe mich sehr intensiv mit der Sendung beschäftigt, habe viel "Doppelpass" geschaut – wie früher auch, nun aber mit einem anderen Fokus, um mich in die Rolle des Gastgebers hineinzuversetzen. Gleichzeitig habe ich versucht, mein Netzwerk enger zu stricken. Aber zum Glück bin ich kein Berufsanfänger und weiß bei aller Vorbereitung, dass es wichtig ist, mir die Lockerheit zu bewahren.

Der "Doppelpass" ist ein Klassiker. Wie wollen Sie ihm den eigenen Stempel aufdrücken?

Ich drücke dem "Doppelpass" durch meine Präsenz und meine Art meinen eigenen Stempel auf. Ich bin wie ich bin – und ich bin ein anderer Typ als die Moderatoren, die vor mir die Sendung präsentiert haben. Das wird möglicherweise dazu führen, dass der "Doppelpass" an der einen oder anderen Stelle anders wirkt als bisher. Allerdings trete ich ganz sicher nicht mit der Agenda an, alles verändern zu wollen. Das, was über zweieinhalb Jahrzehnte aufgebaut wurde, möchte ich bewahren und weiterführen. Veränderungen ergeben sich mit der Zeit ganz von selbst.

Doppelpass © Sport1 Neu ist nicht nur der Moderator, sondern auch das "Doppelpass"-Set, das am Münchner Flughafen aufgebaut wird.

Die Sendung ist irgendwo zwischen Stammtisch und Gottesdienst angesiedelt. Wie gelingt dieser Spagat?

Dieser Spagat ist die Kunst des Formats und hat viel mit der Zusammensetzung der Runden zu tun. Der "Doppelpass" hat sich den Kultstatus auch deshalb verdient, weil er den Fußball in fast allen Facetten abbildet. Von der Fankultur über die journalistische Betrachtung bis hin zu sportpolitischen Dingen – all das findet hier seinen Platz. Oft in einer hemdsärmeligen Atmosphäre, verbunden mit den direkten Reaktionen des Publikums. Das ist ein Schmelztiegel für alle Fußballthemen. Ich hoffe sehr, dass wir diesen Stellenwert bewahren können.

Eines aber hat sich über die Jahre hinweg nicht verändert: Ein Mann folgt auf einen Mann folgt auf einen Mann folgt auf einen Mann. Wie sieht's eigentlich mit dem Frauenanteil aus?

Ich möchte mich nicht prinzipiell dafür entschuldigen, dass ich ein Mann bin, aber Ihre Frage ist natürlich berechtigt. Die Entwicklung ist jedoch in vollem Gange, weil Frauen beispielsweise in den Redaktionen und auf den Experten-Positionen eine zunehmend größere Rolle spielen. Dem trägt der "Doppelpass" schon länger Rechnung und ich finde, dass wir diesen Weg weiterführen sollten. Es ist der Diskussionskultur sicher zuträglich, wenn in den Runden nicht nur Männer miteinander sprechen. Daher sehe ich es als Aufgabe, den "Doppelpass" sukzessive weiblicher zu machen, was die Gästeauswahl angeht.

 

Man dreht gewaltig an der Schraube, aber ich weiß nicht, wie lange man noch drehen kann, bevor das Gewinde kaputtgeht.

 

Werden Sie den "Doppelpass" überhaupt jeden Sonntag moderieren können? Schließlich hat RTL ja doch noch vereinzelte Rechte an der Formel 1 erworben.

Beides an einem Sonntag geht nicht. Das ist allerdings eine formale Problematik, die kein Konfliktpotenzial beinhaltet und der zeitlichen Abfolge geschuldet ist. Als RTL aus der Formel 1 ausgestiegen ist, haben die Gespräche mit Sport1 begonnen. Erst danach hat RTL dann die Rechte an vier Rennen pro Saison erworben. Ich habe daher mit beiden Sendern sehr offen darüber geredet, mit dem Ergebnis, dass wir von Fall zu Fall in die Einzelabstimmung gehen werden. Wenn ich die Formel 1 moderiere, wird Sport1 eine Lösung finden – und sollte ich an einem Formel-1-Sonntag den "Doppelpass" moderieren, wird auch RTL gewiss etwas einfallen. 

Mit der Formel 1 ist in diesem Jahr erneut ein großes Sportrecht ins Pay-TV gewandert. Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für die Bindung der Fans, wenn die meisten Übertragungen mittlerweile hinter der Bezahlschranke stattfinden?

In den meisten Fällen wird es dadurch leider teurer, denn für viele Fans ist es keine Frage, die sich daran entscheidet, ob sie eine Sportart sehen können oder nicht, sondern ob sie es sich leisten können. Das ist eine nicht unproblematische Entwicklung, weil ein Teil der Menschen dadurch außen vor ist. Gleichzeitig stellt sich die Frage, was dieser Schritt eigentlich für die Sportarten bedeutet. Wenn Sky mit der Formel 1 heute noch 600.000 bis 800.000 Zuschauerinnen und Zuschauer live erreicht, dann ist das nur ein Fünftel der früheren RTL-Reichweite. Auf diese Weise verliert eine Sportart auf Dauer womöglich ihre Relevanz. Ich selbst merke in meinem Umfeld, dass viele den Draht zur Formel 1 verlieren. Die Hardcore-Fans schauen weiter zu. Aber die Laufkundschaft geht dadurch verloren. 

Der Fußball rüstet dagegen mit immer neuen Wettbewerben auf, in denen Vereine spielen, von denen man mitunter noch nie etwas gehört hat. Ist das im Interesse des Sports?

Die UEFA verweist mit Blick auf die Conference League darauf, dass die kleinen Klubs die Möglichkeit haben, ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Das ist nachvollziehbar. Auf der anderen Seite muss man schauen, dass die Belastungen für die Sportler nicht zu groß werden. Ich habe das Gefühl, man dreht gewaltig an der Schraube, aber ich weiß nicht, wie lange man noch drehen kann, bevor das Gewinde kaputtgeht. 

Abschließend ein Blick nach vorne: Gibt's einen Gast, den Sie unbedingt in den nächsten Jahren im "Doppelpass" begrüßen wollen? 

Die Liste ist lang. Julian Nagelsmann steht darauf oder auch Bundestrainer Hansi Flick. Und natürlich sein Vorgänger Joachim Löw.

Vielleicht können Sie Jogi Löw mit einem Espresso locken.

Normalerweise gibt es im "Doppelpass" alkoholfreies Bier. Das ist für Jogi sicher auch okay, aber für einen Weltmeistertrainer würden wir uns auch extra eine Kaffeemaschine anschaffen. (lacht)

Herr König, vielen Dank für das Gespräch.

"Doppelpass", sonntags um 11:00 Uhr bei Sport1.