Noch vor einigen Jahren war Sky One in Sachen Entertainment bei Sky ziemlich allein auf weiter Flur, inzwischen sind mit Sky Comedy und Sky Nature weitere Sender hinzugekommen. Wie zufrieden sind Sie mit Sky One derzeit?

Unser Entertainment-Channel-Portfolio besteht inzwischen aus acht Sendern. Im vergangenen Jahr haben wir zu Sky One, Sky Atlantic und Sky Krimi zusätzlich die Channel Brands Sky Comedy, Sky Nature, Sky Crime und Sky Documentaries gelauncht. Wir decken somit heute alle populären Genres ab und bieten bei fast all unseren Channel Brands zudem lokale wie internationale Sky Originals an. Mit Sky One erreichen wir eine sehr breite Zielgruppe auf unserer Plattform und punkten unter anderem mit Action-Serien wie "S.W.A.T.", "9-1-1" oder aktuell "La Brea". Außerdem haben wir seit 2016 unser Portfolio um non-fiktionale Shows erweitert, ein Prozess, der einst sehr erfolgreich mit "Masterchef" begann. Sky One ist heute mit der beliebteste Entertainment Channel auf unserer Plattform und unser eigenes Entertainment Portfolio ist entgegen dem allgemeinen Markttrend im Vergleich zum Vorjahr sogar gewachsen.

Aber sowohl um die Kochshow als auch um "Eine Liga für sich" mit Frank Buschmann ist es ruhig geworden…

Wir haben uns entschieden, beide Formate, also "Masterchef" und "Eine Liga für sich", nach fünf starken Jahren nicht fortzuführen. Jetzt ist es für uns an der Zeit, neue Genres und neue Marken auszuprobieren.

Spielt Frank Buschmann in den Entertainment-Plänen von Sky noch eine Rolle? Ich habe kürzlich von ihm auch eine Ankündigung gelesen, dass er überlegt, ab Sommer 2023 nur noch Entertainment machen zu wollen…

Buschi ist ja bei Social Media generell sehr aktiv. (lacht) Wir planen im Entertainment-Bereich derzeit nichts Neues mit Buschi. Aber wir haben gemeinsam fünf erfolgreiche Staffeln "Eine Liga für sich" – insgesamt immerhin über 60 Folgen – auf den Bildschirm gebracht, und das ist ohne Frage natürlich – neben einem tollen Kreativ-Team der Red Seven Entertainment - in erster Linie sein Verdienst. Die bisherigen Folgen laufen auch weiterhin im Programm.

 

In Deutschland wurde Sky One erst 2016 gelauncht und nach jetzigem Stand ist kein Rebrand geplant. Christian Asanger

 

Um nochmals strategisch zu werden. In England ist aus Sky One kürzlich Sky Max geworden. Wie genau beobachten Sie das?

Natürlich diskutieren wir regelmäßig intensiv, ob und wie wir das Portfolio innerhalb der Sky Gruppe angleichen. Sky One war in UK eine seit Jahrzehnten bestehende Channel Brand und durch eine frische Marke lassen sich hier gute, neue Impulse setzen. In Deutschland wurde Sky One erst 2016 gelauncht und nach jetzigem Stand ist kein Rebrand geplant. Inhaltlich pilotieren wir derzeit auch für Sky One einige Eigenproduktionen, hier ist es aber noch zu früh für News.

Sie haben vorhin von neuen Genres im Entertainment-Bereich gesprochen und damit natürlich die Doku-Soap "Die Ochsenknechts" gemeint. Wie zufrieden waren Sie mit der ersten Staffel, die kürzlich zu Ende ging?

Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Unser grundsätzliches Anliegen ist immer, mit den Formaten zu überraschen und Aufmerksamkeit zu generieren. Durch "Masterchef Celebrity" hatte ich bereits Kontakt zur Familie Ochsenknecht und die Idee entstand, eine Family-Celebrity-Serie zu entwickeln. Die Zusammenarbeit mit der Familie und der Produktionsfirma B28 war überaus konstruktiv und mit dem Ergebnis sind wir extrem zufrieden. Und nicht nur wir. Wenn ich mir die Pressereaktionen ansehe, dann sind wir bei 80-90 Prozent positivem Feedback – nicht nur im Boulevard, auch in "SZ", “Der Spiegel“ bis "taz". Zu den 10-20 Prozent, denen es nicht so gefallen hat, gehörte Ihr Kollege bei DWDL. Ihn können wir nun hoffentlich mit der zweiten Staffel überzeugen, die ich hiermit offiziell bestätige.

Diese Ochsenknechts © Sky/Jennifer Endom Gehen in eine zweite Staffel mit ihrer Reality-Sendung: "Diese Ochsenknechts".

Geben Sie uns doch einmal einen Einblick in die Nutzungsdaten der ersten Staffel.

Alle sogenannten Key Performance Indicators liegen weit über unseren Erwartungen. Im Bereich Talkability hatten wir einen enormen Buzz – da fließen Auswertungen aus Presse und Social Media ein. Noch positiver als wir erhofft hatten ist das Feedback bei den Kunden. Im Free-TV würde man es Quotenhit nennen. Wir sind mit "Diese Ochsenknechts" bei Sky unter den Top10 aller Entertainment-Titel der vergangenen 18 Monate – und da sprechen wir auch von großen Titeln wie "Der Pass", "And just like that…" oder der "Harry Potter Reunion". Bei den Sky Originals rangiert die Staffel unter den Top 3 der vergangenen 18 Monate und bei den non-fiktionalen Originals ist sie – wenig überraschend - die erfolgreichste Produktion. Hinzu kommt, dass die Reality Serie auch bei Sky Ticket ein Hit war. Auch deshalb werden wir in der zweiten Staffel nun sogar acht Folgen umsetzen. Drehbeginn ist im Juni und ab dann begleiten wir die Familie wieder etwa ein halbes Jahr lang, so dass wir Anfang 2023 die neue Staffel zeigen können.

Mit "Verbrechen von Nebenan" haben Sie einen der erfolgreichsten deutschen Podcasts zur TV-Show gemacht. Die erste Staffel liegt eine Weile zurück. Wie und wann geht es weiter?

Wir waren sehr glücklich über die Performance der ersten Staffel und konnten mit dieser Erfolgs-Brand eine neue Zielgruppe erreichen. Unser Host Philipp Fleiter, der hier zum ersten Mal vor der Kamera stand, macht seine Sache großartig. Daher werden wir insgesamt zehn neue Folgen zeigen, fünf davon sind kürzlich in Köln aufgezeichnet worden. Auch hier stocken wir die Episodenzahl also auf. Besonders begeistert hat mich gleich die Premieren-Folge: Arabella Kiesbauer wird zu Gast sein und wir machen das damalige Briefbomben-Attentat auf ihre Redaktion zum Thema. Zum ersten Mal seit langer Zeit wird Arabella im deutschen Fernsehen nochmals darüber sprechen. Ein weiteres Thema wird der Fall Jack Unterweger sein. On Air planen wir den Start für den 8. Juni.

Verbrechen von Nebenan © Sky / Max Kohr Das Briefbomben-Attentat auf die "Arabella"-Redaktion wird eines der Themen der neuen "Verbrechen von Nebenan"-Staffel sein.


Wie misst man denn Erfolg bei Sendern wie Sky Documentaries oder Sky Nature, die per se auch Programm für die Nische anbieten und auch nie gestartet sind, um Top-Reichweiten oder Top-Abrufe zu generieren?

Uns geht es um ein Portfolio, das dem Kunden und der Kundin eine komplette Genrevielfalt anbietet. Und dazu gehören Dokumentationen im Allgemeinen – wir alle wissen um den derzeitigen Boom. Dokus sind längst raus aus der Nische und Factual Originals spielen bei uns - zumindest teilweise - durchaus in einer Liga mit fiktionalen Originals. Bei Sky Nature im Speziellen ist es für uns sicher etwas schwerer, eine Einzigartigkeit zu kreieren. Wir bieten bei uns auf der Plattform bereits erfolgreiche Doku-Sender unserer Partner an, da braucht es also wirklich etwas Ungewöhnliches, um herauszustechen. Daher haben wir zum Sender-Launch im letzten Herbst den Stadtmenschen Fahri Yardim in "SaFahri" hinaus in die Natur auf eine Reise zu den vier Elementen geschickt, und das hat in jeder Hinsicht gut funktioniert – Dokutainment at its best. Allgemein erfreuen sich alle neuen Doku-Sender bei unseren Kundinnen und Kunden großer Beliebtheit. Vor allem das Genre True Crime boomt auch bei uns. Sky Crime ist bereits ein Jahr nach dem Launch einer der beliebtesten Factual-Sender unserer Kunden, wie unsere monatlichen Trackings belegen. Zudem wissen wir, dass Sky Crime für Neukundinnen und -Kunden oft ein guter Grund ist, sich für ein Abo zu entscheiden.

Wie wirkt sich das auf Eigenproduktionen aus?

Wir bereiten gerade ein echtes Highlight für Sky Crime im Herbst vor. Ich kann ankündigen, dass wir eine 90-minütige Doku über die schreckliche Entführung und Ermordung der damals zehnjährigen Ursula Herrmann realisieren. Vergangenes Jahr hat sich der Fall zum 40. Mal gejährt.  Produziert wird die Reihe von der englischen Produktionsfirma Raw Productions. Diese Firma ist gerade "the hottest shit" auf dem internationalen Dokumarkt, weil sie unter anderem "The Tinder Swindler", "Don't fuck with cats" und "The Puppet Master" umgesetzt haben. Gareth Johnson, einer der Regisseure von "Puppet Master", führt auch bei unserer Produktion Regie. Über Raw bekommt dieser sehr deutsche Fall eine internationale Perspektive, was neu und sehr spannend ist. Für Sky Documentaries arbeiten wir gerade an schon bekannten Titeln wie "1972 - Münchens schwarzer September", ein aufwändiges Doku-Drama von Bilderfest über das Olympia-Attentat, in der neue Zeitzeugen zu Wort kommen und das rund um den 50. Jahrestag im Herbst auf Sky zu sehen sein wird. Und bereits im Sommer launchen wir die vierteilige Doku-Serie "22. Juli – Die Schüsse von München" über das Attentat im OEZ im Jahr 2016, eine Produktion der Constantin Dokumentation in Kooperation mit der Süddeutschen Zeitung.

 

Das heißt allgemein: Mehr Eigenproduktionen für Ihre neuen Channel Brands? Kann man das in Zahlen ausdrücken?

Für 2023 werden wir allein für die Factual Channel Brands rund zwölf deutsche Sky Originals realisieren, also grob gesagt in jedem Monat eines. Daneben produzieren wir auch ein neues Format für Sky Comedy, das bereits Ende 2022 kommen wird. Zum Start des Senders hatten wir bereits eine kurze Staffel mit Dieter Nuhr umgesetzt. Als nächstes Original planen wir etwas mit einer sehr bekannten Protagonistin. Mehr kann ich aber noch nicht verraten.

Ein bisschen enttäuscht hat mich, bei so viel positiven Feedback jetzt, dass es Sky Comedy nicht schafft, aktuelle US-Late-Night-Shows nach Deutschland zu bringen. Wieso haben Sie sich dagegen entschieden?

Wir haben das oft diskutiert und wir hätten im Prinzip auch Lust darauf. Aber die Ausstrahlung scheitert vor allem derzeit noch an logistischen und technischen Hürden. Wir müssten diese Formate täglich binnen kürzester Zeit lokalisiert, d.h. mit deutschen Untertiteln oder sogar Voice Over, on Air bringen und das ist ein ziemlich aufwändiger Prozess. Noch dazu ist "The Tonight Show" auch frei verfügbar, u.a. bei YouTube. Aber wir bleiben dran, und wer weiß, vielleicht kommt Jimmy Fallon demnächst auch täglich zu den deutschen Sky-Kundinnen und -Kunden.

Herr Asanger, danke für das Gespräch und die Einblicke in Ihre Planung.