Über Jahrzehnte hinweg haftete "Wetten, dass..?" das Label von Europas erfolgreichster Fernsehshow an. Kein Wunder, selbst bis in die 2000er-Jahre hinein lockte die Samstagabendshow mit Thomas Gottschalk noch weit mehr als zehn Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Fernseher. Doch selbst die Neuauflage im vergangenen Winter mit über 15 Millionen Fans zeigte, dass das TV-Lagerfeuer noch nicht erloschen ist, sodass sich nicht nur das ZDF zwei weitere Ausgaben ankündigte, sondern gerade erst RTL einen einigermaßen dreisten Abklatsch an den Start brachte, ohne jedoch auch nur ansatzweise damit erfolgreich gewesen zu sein.

Ein ähnlich langlebiges Lagerfeuer wie in Deutschland, wo die Show über 30 Jahre hinweg zum Kulturgut zählte, löste "Wetten, dass..?" abseits des deutschsprachigen Raums zwar nicht aus, doch wegen des lang anhaltenden Erfolgs versuchten sich auch andere Länder an eigenen Versionen der Show. Zu den langlebigsten Adaptionen zählte dabei das niederländische "Wedden, dat..?", das 1984 an den Start ging, also nur drei Jahre nach dem Beginn des Originals. Tatsächlich war die Sendung, die aus einem Fernsehstudio in Alsmeer gesendet wurde und zwischenzeitlich von dem öffentlich-rechtlichen AVRO zum privaten RTL4 wechselte, ein voller Erfolg: In der Spitze schalteten bis zu viereinhalb Millionen Menschen ein - was in einem kleinen Land wie den Niederlanden ein Riesen-Erfolg ist.

Letztlich waren es nicht die Quoten, die 1996 zum Aus führten, sondern die hohen Produktionskosten, die auch damit einhergingen, dass die Wetten mit der Zeit immer spektakulärer wurde. Versuche, an den Erfolg von damals anzuknüpfen, gab es gleich mehrere, doch diese waren - wie "Ik Wed Dat Ik Het Kan!" im Jahr 2008 - nicht mehr von langer Dauer.

2008 war auch das Jahr, in dem "Wetten, dass..?" noch einmal den Sprung über den großen Teich versuchte, nachdem CBS im Jahr 1993 eine einmalige Ausgabe startete. Diesmal nun hatte ABC die Rechte an dem ZDF-Hit erworben und mit dem britischen Star-Duo Ant & Dec eine eigene Version auf die Beine zu stellen. Anders als das oft behäbige Vorbild, machte das US-Network "Wanna bet?" jedoch zu einer stark formatierten Show, in der wenig Zeit für lange Talks blieb. Doch der Fokus auf das Wesentliche erwies sich ebenso wenig als Schlüssel zum Erfolg wie die wöchentliche Ausstrahlung (DWDL.de-TV-Kritik aus dem Jahr 2008). Im Vorfeld waren die Erwartungen schon nicht sonderlich hoch. "Die Show sieht nicht so aus, als ob sie die Ratings dominieren könnte, aber es sind schon kuriosere Dinge passiert", schrieb die US-Zeitschrift "TV Guide". Nach einer Staffel mit insgesamt sechs Folgen war dann auch schon wieder Schluss.

Wanna bet? © ABC Kleines Sofa, lieblose Kulisse: Die US-Version von "Wetten, dass..?" hatte nichts gemein mit dem Glanz des deutschen Originals.

Deutlich länger war da schon die britische Version auf Sendung, deren Moderation 1988 die TV-Legende Bruce Forsyth übernahm, der im hohen Alter noch einmal als Moderator von "Strictly Come Dancing" große Erfolge feierte. Auf 101 Folgen brachte es die von ITV ausgestrahlte Show  in fast zehn Jahren. Sogar zwölf Jahre lang waren die Versionen in Spanien und Italien zu sehen. 2018 setzte schließlich noch einmal der italienische Sender Canale 5 unter dem Titel "Vuoi Scommettere?" auf eine Neuauflage - moderiert von Michelle Hunziker, die das Format aus ihrer Zeit als Co-Moderatorin von Thomas Gottschalk bestens kannte. Wie schon die Amerikaner setzten auch die Italiener auf eine wöchentliche Ausstrahlung des Formats, das zwar mehr als drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer zählte, letztlich aber trotzdem nicht weiterging.

Auch in Russland, Polen und Griechenland blieb "Wetten, dass..?" nicht allzu lange auf Sendung - im Gegensatz zu China, wo der größte Sender der Volksrepublik über sechs Jahre hinweg eine Adaption des deutschen TV-Hits sendete. Die Show hörte auf den Namen "Xiang Tiaozhan ma?", was übersetzt in etwa so viel heißt wie "Risikierst Du die Herausforderung?", und soll bis zu 50 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer erreicht haben - Reichweiten, von denen die Sendung auch in Deutschland nur träumen konnte.

Das Konzept hatte einst übrigens Christoph Gottschalk, der Bruder von Thomas Gottschalk, über dessen Vermarktungsgesellschaft Dolce Media, nach China vermittelt. Gottschalk erhielt zwar keine Lizenzgebühren, konnte aber Werbeminuten an deutsche Unternehmen verkaufen - und brachte auch die einen oder anderen deutschen Kandidaten in der China-Show unter, etwa die berühmten Bauchmuskel-Zucker. Und auch Frank Elstner, Erfinder der legendären Wettshow, hat an all den Adaptionen im Ausland nichts verdient. "Ich habe den großen Fehler gemacht, dass ich die Rechte von 'Wetten, dass..?' verkauft habe", sagte er einmal in ein einem Intervie. "Die gehören heute dem ZDF und ich habe nichts mehr zu sagen." In der heutigen Medienlandschaft würde man so etwas nie wieder tun. "Und da habe ich auch draus gelernt, aber leider ist mir kein neues 'Wetten, dass..?' eingefallen."