Ziemlich genau neun Jahre ist es her, dass das ZDF eine sogenannte "Innovationsschiene" ins Leben rief. Gemeint war der Sendeplatz nach dem "Fernsehgarten", auf dem fortan für ZDF-Verhältnisse eher ungewöhnliche Formatideen getestet werden sollten, beispielsweise Dokusoaps, für die im Programm des öffentlich-rechtlichen Senders bis dato kein Platz gewesen ist. Zu besagter "Innovationsschiene" zählte damals auch "Bares für Rares" - eine Trödelshow, die sich mit all ihren Antiquitäten zumindest auf dem Papier zunächst gar nicht allzu innovativ las. 

Doch weit gefehlt: Tatsächlich war die neue Sendung von Beginn an ein so großer Erfolg, dass das ZDF schnell weitere Folgen bestellte und schließlich in die tägliche Ausstrahlung wechselte, wo "Bares für Rares" den lange Zeit ziemlich brach liegenden Sendeplatz um kurz nach 15 Uhr zu großem Erfolg führte. Wo lange die ARD-Telenovela "Sturm der Liebe" als unschlagbar galt, avancierte plötzlich Horst Lichter zum Marktführer - und ist es angesichta konstant hoher Marktanteile von mehr als 22 Prozent beim Gesamtpublikum bis heute geblieben.

Doch "Bares für Rares" ist nicht nur für das ZDF ein herausragender Erfolg: Längst hat die Formatidee auch über die Grenzen hinweg viele Fans gefunden. Allen voran in Frankreich, wo die Sendung unter dem Titel "Affaire conclue" (was so viel bedeutet wie: Geschäft abgeschlossen) beim öffentlich-rechtlichen France 2 eine ähnliche Erfolgsgeschichte hinlegte. Dort läuft die Sendung seit fünf Jahren im Nachmittagsprogramm mit Marktanteilen von ebenfalls über 20 Prozent so gut, dass der Kanal inzwischen sogar gleich zwei Stunden Sendezeit damit füllt und sich an diverse Ableger wagte, von denen es etwa die "Händlerstücke" wiederum zurück nach Deutschland schafften.

The Bidding Room © BBC "Bares für Rares" mal britisch: Bei der BBC läuft "The Bidding Room".

Einen Typen wie Horst Lichter sucht man in Frankreich vergebens - anders als der frühere TV-Koch hat die Moderatorin Sophie Davant mit Trödel von Haus aus nur wenig am Hut. Stattdessen ist es ihre neugierige Art, die beim Publikum gut ankommt und somit auch bestens zu dem Format passt. In Italien wiederum hat sich der dortige Discovery Channel bei der Wahl des Titels seiner Adaption an dem der Franzosen orientiert. Und die BBC wiederum hat bei ihrer Version, von der nun schon die fünfte und sechste Staffel in Auftrag gegeben hat, eine Anmutung, die - man ahnt es schon - "very british" geworden ist. Ohnehin ist es als eine Art Ritterschlag, dass ein aus Deutschland stammendes Format in Großbritannien auf einem Daily-Sendeplatz zu sehen ist.

Alles muss echt sein

Unabhängig von regionalen Unterschieden, ist die eigentliche Idee von "Bares für Rares" auch im Ausland stets erkennbar. "Die Versionen mögen zwar alle im Detail ein bisschen anders aussehen, aber im Kern sind die wichtigsten Dinge gleich", sagt Käthe Rentmeister, die bei der Produktionsfirma Warner Bros. ITVP als Creative Director Non-Scripted arbeitet und sich mit dem Format bestens auskennt. Tatsächlich gibt es Vorgaben, an die sich alle halten müssen. "Am allerwichtigsten ist, dass alles echt ist. Viele, mit denen wir in anderen Ländern über das Format sprachen, konnten zunächst nicht glauben, dass die Händler mit ihrem eigenen Geld bezahlen. Aber genau das ist unsere Hauptbedingung. Es müssen echte Händler und echte Experten sein – und die Menschen mit ihren Objekten müssen natürlich auch echt sein."

Letztlich sei das Format in der Umsetzung nicht einfach, "weil man beispielsweise darauf achten muss, dass keine Beutekunst angeboten wird", erklärt Rentmeister gegenüber DWDL.de. "Deshalb ist es eine Grundvoraussetzung des Formats, dass Sender und Redaktion im Vorfeld alles doppelt und dreifach prüfen." Und das kommt an: In den Niederlanden lief das Format unter dem Titel "Cash or Trash", unter dem "Bares für Rares" übrigens international vom ZDF Studios und Warner Bros. vermarktet wird. In einer Daily-Version ist die Show inzwischen sogar in Polen zu sehen. Und auch in Tschechien ist man vom Trödel-Hype überzeugt.

Weil die deutsche Version von "Bares für Rares" auch in Österreich sehr populär ist und mit Wiederholungen bei ServusTV viele Zuschauerinnen und Zuschauer zum Einschalten bewegte, gab der Privatsender schließlich sogar eigene Folgen in Auftrag, deren Moderation inzwischen von Willi Gabalier präsentiert wird, dem Bruder des erfolgreichen Volksmusikers. "Es ist toll, dass diese Idee in so vielen Ländern so gut funktioniert und offensichtlich den Nerv in so vielen verschiedenen Kulturen trifft", sagt Käthe Rentmeister über den internationalen Siegeszug. "Ich betrachte alle internationalen Versionen von 'Bares für Rares' mit großer Neugier und vor allem Stolz."

Und auch beim ZDF zeigt man sich glücklich. "Seit wir das Programm vor neun Jahren gemeinsam mit Warner entwickelt haben, hat sich 'Bares für Rares' zu einer starken und beliebten Marke entwickelt, die die Zuschauerinnen und Zuschauer klar mit dem ZDF verbinden. Nah an ihrer Alltagsrealität, gut erzählte Geschichten von echten Menschen und Horst Lichter als authentischer Host", so Thorsten Haas, Leiter Development und stellvertretender Unterhaltungschef beim ZDF. "Dass diese 'Format-Formel' und unsere Markenstrategie über Deutschland hinausstrahlt und auch in anderen Ländern funktioniert, stärkt das ZDF und ZDF Studios in der Wahrnehmung als erfolgreicher Sender und Content-Lieferant im internationalen Markt." Gut möglich, dass noch andere Länder folgen werden. Weitere Gespräche werden bereits geführt.