Einen exakten Blick auf den Kontoauszug sollten Beteiligte an erfolgreichen deutschen Netflix-Produktionen in den kommenden Tagen werfen. Nachdem der Streamingdienst, der Bundesverband Schauspiel (BFFS) und ver.di im März 2020 über Gemeinsame Vergütungsregeln (GVR) informiert hatten, stehen in Kürze die ersten Auszahlungen an. "Der Gesamtbetrag, der jetzt zur Auszahlung gelangt, beläuft sich auf über 800.000 Euro", erklärt Bernhard F. Störkmann, Geschäftsführer der Deutschen Schauspielkasse (Deska) in einem Interview der Redaktion M - Menschen Machen Medien. Die von den Beteiligten für die Umsetzung der Auszahlungsmodalitäten ausgewählte Deska sei "ein völlig eigenständiges Abrechnungsunternehmen, das keinerlei unternehmerische Verbindung zu Netflix hat".

"Ich bin sehr glücklich, dass auch dieser Schritt mit unseren Partnern beim BFFS und ver.di so zügig und unbürokratisch gegangen werden konnte", sagt Rachel C. Schumacher, Senior Counsel, Labour Relations von Netflix in dem Interview. Der Verteilungsschlüssel sieht dabei Folgendes vor: Für zehn Millionen Completer, also Abonnentinnen und Abonnenten, die eine Serie binnen der ersten fünf Jahre geschaut haben, zahlt Netflix einen Gesamtbetrag in Höhe von 250.000 Euro. In den zweiten fünf Jahren nach Veröffentlichung sind es noch 175.000 Euro für zehn Millionen Completer.

"Wir haben immer gesagt, dass die Sicherstellung einer fairen und angemessenen Vergütung für uns von zentraler Bedeutung ist." Rachel C. Schumacher, Senior Counsel, Labour Relations von Netflix

Für alle weiteren Fünf-Jahres-Zeiträume werden 100.000 Euro für zehn Millionen Completer ausgeschüttet. Schumacher: "Wir haben immer gesagt, dass die Sicherstellung einer fairen und angemessenen Vergütung für uns von zentraler Bedeutung ist. Wir glauben, dass sie einen Eckpfeiler unserer Beziehung zu Künstler*innen darstellt, und wir sind begeistert, eine bisher beispiellose Beziehung zwischen Netflix und unseren Partnerverbänden einzugehen."

Bei der konkreten Ausarbeitung des Verteilungsschlüssels sei es Netflix wichtig gewesen, sich nicht in die konkrete Aufteilung unter den einzelnen Mitgliedern einzumischen, betont Schumacher: "Denn wir glauben, dass die Erarbeitung eines solchen Verteilungsschlüssels bei denjenigen, die es unmittelbar betrifft, am besten aufgehoben ist, und wir vertrauen darauf, dass die Berechtigten eine faire und ausgewogene Lösung gefunden haben."

Schumacher betonte gegenüber dem Magazin, es komme eine Regelung zur Anwendung, die niemanden ausschließe. Das sei immer wichtig gewesen: "Netflix stellt eine Folgevergütung für deutschsprachige Serien bereit für alle Filmschaffenden, die an den jeweiligen Produktionen entweder als Urheber*innen oder ausübende  Künstler*innen mitgewirkt haben", sagt sie und nennt beispielhaft die Departements Kamera, Ton, Szenenbild, Schnitt, Kostüm, Maske, Regie sowie natürlich Schauspielerinnen und Schauspieler. Noch in Gesprächen, die Schumacher "vielversprechend" nennt, befände man sich mit den Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren - und somit einem ganz wesentlichen Teil der Kreativbranche. 

Netflix unterstützt Themis-Vertrauensstelle

Ein weiteres wichtiges Anliegen von BFFS und ver.di sei gewesen, dass Netflix fortan die Themis-Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt e.V. mit 15.000 Euro jährlich unterstützen werde – "ein wirklich substanzieller jährlicher Betrag", wie Störkmann lobt. "Wir freuen uns sehr, dass Netflix als einziges nicht-deutsches Unternehmen nun zum Kreis der 19 Brancheneinrichtungen der Kultur- und Medienbranche gehört, die die wertvolle Arbeit der Themis finanziert."

Schumacher machte deutlich, die Ziele und Arbeit der Themis voll und ganz zu unterstützen. "Es ist uns daher eine Ehre, zu den finanziellen Unterstützern von Themis zu gehören und damit die Ziele zu fördern, für die wir uns auf der ganzen Welt einsetzen."