Eigentlich war Disney mit einer für den Konzern erfreulichen Nachricht ins neue Jahr gestartet. Mit dem Sport-Streamingdienst Fubo hatte man ein umfassendes Abkommen geschlossen, wurde in den ersten Januartagen bekannt. Für die stolze Summe von 220 Millionen Dollar will Disney den bisherigen Wettbewerber mit seinem eigenen Live-TV-Streaming-Angebot "Hulu + Live TV" verschmelzen und in eine neue börsennotierte Gesellschaft ausgliedern, an der Disney künftig 70 Prozent der Anteile hält und sie mit weiteren 145 Millionen Dollar als Gesellschafterdarlehen versorgt.
Von vornherein war in den Deal eingepreist, dass Fubo damit seine Klage gegen Venu Sports, das von Disney, Fox und Warner Bros. Discovery geplante Joint Venture, fallen lässt. Der auf Eis gelegte Sport-Streamer war Fubo ein Dorn im Auge, weil man Kartellbildung und Wettbewerbsverzerrung befürchtete. Sollte der Merger so kommen wie von den Partnern vorgesehen, würde er den Markt der sogenannten "Virtual Multichannel Video Programming Distributor" (vMVPD) – also Streaming-Plattformen, die verschiedene Pay-TV-Pakete via Internet anbieten – ordentlich aufmischen. US-Marktführer YouTube TV müsste dann mit ernsthafterer Konkurrenz als bisher rechnen.
Wer jedoch dieser Tage in den USA eine größere, genehmigungspflichtige Fusion durchziehen will, findet sich bekanntlich in den Händen der Trump-Administration wieder. Was für die Übernahme von Paramount durch Skydance gilt, betrifft auch Disneys Fubo-Deal. In diesem Fall kommt sogar zusätzliche Kritik vonseiten der Opposition: Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren hat das Justizministerium aufgefordert, das Vorhaben genau zu prüfen. Es scheine Disney nämlich zu erlauben, "zeitgleich eine Klage zu umgehen und einen Wettbewerber zu schlucken", so Warren. Es stehe zu befürchten, dass der Konzern anschließend mehr Marktmacht besäße und diese nutzen könnte, um die Abopreise für Sport-Streaming kräftig zu erhöhen.
Seit Ende April steht fest, dass die Kartellabteilung des US-Justizministeriums tatsächlich tiefer in die Prüfung einsteigen wird. Die Aussicht auf regulatorische Hürden drückte sogleich auf den Aktienkurs von Fubo. Für Disney wiederum ist es nur eine von mehreren laufenden Auseinandersetzungen mit Regierungsbehörden. Seit Ende März untersucht die Medienaufsicht FCC offiziell die Praktiken des Konzerns zur Förderung von Vielfalt und Inklusion. Die DEI-Programme amerikanischer Unternehmen – DEI steht für "diversity, equity, inclusion" – sind zum Gegenstand eines regelrechten Kulturkampfs geworden und werden von der Trump-Regierung hart unter Beschuss genommen.

In diesem Zuge entfernte Disney auch Warnhinweise vor manchen älteren Filmen auf Disney+. Vor Titeln wie "Dumbo" oder "Peter Pan" etwa wurden Zuschauer bis vor kurzem per automatischer Schrifttafel darauf hingewiesen, dass der Film "negative Darstellungen und/oder Misshandlungen von Völkern oder Kulturen" enthalte. Stattdessen muss man nun in die Detailbeschreibungen gehen, um dort einen entschärften Satz zu lesen: "Dieses Programm wird so präsentiert wie ursprünglich erschaffen und kann Stereotype oder negative Darstellungen enthalten." Disney-CEO Bob Iger hatte bereits 2023 angekündigt, den Wokeness-Regler zurückzudrehen: Sein Haus solle nicht "agenda-driven", sondern lieber "entertainment-driven" sein. Das ist heute umso relevanter, nachdem FCC-Direktor Carr im März angedroht hatte, er werde Fusionsvorhaben von Medienunternehmen mit DEI-Programmen blockieren.

Die Absicht war unübersehbar: Walden, die vor allem von Kreativen geschätzt wird, konnte zeigen, dass sie auch zur Wall Street Zugang findet. Umgekehrt durfte der bislang in Film und Fernsehen unerfahrene D'Amaro auf einem Festival der Kreativen glänzen. Headhunter haben offenbar auch externe Kandidaten wie Electronic-Arts-CEO Andrew Wilson oder Mattel-CEO Ynon Kreiz durchleuchtet, aber formelle Gespräche mit dem Personalausschuss des Aufsichtsrats soll noch keiner von ihnen geführt haben. Die Entscheidung wird für Anfang 2026 erwartet.
Wer auch immer neuer Disney-Boss wird, könnte damit konfrontiert sein, dass der Konzern ab 2029 möglicherweise die Übertragungsrechte an der Oscar-Verleihung verliert. Disneys TV-Sender ABC überträgt den wichtigsten Filmpreis der Welt seit 1976, dieses Jahr wurde erstmals auch auf Hulu und Disney+ gestreamt. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Ausrichterin der Oscars, hatte voriges Jahr begonnen, mit Disney über eine Vertragsverlängerung zu verhandeln. Das exklusive Verhandlungsfenster zwischen den beiden Parteien lief jedoch kürzlich ohne Ergebnis aus.
Wie Bloomberg berichtete, will die Academy mehr als die bisherigen rund 100 Millionen Dollar pro Jahr aus den TV-Rechten herausholen, während Disney allenfalls den bestehenden Preis zahlen will. Die TV-Einschaltquote der Oscars hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre halbiert. Netflix und Amazon sollen Interesse signalisiert haben. Ob der begehrte Award für Disney eine Frage der Ehre oder des Geldes ist, wird womöglich noch Bob Iger beantworten müssen, bevor er zum Jahresende 2026 in Pension geht.
US-Studios im Umbruch – bisher erschienen