Der Erwerb von teuren Sportrechten ist stets auch ein bisschen wie der sprichwörtliche Kauf der Katze im Sack. Denn wie attraktiv und reichweitenstark die Übertragungen letztlich sein werden, hängt natürlich ganz entscheidend davon ab, welche Partien man zeigen kann. Das gilt in besonderem Maße für K.O.-Wettbewerbe, doch auch die in diesen Tagen fallenden Entscheidungen über Auf- und Abstiege in den Bundesligen haben beträchtliche Auswirkungen - etwa auf den Wert der Übertragungsrechte am Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga.
Diese Rechte hält künftig RTL Deutschland - und je nach Zugkraft der Mannschaften will man diese nicht nur bei Nitro, sondern auch bei RTL auswerten. Laut RTL-CCO Inga Leschek plant man derzeit alleine in diesem Jahr mit fünf Übertragungen bei RTL - doch mit Blick auf den angespannten Werbemarkt und die finanziellen Zwänge dürften es wohl gerne eher mehr als weniger sein.
Und so dürfte man bei RTL nicht gerade glücklich über das Timing der zuletzt "Unaufsteigbaren" vom HSV sein. Wie schmerzhaft es ist, dass die Hamburger sich nach sieben Jahren in Liga 2 ausgerechnet jetzt wieder in Richtung 1. Liga verabschiedet haben, zeigt ein Blick auf die Quoten von Sport1, das die Topspiel-Rechte in der laufenden Saison hält.
Die vier mit Abstand meistgesehenen Übertragungen waren dabei nämlich allesamt unter Beteiligung des HSV. Vergangene Woche verfolgten fast eine Million bei Sport1, wie der HSV den Aufstieg gegen Ulm klar machte, doch auch abseits dieses besonderen Spiels waren es die beiden Partien gegen Schalke und das Spiel zwischen Köln und dem HSV, die mit Reichweiten zwischen 790.000 und 880.000 Personen herausstachen, während der Saison-Schnitt ansonsten nur bei rund einer halben Million lag.
Um so gespannter dürfte man am kommenden Sonntag darauf blicken, wie sich der 1. FC Köln in Müngersdorf schlägt. Ein Unentschieden gegen den 1. FC Kaiserslautern (der ebenfalls noch Chancen auf die Relegation hat) würde dem FC dort schon reichen, um ebenfalls den direkten Aufstieg klar zu machen. Andererseits droht den Kölnern bei einer Niederlage sogar, je nach Ergebnis auf den anderen Plätzen, ein Rutschen hinter den Relegationsplatz. Im Gegenzug haben Elversberg und Paderborn noch die Chance auf den direkten Aufstiegsplatz. Ein Szenario, dem man bei RTL sicherlich etwas abgewinnen könnte, denn bei aller Wertschätzung für deren sportliche Leistung sind es Vereine mit aus Quotensicht wesentlich geringerer Zugkraft. Zumindest Chancen auf den Relegationsplatz hat überdies aktuell auch noch Fortuna Düsseldorf.
"Ein ganz großes Dilemma"
In der Brust der Verantwortlichen von RTL in Köln schlagen an diesem Wochenende also wohl zwei Herzen. RTL-CCO Inga Leschek beschrieb es im DWDL-Interview diese Woche so: "Ein ganz großes Dilemma für mich als eingebürgerte Kölnerin. Für RTL wäre es schön, wenn sie bleiben, wo sie aktuell sind, denn wir wünschen uns die attraktivste 2. Liga! Aber ich habe auch sehr viele Kolleginnen und Kollegen im Haus, die dem FC als Urkölner die Daumen drücken."
Man wolle es also sportlich nehmen - und tatsächlich wird es ja so oder so auch in der kommenden Saison in der 2. Liga nicht an Traditionsvereinen mangeln, Hertha BSC Berlin oder der 1. FC Nürnberg bleiben schließlich da wo sie sind. Und andere Auf- und Abstiege führen zudem zu neuen interessanten Konstellationen. So kann RTL in der kommenden Saison beispielsweise das einzige Revierderby in den ersten beiden Ligen übertragen: Weil der Abstieg des VfL Bochum schon feststeht und Schalke nur noch sehr theoretisch auf den Relegationsplatz abrutschen könnte, werden die beiden Vereine kommende Saison in Liga 2 aufeinandertreffen. In der 1. Liga wird der BVB hingegen künftig der einzige Verein aus dem Ruhrpott sein.
Zudem steigen aus der 3. Liga mindestens zwei Vereine mit großer Vergangenheit im Profi-Fußball auf: Dynamo Dresden und der diesjährige Pokalfinalist Arminia Bielefeld spielen kommende Saison in der 2. Fußball-Bundesliga, während sich Ulm und Regensburg in Richtung 3. Liga verabschieden. Um die Relegationsplätze wird unterdessen noch vielfach gekämpft. Ob es in Liga 1 nun Hoffenheim oder Heidenheim trifft, dürfte man bei RTL immerhin relativ gelassen verfolgen.