Am Samstag werden die Augen der Sportwelt auf München gerichtet sein. Dann nämlich stehen sich Paris Saint-Germain und Inter Mailand in der bayerischen Landeshauptstadt im Finale der Champions League gegenüber. Ob's das erhoffte Fußball-Spektakel werden wird, bleibt freilich abzuwarten - es dürfte jedoch einigermaßen gesichert sein, dass die TV-Quoten auch in Deutschland hoch sein werden. Dabei bildet das Spiel eine echte Ausnahme, ist das Finale doch das einzige Champions-League-Spiel der Saison, die auch im Free-TV zu sehen sein wird. Alle anderen Partien teilten sich, wie schon in den Vorjahren, DAZN und Prime Video auf.

Das letzte "Finale dahoam", in dem der FC Bayern seinerzeit im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea unterlag, liegt inzwischen schon 13 Jahre zurück. Es war eine Zeit, in der die sogenannte Fußball-Königsklasse noch ungleich präsenter im frei empfangbaren Fernsehen war. An jedem Spieltag übertrug Sat.1 damals noch eine Partie - und besagtes Finale erreichte in den dramatischen Schlussminuten mehr als 19 Millionen Fans. 

Dass die Champions League noch einmal eine derartige Präsenz im Free-TV erreichen wird, darf angesichts der immensen Rechtekosten bei gleichzeitigenden Sparmaßnahmen der Sender bezweifelt werden. Und so ist es ein Stück weit bezeichnend, dass die Europa League, gewissermaßen die zweite europäische Fußball-Liga, inzwischen so begehrt ist, dass RTL selbst vermeintlich unattraktive Partien lieber im Hauptprogramm zeigt als sie zum Spartensender Nitro abzuschieben. Eine Liga übrigens, deren Rechte vor über einem Jahrzehnt noch bei ProSiebenSat.1 lagen, wo man selbst Spiele von Schalke 04 lieber zum kleineren Kabel Eins abschob als sie bei Sat.1 zu zeigen.

Inzwischen freut man sich hingegen bei Sat.1 über die U21-Nationalmannschaft, die dem Sender vor wenigen Wochen respektable Reichweiten einbrachte und ab Mitte Juni bei der EM überzeugen soll - deren Rechte ebenfalls in Unterföhring liegen. Dort hat man sich dank eines Deals mit DAZN jüngst zudem mit den Spielen von Bayern München und Borussia Dortmund bei der neu gestalteten Klub-WM eingedeckt und gerade erst den "XXL-Fußball-Sommer" ausgerufen. Zumindest kurzzeitig weht also doch noch ein Hauch von Champions League.

2. Liga statt große Shows

Es ist eine Krux: Insbesondere für die linearen Sender ist Live-Sport mehr denn je eine Art Lebensversicherung, wenn sie nicht mehr ausschließlich aufs oberste Sport-Regal schielen. "Unser Anspruch ist es, den großen Fußballabend zu feiern, unabhängig davon, in welcher Liga er stattfindet", sagte Ivo Hrstic, Redaktionsleiter Sport bei RTL, kürzlich im Interview mit DWDL.de, angesprochen auf die Pläne mit der 2. Liga. Dass ab der kommenden Saison einige Spiele des Fußball-Unterhauses am Samstagabend anstelle großer Shows gezeigt werden sollen, die bislang dem kleinen Sport1 als Aushängeschild dienten, ist bezeichnend für diese Entwicklung, die gewissermaßen der NFL folgt - einer Sportart, die noch vor wenigen Jahren groß genug für das kleine ProSieben Maxx war, nun aber viele Sonntage im Jahr die große TV-Bühne bei RTL erhält.

Verglichen mit anderen Ländern stehen die großen privaten Sendergruppen zudem vor einer weiteren Herausforderung: Gemeint ist die Tatsache, dass der Fußball alle anderen Sportarten um ein Vielfaches überstrahlt. Doch nicht nur das Beispiel Football zeigt, das sich im Denken der Sender zuletzt etwas verändert hat. So hat ProSieben gerade erst die Eishockey-Weltmeisterschaft gezeigt und trotz des enttäuschenden Abschneidens der deutschen Nationalmannschaft ansehnliche Quoten erzielt. Als der Deal vor zwei Jahren bekannt wurde, war die Rede von einem "langfristigen Engagement".

Ähnlich geht man in Unterföhring auch in anderen Sportarten vor: So sicherte man sich jüngst die Übertragungsrechte für die Welt- und Basketball-Europameisterschaften ab 2026 und kam damit auch RTL zuvor, das einige Spiele der diesjährigen EM dank eines Deal mit der Telekom ins Programm nehmen wird. Dazu kommt, dass ProSiebenSat.1 den Öffentlich-Rechtlichen die Rechte an den kommenden drei Handball-Weltmeisterschaft weggeschnappt hat - ein Sport-Event, das regelmäßig zu Jahresbeginn für Spitzen-Quoten gut ist und sich vor dem Fußball nicht verstecken muss. Vielleicht haben die Mond-Preise der Champions League also auch ihr Gutes - dass sich nämlich der Fokus der Sport-Fans, wenn auch notgedrungen, langsam, aber sicher verschiebt. Es muss eben nicht immer Fußball sein.