Monat für Monat ermitteln wir für DWDL exklusiv unseren "Frische-Index" für die acht Vollprogramme. Er gibt den Anteil des Abendprogramms zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht wieder, den diese Sender mit Erstausstrahlungen oder Free-TV-Premieren bestreiten. Auch wenn es keine starre TV-Saison gibt: So langsam gleiten die Sender jetzt in ihre Sommerprogrammierung hinüber, in der üblicherweise mehr Wiederholungen zu sehen sind. Wir wollen an dieser Stelle daher nochmal einen Blick auf die nutzungsstärkere Zeit zwischen September und Mai zurückwerfen.
Wertet man den Frische-Anteil für diese gesamte Saison aus, dann konnte sich wie schon im vergangenen Jahr erneut RTL noch vor den Öffentlich-Rechtlichen an die Spitze setzen. Der Wiederholungsanteil im Abendprogramm fiel über die neun Monate zwar minimal höher aus als noch in der Saison 2023/24, betrug aber erneut weniger als zehn Prozent. Dass man angesichts der nach wie vor anhaltenden Krise am Werbemarkt also finanziell unter Druck steht, konnte man bislang noch kaschieren - auch wenn man manchem Programm die Kürzungen im Budget angesehen hat.
In ähnliche Spähren wie RTL dringen sonst nur die Öffentlich-Rechtlichen vor, auch das ZDF lag in der Nähe der 90-Prozent-Marke, Das Erste folgt mit einem Frische-Anteil von 85,6 Prozent dann schon mit etwas Rückstand dahinter. Auffällig ist dabei wenn man auf die Entwicklung von Monat zu Monat blickt, dass die ARD sich schon deutlich früher in Richtung Sommermodus verabschiedet hat: Während RTL und ZDF im Mai noch Vollgas gaben, füllte Das Erste sein Abendprogramm schon zu mehr als einem Viertel mit Wiederholungen.
Frische-Index-Verlauf September 2024 bis Mai 2025
dwdl.de/zahlenzentrale
Hinter dem Spitzentrio tut sich dann eine deutliche Lücke bis zu ProSieben und Sat.1 auf, die beide jeweils um die 60-Prozent-Marke lagen. ProSiebenSat.1 hat aber wie versprochen geliefert und den Anteil an frischem Programm im Vergleich zur Vorsaison bei beiden großen Sendern ausgebaut. Besonders Sat.1 fällt hier mit einem Zuwachs von sechs Prozentpunkten sehr positiv auf. Für beide Sender gilt allerdings auch, dass der Wiederholungsanteil im Frühjahr bereits ein ganzes Stück über dem lag, den man noch im Herbst letzten Jahres beobachten konnte.
Die Privatsender der zweiten Generation rangieren dann wiederum deutlich dahinter, zwischen den drei Sendern tut sich wiederum jeweils ebenfalls nochmal eine Lücke auf. Vox etwa rangiert mit einem Frische-Anteil von 43,2 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau und weit hinter ProSieben und Sat.1. Bei RTLzwei bespielte man immerhin nun wieder merklich mehr als ein Drittel des Abendprogramms mit frischem Programm und vergrößerte den Vorsprung auf Kabel Eins nochmal, das weiter viele Abende mit älteren Filmen und Serien bespielt und mit einem Frische-Anteil von weniger als einem Viertel des Abendprogramms traditionell das Schlusslicht bildet.
Frische-Anteil Saison 24/25 |
Vergleich Saison 23/24 |
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RTL | 90,4 % | -1,3 |
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ZDF | 89,4 % | -0,6 |
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Das Erste | 85,6 % | +1,1 |
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Sat.1 | 60,7 % | +6,0 |
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ProSieben | 60,0 % | +3,7 |
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Vox | 43,2 % | -0,1 |
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RTLzwei | 36,5 % | +2,3 |
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kabel eins | 23,4 % | -0,8 |
Wie wir die Daten erheben und was sie aussagen
Wir werten Monat für Monat das Programm der acht großen Vollprogramme zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht aus und ermitteln den Anteil an "frischem Programm", wozu wir Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren rechnen. Sendungen, die vorab gestreamt werden konnten, gelten hier ebenfalls als "frisches Programm". Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird.
Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung.