Dass auch dem unangefochtenen Marktführer nicht alles gelingt, wird man bei der Konkurrenz beruhigend zur Kenntnis genommen haben. Gemeint ist die Adaption der erfolgreichen BBC-Show "Race across the World", an der sich das ZDF vor wenigen Wochen unter dem Titel "Terra X – Wettlauf um die Welt" versuchte – und damit gehörig an seinem Publikum vorbeisendete. Für den öffentlich-rechtlichen Sender bedeutete das Format ein echtes Risiko, weil man mit Reality in der Primetime Neuland betrat und gleichzeitig im Unterhaltungsbereich etablierte Show-Marken wie das "Terra X"-Quiz, "Da kommst du nie drauf" und den "Quiz-Champion" reduzierte oder sogar komplett einstellte.

Das sonst so stark positionierte ZDF befindet sich in der großen Abendunterhaltung also weiterhin auf Sinnsuche – zumal selbst Giovanni Zarrellas Schlagershow zuletzt einige Federn lassen musste. Die größten Show-Erfolge des ZDF finden sich dann auch meist nicht um 20:15 Uhr, sondern abseits davon. Der "Fernsehgarten" etwa liefert auch zu Andrea Kiewels 25-jährigem Jubiläum beständig starke Quoten am Sonntagmittag und mit der "heute-show" und Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale" ist der Sender am späten Freitagabend nach wie vor eine Bank. Mit diesen Formaten trifft das ZDF nach wie vor auch den Geschmack des jüngeren Publikums.

Viel Luft nach oben besteht indes am Mittwochvorabend, wo sich der Mainzer Sender inzwischen von der Fiction verabschiedet hat, mit günstigeren Factual-Formaten aber noch keinen Durchbruch schaffte. Weder die "Immo-Helden" noch die Justiz-Reihe "Hab ich recht?" wussten mit guten Quoten zu überzeugen. Auch hier besteht also noch Nachholbedarf.

Dauerbrenner von Früh bis Spät

Ins Gewicht fallen Flops wie diese allerdings kaum – zu stark ist das ZDF über weite Strecken unterwegs. Noch immer sind die "Küchenschlacht", "Bares für Rares" und die "SOKO"-Serien, aber auch "Hallo Deutschland" und die "heute"-Nachrichten, ein kaum zu schlagendes Gerüst, das es der Konkurrenz Tag für Tag schwer macht, dem ZDF die Marktführerschaft beim Gesamtpublikum streitig zu machen. Dazu kommt die Stärke am späten Abend: Ob "heute-journal", "Maybrit Illner" oder "Markus Lanz" – mit seinen Talks und Magazinen gelingt es dem Sender fast immer, neue Einschaltimpulse auszulösen, selbst wenn der Start in die Primetime mal nicht von Erfolg gekrönt war.

Doch meist läuft es auch um 20:15 Uhr rund: Dank zahlreicher Krimi-Reihen, die montags, freitags oder samstags zu sehen sind, fällt es nicht mal sonderlich ins Gewicht, wenn sich das ZDF von einzelnen Reihen wie "Letzte Spur Berlin" trennt, um nicht zuletzt mit Blick auf die Streamingwelt Budget für jüngere Inhalte freizuschaufeln. Daneben kann sich der Sender auch auf Reihen wie den "Bergdoktor", die "Bergretter" oder "Lena Lorenz" verlassen, auf die man sich am Donnerstag zunehmend fokussiert. Sonntags wiederum ist das ZDF regelmäßig der größte "Tatort"-Verfolger, allen voran wenn Simone Thomalla in der "Frühling"-Reihe vor der Kamera steht. Mit "Neuer Wind im Alten Land" und "Dr. Nice" gelang es zudem, auf diesem Sendeplatz neue Akzente zu setzen.

Und dann ist da natürlich auch noch "Aktenzeichen XY", das in jeglicher Form sein Publikum findet – und das ZDF regelmäßig selbst bei den 14- bis 49-Jährigen zum Spitzenreiter am Mittwochabend macht. Mit im Schnitt mehr als sieben Prozent Marktanteil lässt der Sender in dieser Altersklasse inzwischen immer häufiger sogar ProSieben hinter sich – ein Erfolg, den man dem ZDF vor einigen Jahren sicher noch nicht zugetraut hätte. Und beim Gesamtpublikum ist angesichts von Monatsmarktanteilen in Höhe von teils mehr als 15 Prozent auf absehbare Zeit ohnehin kein Machtwechsel in Sicht. Risiken wie den "Wettlauf um die Welt" kann der Sender somit also auch in Zukunft problemlos eingehen.