Dass das Fernsehen noch ein anderes war, als der kleine Schlagersender Goldstar TV an den Start ging, wird schnell klar, als Gottfried Zmeck auf die Anfänge zu sprechen kommt. Eine "Riesenparty" habe es gegeben, sagt der Sendergründer und erinnert sich daran, dass selbst der inzwischen verstorbene Medienmogul Leo Kirch damals anwesend war, in dessen Gruppe Zmeck einst eine Zeit lang die Geschäfte führte.

Nun - wenn auch nicht auf den Tag genau - 25 Jahre später, fällt die Feier etwas kleiner aus. Zu einem Zoom-Call hat Mainstream Media, die Firma hinter Goldstar TV, mehrere Journalistinnen und Journalisten geladen. Und vor der Kamera sitzen neben Tim Werner, dem heutigen CEO, auch ein aufstrebender junger Musiker aus Bayern, die Schlagersängerin Claudia Jung und ihr Kollege Michael Holm, heute 82, der im Laufe der Stunde ein paar derbere Ausdrücke verwendet und in der Rückschau sagt: "Die ganze Branche war am Arsch." Gekommen ist auch der frühere "Glücksrad"-Moderator Frederic Meisner, für den es nach seiner erfolgreichen Gameshow-Phase noch einige Jahre lang mit einer eigenen Sendung bei Goldstar TV weiterging, wo er einschlägige Stars der Szene ansagte.

Tim Werner © Mainstream Media AG Tim Werner
Ursprünglich habe er nur wenig Zugang zur Schlagermusik gehabt, räumt Meisner ein, der den Job möglicherweise auch deshalb bekam, weil er damals in direkter Nachbarschaft zum Chef des Pay-TV-Kanals wohnte. Auch Zmecks Nachfolger Tim Werner, der vor 17 Jahren als junger Vertriebsleiter von ZDF Enterprises den Weg nach Ismaning antrat, zunächst um den Herzschmerz-Kanal Romance TV zu leiten, sei zunächst "noch nicht Schlager-sattelfest" gewesen, wie er sagt. Die Liebe zum Schlager scheint ganz offensichtlich kein Einstellungskriterium zu sein bei Goldstar TV.

Plötzlich ohne Sky

Dass sich die Party zum Jubiläum auf einen kleinen Livestream beschränkte, in dem einigermaßen unglamourös das Ergebnis eines Votings genannt wird, das Andrea Berg als beliebteste Schlagersängerin und Udo Jürgens als beliebtesten Schlagersänger ermittelte, hat einen guten Grund – und hängt mit der Entscheidung von Sky zusammen, den kleinen Sender von der Plattform zu werfen, woraufhin Goldstar TV plötzlich ohne Verbreitungspartner vor dem Aus stand. Man habe damals "personell sehr, sehr stark abbauen müssen", erzählt Tim Werner rückblickend. "Ohne starken Partner waren die Kosten einfach nicht mehr zu tragen." Sehr schnell habe man jedoch beschlossen, weiterzumachen und neue Partner zu suchen, die man dann etwa mit waipu.tv und Amazon fand.

Acht Jahre ist das inzwischen her. Seither hat sich einiges getan, etwa indem Mainstream Media seinen Schlagersender zusammen mit Romance TV und dem Heimatkanal unter dem Label "Fernsehen mit Herz" auch als Bundle vermarktet und zunehmend im wachsenden FAST-Geschäft Fuß fasst. Die Strategie funktioniert augenscheinlich recht ordentlich: Über 300.000 Subscriber zählt Goldstar TV nach eigenen Angaben im klassischen Pay-TV, das FAST-Angebot soll es monatlich auf rund eine Million Videoviews bringen.

"Digitaler, moderner und nahbarer als je zuvor" sei der Sender heute, betont der CEO, der mit Mainstream Media erst jüngst zwei weitere FAST-Kanäle an den Start gebracht hat und mit einer weiteren Expansion liebäugelt. "Wir haben unseren Hunger noch nicht ganz befriedigt und würden unser Portfolio gerne um den einen oder anderen Sender erweitern", sagt Tim Werner beim Pressegespräch zum Sendergeburtstag, räumt aber gleichzeitig ein, es gebe noch "viel, viel Luft nach oben". Auf den geplanten FAST-Plattformen von Vodafone und Telekom etwa müsse man stattfinden, sagt er. "Dann können wir wirtschaftlich wieder relevant sein und das eine oder andere selbst entwickeln."

Gottfried Zmeck betrachtet das Geschehen längst von der Seitenlinie. So auch an diesem Tag - zugeschaltet aus der Ferne. Der Schlager habe sich in den vergangenen Jahren zu einer neuen Qualität und einer breiteren Akzeptanz entwickelt, sagt der Gründer zufrieden, "und ich glaube, dazu haben wir mit Goldstar TV auch ein bisschen beigetragen haben".