Es gibt gute Gründe, die Klub-Weltmeisterschaft, so wie es gerade die "Zeit" getan hat, als Flop abzuhaken. Von einem "überdimensionierten Monstrum" ist die Rede, das von der FIFA nur geschaffen wordne sei, "um noch mehr Geld zu scheffeln".
Tatsächlich mutet das Turnier schon alleine mit Blick auf die TV-Vermarktung skurril an. Nachdem Apple als weltweiter Übertragungspartner vom Tisch war, kaufte Saudi-Arabien mal eben zehn Prozent am Sport-Streamingdienst DAZN, der wieder kurz zuvor eine Milliarde an den Fußball-Weltverband überwiesen hatte, um die Rechte zu erwerben. Dass das genau der Summe entspricht, die die FIFA als Preisgeld auslobte, und dass die Weltmeisterschaft 2034 zu allem Überfluss in der Zwischenzeit auch noch an Saudi-Arabien vergeben wurde, hat - gelinde gesagt - mindestens ein Geschmäckle.
Doch wie sieht es eigentlich aus Fan-Sicht aus? Der Blick auf die hiesigen TV-Quoten offenbart nämlich, dass die Ablehnung längst nicht so groß war wie manche das im Vorfeld offenbar erwartet hatten. Kein Wunder, wenn Borussia Dortmund auf Real Madrid trifft oder der FC Bayern München gegen PSG spielt, dann hat das ohne Zweifel einen sportlichen Wert, der weit über reinen Testspielcharakter hinausgeht.
Und so war dann auch Sat.1 einer der großen Gewinner der vergangenen Wochen. Der Sender hatte einigermaßen kurzfristig von DAZN die Rechte an sämtlichen Spielen der deutschen Mannschaften erworben und damit gleich mehrfach hohe Quoten erzielt, die weit über den sonst üblichen Sat.1-Marktanteilen lagen. Sicher, Champions-League-Reichweiten, wie man sie etwa im Mai im ZDF zuletzt gesehen hat, waren nicht drin, doch mit mehr als drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern in der Spitze - erreicht beim Spiel zwischen Benfica Lissabon und den Bayern - und einem Spitzen-Marktanteil von über 30 Prozent in der Zielgruppe können sich wahrlich sehen lassen. Erst recht für ein Turnier, das es bisher in dieser Form nicht gab.

Im Umfeld der Fußball-Übertragungen seien daher auch "sämtliche Branchen" vertreten gewesen, so Stix, "insbesondere der Handel, Telekommunikation, Automotive und Wash & Care. Sowohl mit klassischen Spots auf Joyn und im TV, aber auch mit Sonderwerbeformen wie Sponsorings oder Splits". Dementsprechend erhofft man sich bei ProSiebenSat.1 nun Rückenwind für die kommenden Fußball-Übertragungen, die schon im August mit den Auftaktspielen von Bundesliga und 2. Liga sowie dem Supercup fest eingeplant sind.
Viele Neuanmeldungen bei DAZN
Der Erfolg der Klub-WM in Sat.1 dürfte aber auch DAZN gefallen haben, schließlich hat der Streamer die Sonderwerbeformen, also beispielsweise Sponsorings, im Rahmen der Free-TV.Übertragungen vermarktet. DAZN selbst erzielte ebenfalls nennenswerte Reichweiten: So verzeichnete während der ersten Turnierhälfte im Juni das Auftaktspiel der Bayern gegen Auckland - auch wegen der prominenten Anstoßzeit - mit über 800.000 Abrufen laut Census+-Daten der AGF den höchsten Wert, noch vor dem Achtelfinale des Rekordmeisters gegen Flamengo. Eigene DAZN-Berechnungen, die zwischen den kostenlosen Streams und jenen im Bezahlabo unterscheiden, weisen sogar bis zu 1,34 Millionen Streams aus.
"Sehr zufrieden" sei man daher mit den Zuschauerzahlen, lässt ein Unternehmenssprecher auf DWDL.de-Nachfrage ausrichten. "Trotz paralleler Free-TV-Ausstrahlung lagen viele Spiele auf oder sogar über dem Niveau von co-exklusiven Bundesliga- oder UEFA Champions-League-Partien. Selbst Begegnungen zu ungewöhnlichen Uhrzeiten, wie Bayern gegen Boca um 3 Uhr morgens, erreichten signifikante Reichweiten." Dabei sei die Resonanz bei jungen Zielgruppen "besonders erfreulich", so der Sprecher weiter. "Die FanZone verzeichnete Rekordwerte, insbesondere in der DACH-Region, und das Durchschnittsalter der Zuschauerinnen und Zuschauer lag während des Turniers über 20 Prozent unter dem üblichen DAZN-Schnitt. Das zeigt, dass jüngere Fußballfans neuen Wettbewerbsformaten gegenüber besonders offen sind und dass DAZN mit seinem interaktiven, plattformübergreifenden Ansatz den Nerv dieser Zielgruppe getroffen hat, die übrigens deutlich jünger ist als die im Free-TV."
Die Klub-WM führte außerdem dazu, dass DAZN zweieinhalb Mal so viele Streaming-Stunden verzeichnete wie im Juni des Vorjahres – "und sogar mehr als im Mai dieses Jahres, obwohl dieser traditionell mit dem Bundesliga- und Champions-League-Finale zu den stärksten Monaten zählt", betont der DAZN-Sprecher gegenüber DWDL.de. "Das Engagement war also nicht nur hoch, sondern außergewöhnlich."
Die Klub-WM sei für DAZN aber "auch aus Wachstumsperspektive ein voller Erfolg" gewesen. "Dank der nahtlosen Abfolge von UEFA Nations League, WM-Qualifikation, FIFA Klub-WM und UEFA Women’s Euro gab es in diesem Sommer keine Sommerpause." Der Eröffnungstag des Turniers habe gar einen "globalen Meilenstein" für DAZN dargestellt, weil er dem Streamingdienst eigenen Aussagen zufolge "die höchste Zahl an Neuanmeldungen an einem einzigen Tag in der Unternehmensgeschichte" bescherte. In der DACH-Region seien darüber hinaus durch die kostenlose Nutzbarkeit "eine hohe sechsstellige Zahl an Menschen" erstmals mit dem DAZN-Produkt in Kontakt gekommen. "Viele davon haben sich inzwischen für ein Bezahlabo entschieden. Gleichzeitig konnten wir auch eine beachtliche Zahl ehemaliger Abonnentinnen und Abonnenten zurück auf die Plattform holen."
Bei DAZN wird man nun hoffen, dass sich der Schwung auf die kommende Bundesliga-Saison überträgt, in der man bekanntlich erstmals die Konferenz am Samstagnachmittag übertragen wird. Für einen Wettbewerb, den angeblich niemand braucht, sind die Kennzahlen der vergangenen Wochen zumindest aus Sicht von DAZN und Sat.1 also durchaus beachtlich. Ein Aspekt, der aller Kritik zum Trotz, auch zur Gesamtbetrachtung der Klub-WM gehört.