Keine Anmeldungen mehr bei TikTok, Instagram oder Snapchat? Für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ist in Australien bald wohl Realität. Möglich macht das ein neues Gesetz, das im Dezember in Kraft treten soll, weil die Nutzung von Social Media für Kinder von der Regierung als gefährlich betrachtet wird. Angestoßen von Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU), wird inzwischen aber auch hierzulande eine mögliche Gesetzesänderung nach dem Vorbild der Altersbeschränkung für Social-Media-Inhalte in Australien diskutiert.
Prien verwies auf das Suchtpotenzial, das von der Nutzung von Handys und sozialen Netzwerken ausgehe. "Ich glaube, wir müssen uns bewusst machen, dass wir über massive gesundheitliche psychische Störungen und Gefahren für Kinder und Jugendliche sprechen", sagte die Ministerin bereits im Sommer dem "Deutschlandfunk".
Mögliche Umsetzungen sehen Plattformverbote für Nutzerinnen und Nutzer im Alter von bis zu 14 oder 16 Jahren vor und könnten durch Verifikationsmechanismen wie einen Datenabgleich mit Ausweisdokumenten oder biometrische Verfahren mit Fotos und Videos umgesetzt werden. Eine Expertenkommission der Bundesregierung soll nun eine Empfehlung für den weiteren Verlauf aussprechen. In der Zwischenzeit wurden befürwortende und ablehnende Stimmen aus der Politik laut.
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Nach der ersten Meldung klärt TikToker „Herr Anwalt” (7,2 Millionen Follower) auf der Plattform auf. Die Resonanz ist groß: 1,8 Millionen Aufrufe und 114.000 Likes. Unter den Top-Kommentaren befinden sich Aussagen wie „Daniel Günther wird gepackt”, „gut, dass mein Konto über 18 eingestellt ist” und „dann hat Zahide keine Fans mehr”.
Eine Sichtweise mit viel Erfahrung in diesem Bereich ist im Diskurs bisher jedoch erstaunlicherweise noch gar nicht berücksichtigt worden: Medienmarken, die sich gezielt an ein junges Publikum richten. Sie könnten, so ein Social-Media-Verbot wirklich durchgesetzt wird, besonders hart betroffen sein. Entsprechend kritisch sieht man die Debatte daher bei funk, dem jungen Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das mit seinen Inhalten nicht etwa in den klassischen Mediatheken von ARD und ZDF erfolgreich ist, sondern dort, wo die jungen Zielgruppen sind - also etwa bei YouTube, TikTok oder Instagram.

Auch beim öffentlich-rechtlichen Kika sieht man das ähnlich. "Sollte eine entsprechende Regelung in Kraft treten, würde dies Kommunikationswege und Owned-Media-Angebote beeinflussen und verändern", heißt es von Seiten des Kindersenders auf DWDL.de-Nachfrage. Diese seien jedoch "ein relevanter Baustein, um den öffentlich-rechtlichen Auftrag auch im digitalen Raum kindgerecht, sicher und unabhängig zu erfüllen und Familien in ihrer Medienerziehung zu unterstützen". Auch wenn Plattformen wie Instagram und TikTok selbst ein Mindestalter vorgeben, sprechen die Erfahrungswerte der jungen Kanäle für sich. "Unser Angebot ist auf die Bedürfnisse von 3- bis 13-Jährigen abgestimmt – eine Zielgruppe, für die die Nutzung von Social-Media-Plattformen rechtlich erst ab 13 Jahren erlaubt ist. Wir wissen jedoch, dass Kinder bereits früh mit sozialen Medien in Berührung kommen."
RTL fordert "Level Playing Field"

Damit soll der Diskurs von privater Seite nicht nur entkräftet, sondern auch neu ausgerichtet werden: "Aus unserer Sicht wäre es daher sinnvoller, bestehende Regelungen für Plattformanbieter konsequent durchzusetzen und ein 'Level Playing Field' zu schaffen", betont RTL. "Plattformen müssen gewährleisten, dass ihre eigenen Altersangaben auch eingehalten werden und bei Bedarf verlässliche Schutzmechanismen greifen. Parallel braucht es eine breite Stärkung von Medienkompetenz – insbesondere in Bezug auf Nachrichten- und Informationskompetenz – bei Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen."
Was kommt nach dem Verbot?
Eine bewusste Nutzungsregulierung hätte indes Auswirkungen auf den medialen Alltag für Kinder und Jugendliche - während gleichzeitig starke Reichweiteneinbrüche auf Seiten bekannter Medienmarken zu erwarten sind. Darauf angesprochen, teilt funk mit: "Es könnte dazu führen, dass wir neben der funk-Website und den Mediatheken von ARD und ZDF weitere alternative Wege suchen müssten, um diese Zielgruppe zu erreichen." Gleichzeitig sieht das öffentlich-rechtliche Jugendangebot auch die Entwicklung der Medienkompetenz in einem kritischen Alter in Gefahr. funk bleibe daher "ein Befürworter von Lösungsansätzen, die auf Schutz und Aufklärung abzielen, statt auf pauschale Verbote", heißt es weiter.
Im Falle eines tatsächlichen Verbots würde das Publikum jedenfalls wohl kaum automatisch in den Mediatheken der jeweiligen Sender. Der Schritt träfe dabei funk deutlich härter treffen als Kika und Toggo, die zumindest über klassische Fernsehprogramme verfügen, deren Reichweiten jedoch rückläufig sind. Die Hausaufgaben für alle Marken mit entsprechenden Zielgruppen besteht nun darin, erste Strategien zu entwickeln – falls der Ernstfall eintritt und junge Zielgruppen nach Alternativen zu TikTok & Co. suchen müssen.