Der Erfolg der US-Serie "Heroes" (bald bei RTL II) hat offenbar ein Tor geöffnet: Die Dominanz der Kriminaltechnik ist vorbei, die wohldosiert außergewöhnlichen Storys kommen wieder.
Was kommt nach "CSI"? Das noch bis zum Sonntag laufende New York Television Festival beschäftigt sich u.a. auch mit dieser Frage. Zwar ist die Dominanz dieses Genres im US-Fernsehen selbst gar nicht so auffällig wie in Deutschland, doch ist auch hier klar: Das Genre Krimi ist irgendwann erschöpft. Die Neuentwicklungen der in diesen Tagen startenden neuen TV-Saison in den USA weisen auf einen neuen Trend hin, den ausgerechnet dass in den vergangenen Jahren schwächelnde Network NBC gesetzt haben könnte.
Die US-Serie "Heroes", die im Herbst auch in Deutschland startet, war der Überraschungserfolg der vergangenen TV-Saison. In der Serie geht es um mehrere Menschen wie du und ich - abgesehen von der Tatsache, dass sie übernatürliche Fähigkeiten haben und damit ihren Alltag bestreiten müssen. Es ist nicht das Comeback der klassischen Superhelden-Storys der 70er und 80er Jahre, aber eine erste Abkehr von dem sehr der Realität verbundenen Krimifernsehen a la "CSI". Der Erfolg dieses Franchises basiert nicht unerheblich auf der Faszination der Kriminaltechnik und ihren Möglichkeiten. Nichts bleibt ungeklärt.
Fox-Trailer zu "New Amsterdam"
"Heroes" hingegen setzt auf die Faszination des Unerklärlichen. Und zahlreiche neue Serien in dieser gerade startenden Saison ebenfalls. Ob nun das heiß erwartete "Pushing Daises" von ABC oder auch "New Amsterdam". Diese Serie präsentierte Fox am Donnerstag in New York und eröffnete damit die Reihe der Previews auf neue Serienproduktionen. In "New Amsterdam" geht es um den Ermittler John Amsterdam (Nikolaj Coster-Waldau) und sein kleines Geheimnis: Er ist mehrere Jahrhunderte alt, wurde einst von einer Indianerstochter mit dem Geschenk der Unsterblichkeit versehen - bis er seine eine große Liebe findet. Die sucht er seit Jahrhunderten, die er in New York City verbracht hat und die Entwicklung der Stadt somit so gut kennt wie kein anderer (sterblicher) Mensch es könnte.
Hauptdarsteller Coster-Waldau erlebte seinen Durchbruch als Schauspieler mit dem dänischen Kult-Horrorfilm "Nachtwache" 1994, der auch in Deutschland Beachtung fand. An seiner Seite spielen u.a. Zuleikha Robinson als seine neue Kollegin Dr. Eva Marquez, die von seinem Geheimnis anfangs nichts weiß. Robinson spielt aktuell auch in der HBO-Produktion "Rome" mit. Die Autoren und Produzenten der Serie sind u.a. Christian Taylor ("Six Feet Under", "Lost") und Allan Loeb ("24"). Showrunner, also gesamtverantwortlich für die Serie, ist David Manson der mit seiner letzten Serie "Saved" für den Kabelsender TNT keinen großen Erfolg hatte.
Umso heißer ist er auf "New Amsterdam". Auch er sieht vor dem Hintergrund des "Heroes"-Erfolges bei NBC eine neu geöffnete Nische für Serien mit faszinierender, weil unerklärlicher Rahmenhandlung. Aber: "Ich würde 'New Amsterdam' nicht als Geschichte eines Superhelden bezeichnen", so Showrunner David Manson im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Ich habe auch Vergleiche mit 'Highlander' gehört, doch da muss ich gestehen, nie eine Episode davon gesehen zu haben. 'New Amsterdam' ist halb Krimi, halb Romanze."
Denn auch wenn es in jeder Episode um einen Kriminalfall geht, so zieht sich Amsterdams Suche nach der einzig wahren Liebe wie ein roter Faden durch die Serie. Der Unsterbliche will wieder sterblich sein. Zu viele geliebte Personen musste er schon sterben sehen. Es gehört zu den Stärken der Serie, dass dies gottseidank nicht zu theatralisch inszenier ist. So bleibt Raum für Humor.
Seine vielen gelebten Leben, geliebten Frauen und gelernten Fähigkeiten sorgen immer wieder für erheiternde Begegnungen. Ab und an springt die Serie auch in die Vergangenheit und erzählt mehr vom erstaunlichen Leben des John Amsterdam. Für Showrunner Manson war es von besonderer Bedeutung, die Serie auch tatsächlich in New York zu filmen. "Toronto hat lange genug als Kulisse für New York gedient", kommentiert er nach dem Screening der Serie bei einer Podiumsdiskussion zur Serie. Zahlreiche Produktionen wurden in den vergangenen Jahren in Kanada realisiert, spielten aber in amerikanischen Städten bzw. Regionen.
"New Amsterdam" sollte schon Ende September bei Fox starten. Der Erfolg der Musikshow "Don't forget the lyrics" hat allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht: Mansons Serie startet jetzt zur sogenannten MidSeason im Januar. "Hoffentlich direkt hinter 'American Idol'", scherzt Manson bei der Frage nach dem Sendeplatz. Ob die Serie jemals nach Deutschland kommen wird, dürfte zunächst einmal vom deutschen Erfolg der Serie abhängen, die offenbar Türöffner für Piloten dieser Art war: "Heroes". RTL II könnte Trendsetter werden - was man früher schon oft war und gerne wieder wäre.