stern.deDen Relaunch einer Nachrichten-Website umfassend zu beurteilen ist so schnell fast unmöglich, weil sich über mögliche inhaltliche Ambitionen noch wenig sagen lässt. Beim neuen stern.de fällt das etwas leichter, weil man zwar von "Qualitätsoffensive" spricht und doch in erster Linie Optik und Technik überarbeiten wollte. Chefredakteur Frank Thomsen sagt selbst: "Mit dem Relaunch macht stern.de visuell und technisch einen deutlichen Sprung nach vorn. Wir unterstreichen damit noch mehr unsere Position als bildstärkste Nachrichtensite im deutschsprachigen Internet."

Damit mag Thomsen recht behalten. Schon bisher setzte stern.de auf der Startseite auf ein vergleichsweise großes Aufmacher-Bild zum Topthema. Doch mit dem Relaunch wurde hier noch einmal nachgelegt: Das dominierende Thema wird über die volle Seitenbreite angeteasert und Überschrift, Einleitung und mögliche weitere Artikel, Bilderstrecken und Videos zum Thema liegen über dem seitenbreiten Aufmacher-Bild. Schon ergibt sich daraus aber die Frage, ob entsprechend passendes Bildmaterial vorallem bei Eilmeldungen vorliegen wird. Doch die insgesamt magazinigere Optik vermittelt eh keinen Ticker- bzw. News-Charakter.
 
 
 
Scrollt man vom Topthema herunter, dann fällt beim neuen stern.de die luftige Aufmachung, die vergleichsweise große Schrift und wenig Text auf. Themen werden in erster Linie über Bilder oder Überschriften verkauft. Anreissertexte gibt es wenige. Ganz konkret besteht das neue stern.de von oben nach unten aus dem jeweils seitenbreiten Topthema und einer Multimedia-Leiste, darunter in zweispaltiger Optik fünf weitere Topthemen links und Newsticker sowie Sonderkästen rechts. Danach geht stern.de wieder auf die volle Seitenbreite und liefert wie üblich weitere Themen nach Ressorts sortiert. Am Ende der Seite folgen Community-Features.

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Dabei springt immer wieder die auffällige Kennzeichnung aller Beiträge als Text, Video oder Fotostrecke via vorangestelltem Icon auf. Ob diese förderlich ist oder auf Dauer eher unruhig wirkt, bleibt abzuwarten. Die Art der angebotenen Informationen ist jedenfalls so deutlich hervorgehoben, wie bei sonst keinem Nachrichtenportal. Auch auf den Artikelseiten, die noch gerne noch etwas überarbeitet werden könnten. Denn bei aller Großzügigkeit der neuen Optik will ein zwischen Artikelbebilderung,  rechter Spalte und ContentAd-Werbeplatz geradezu zusammengequetschter Artikelanfang nicht ins Gesamtbild passen.

Ansonsten stellt die neue Optik von stern.de aber einen klaren Fortschritt zum bisherigen Design dar. Klarer, luftiger, übersichtlicher ist es auf jeden Fall. Nur im Detail könnten die Schrauben noch einmal nachgestellt werden: Schriftgröße- bzw. arten, die Icon-Kennzeichnung der Themen und die im oberen Teil noch etwas bedrängte Artikeloptik wären da verbesserungswürdige Elemente. Aber vielleicht ergibt sich aus den kommenden Arbeiten ja entsprechende Korrekturen. Denn man will WebTV,  interaktive Infografiken und mobile Produkte noch weiter optimieren.

Sicherlich ist man immer noch weit vom einst ausgerufenen Ziel entfernt, an Spiegel Online vorbeizuziehen. Das jedoch lässt sich ohnehin nicht durch einen optischen und technischen Relaunch erreichen. Da zählt die tägliche Fleißarbeit der Redaktion. Eine durchaus attraktive Plattform zur Bespielung hat sie jetzt.