
Seine TV-Karriere startete vor 21 Jahren mit der Hauptrolle in "Doogie Howser, M.D.", doch erst in der Nacht zum Sonntag bekam Neil Patrick Harris seinen ersten Emmy Award. Ausgezeichnet wurde er im Rahmen der Creative Emmy Awards für seine Gastrolle in der FOX-Musicalcomedy "Glee". Und wo er schon so lange warten musste, kam es diesmal gleich doppelt: In der Kategorie "Best Special Class Program" gewann die Übertragung der "Tony Awards", die Harris moderierte. Als strahlender Sieger dieses ersten Emmy-Abends 2010 ergatterte er damit nach langer Wartezeit gleich zwei der begehrten Statuen. Und am 29. August besteht noch die Chance auf einen dritten Emmy: Im Rahmen der großen TV-Gala könnte Harris noch für seine Rolle in "How i met your mother" ausgezeichnet werden.
Der Traum von einem eigenen Emmy Award ist für Heidi Klum hingegen vergangene Nacht zerplatzt. In der Kategorie "Beste Moderation einer Realityshow" gewann - wie schon in den Vorjahren - erneut "Survivor"-Gastgeber Jeff Probst. Wirklich überraschend war das nicht, die Enttäuschung bei Heidi Klum dürfte sich demnach in Grenzen halten. Und immerhin kann ihre US-Show, "Project Runway", nächsten Sonntag noch einen Emmy gewinnen. Schon jetzt jubeln kann hingegen HBO. Die Miniserie "The Pacific" wurde bei den Creative Emmy Awards ihrer Favoritenrolle gerechnet und gewann bereits sieben Auszeichnungen. Etwa für das beste Casting für einen TV-Movie/Mehrteiler, bestes MakeUp oder beste visuelle Effekte in einem TV-Movie/Mehrteiler. Weitere Preise sind am kommenden Wochenende in der großen TV-Gala mit den Königskategorien möglich. In Deutschland überträgt TNT Serie die Verleihung in der Nacht zum 30. August ab 2 Uhr live.

Diesjähriger Emmy-Liebling der Social Networks ist unumstritten Betty White. Der 88-jährige TV-Star, bei uns insbesondere als früheres "Golden Girl" bekannt, gewann einen der begehrten TV-Preise für ihren Gastauftritt in der NBC-Comedyshow "Saturday Night Live". Dass sich gerade die Internet-Gemeinde sehr mit ihr freut, hat einen Grund: Eine riesige Facebook-Fangemeinde hatte ihr dieses Gastspiel im Frühjahr erst beschert. Es ist übrigens Whites siebter Emmy Award. Die erste Auszeichnung erhielt sie bereits 1952. Leider war White diesmal nicht persönlich anwesend, um den Preis entgegenzunehmen. Schauspielkollege John Lithgow war hingegen da und holte den Emmy für sein Gastspiel bei der Showtime-Serie "Dexter" auch persönlich ab. Er wünscht sich aber vermutlich, er wäre nicht da gewesen. Denn auf der Bühne dankte er irrtümlich statt Showtime den HBO-Verantwortlichen und sorgte für peinlich berührtes Gelächter im Publikum.
Und sonst? Unter den TV-Serien liegt die ABC-Comedy "Modern Family" in Führung. Bereits drei Emmys gab es für bestes Casting einer Comedyserie, bester Schnitt einer Comedyserie und "Best Sound Mixing". In letztgenannter Kategorie gab es interessanterweise nach Auszählung aller Wahlkarten, die von den Mitgliedern der Academy of Television Arts & Sciences zurückgeschickt wurden, ein Unentschieden. So erhielt auch "Entourage" einen Emmy in dieser Kategorie. Hinter "Modern Family" erreichten "24", "CSI", "Glee", "Mad Men", "The Simpsons" und "The Tudors" jeweils zwei Emmy Awards. Für Topfavorit "Glee" gleicht das beinahe einer Enttäuschung. Neben dem schon erwähnten Preis für Neil Patrick Harris geht nur noch ein Emmy für das beste Sound-Mixing an die FOX-Serie. Ob "Glee" dafür nächsten Sonntag in den Königskategorien abräumt?

Zum Abschied bekam auch "Lost" in der vergangenen Nacht schon den ersten Emmy für den besten Schnitt einer Drama-Serie. Weitere Auszeichnungen sind im Rahmen der TV-Gala möglich. Auch "Monk" erhielt noch einmal einen Preis: Für die beste Musik. Als beste animierte Serie wurde "Robot Chicken" ausgezeichnet, den begehrten Preis in der Kategorie Best Variety Writing ging an den "Colbert Report" und als bestes Reality-Format gewann das beim Publikum gar nicht mal so erfolgreiche "Jamie Oliver's Food Revolution" (ABC). Überraschend: Die hoffnungsvoll gestartete ABC-Serie "Flash Forward", die dann stark nachließ und schon nach einer Staffel vorzeitig abgebrochen wurde, wurde postum mit dem Emmy für die beste Stunt-Koordination geehrt.
Nach Sendern betrachtet führt nach dem ersten Emmy-Abend wie so oft HBO mit 17 Auszeichnungen. Nur knapp dahinter liegt aber ABC mit 15. Alle weiteren Sender folgen mit deutlichem Abstand. Welche Casting- bzw. Competition-Show den Emmy gewinnt, welche Serien in den Königskategorien abräumen und welche TV-Stars für ihre persönlichen Leistungen geehrt werden, erfahren wir erst kommenden Sonntag im Rahmen der großen TV-Gala. Sollte ein Signal von den traditionell eine Woche vorher veranstalteten Creative Arts Emmys ausgehen, dann das: Die Musicalcomedy "Glee" muss sich um seinen Favoriten-Status sorgen - die ABC-Comedy "Modern Family" könnte überholen.