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Es sei ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Auszubildende billige Arbeitskräfte seien, erklärt Sylvia Fahrenkrog-Petersen. „Erstens sind Azubis nun einmal Auszubildende, das heißt, man muss ja auch viel Arbeit in sie investieren. Wenn man dann noch bedenkt, dass Azubis oft in der Schule sind, dann sind Jungredakteure allein von den Kosten betrachtet günstiger zu haben", sagt die Good Times-Chefin. Außerdem machten Azubis natürlich mehr Fehler als erfahrene Kräfte –  das gehöre nun mal zur Ausbildung dazu. „Trotzdem können wir uns unsere Firma ohne Azubis schwer vorstellen, denn sie bringen auch neue Impulse – und zeigen oft auch später eine große Verbundenheit mit der Firma, in der sie sozusagen beruflich groß geworden sind." Diesen Aspekt allerdings sieht man bei der AIM genau als den Nachteil der Ausbildung an.

Nach wie vor ist die Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton ein wichtiger Grundlagenberuf der audiovisuellen Medienproduktion. Doch das Image der Ausbildung verliert laut Bettina Baum in der Branche an Ansehen. Der Mediengestalter Bild und Ton könne alles ein bisschen, aber nichts richtig, so ein verbreiteter Vorwurf – vor allem dann, wenn die Ausbildungsinhalte zu sehr auf die Bedürfnisse des ausbildenden Unternehmens zugeschnitten sind. "Je kleiner die Ausbildungsbetriebe sind, um so schwieriger ist es, alle Inhalte des komplexen Berufsbilds betrieblich zu vermitteln", so eine Beobachtung von AIM. Für die Betriebe bietet die Ausbildung aber auch Vorteile: Sie qualifizieren für den operativen Mittelbau, bekommen Menschen mit hoher Motivation und können als IHK-Ausbildungsbetrieb auch etwas für Ihr Image tun. Die zunächst vorteilhafte Bindung an den Betrieb mit seinen Schwerpunkten kann sich allerdings einige Jahre später bei einem eventuell angepeilten Jobwechsel dann unter Umständen nachteilig auswirken.


Das größte Problem, das Bettina Baum von AIM hinsichtlich der Qualität der Ausbildung in vielen Betrieben derzeit ausmacht: Entweder würden die Auszubildenden dort ausschließlich mit sehr spezialisierten Aufgaben – zum Beispiel Digitale Postproduktion oder Vertonung –  oder mit zu komplexen Aufgaben betraut, von A und Z in alle Produktionsbereiche einbezogen". Das Ergebnis: Praktische Aufgaben würden bis zu einem bestimmten Qualitätsanspruch halbwegs zufriedenstellend erfüllt, der theoretische Hintergrund fehle jedoch oft. "Man weiß, wann man welchen Knopf drücken muss, aber nicht, warum man ihn drückt", so Bettina Baum.

Fernseher mit Bildstörung© Photocase/Pikar
Felix Wesseler von Filmpool hingegen kann der Ausbildungspraxis nach dem Motto "Von allem ein bisschen" viel Gutes abgewinnen, auch wenn Filmpool selbst keine Mediengestalter ausbildet. "Die Absolventen sind am Ende der Ausbildung noch keine perfekten Cutter, das ist klar. Aber die Basis dafür ist gelegt", sagt er. Dadurch gebe es bei den Mitarbeitern auch bei späterer Spezialisierung ein grundsätzliches Verständnis für eine Vielzahl von Bereichen des Produktionsprozesses. Pro Jahr bildet Filmpool allerdings zwei bis drei AV-Kaufleute aus – mit dem Ziel, sie nach der Ausbildung übernehmen zu können. Ansatz der Ausbildung ist, dass die Nachwuchskräfte auch in andere Arbeitsbereiche des Unternehmens hineinschnuppern und gegebenenfalls ihren Schwerpunkt gemäß ihren persönlichen Stärken setzen können. "Rund zwei Drittel unserer Auszubildenden bleiben schließlich auch im kaufmännischen Bereich", erklärt  Wesseler.

Doch sobald AV-Kaufleute ihr Unternehmen verlassen, stehen sie laut AIM-Beobachtung in einem schwierigen Markt, da sich der Beruf mehr und mehr in die Nische verlagere. Seit 1998 gibt es diese Ausbildung. Mittlerweile werde sie zunehmend von generalistischer angelegten Berufsbildern wie dem der Veranstaltungskaufleute oder auch den Kaufleuten für Marketingkommunikation verdrängt, so die Einschätzung der Arbeitsmarktbeobachter. Die Entscheidung für die AV-Ausbildung biete sich an, wenn klar sei, dass eine organisatorische Funktion innerhalb der TV-und Hörfunk-Produktion angestrebt wird – also Aufnahmeleiter, Produktionsassistent oder die Fernziele Produktions- oder Herstellungsleiter. "Bei den anderen Berufen ist das angestrebte Branchenspektrum breiter", sagt Bettina Baum und verweist auch auf die Medienkaufleute Digital und Print – eine Ausbildung, die es seit dem Jahr 2006 gibt.

Lesen Sie in den folgenden Tagen, wie es um die Ausbildung bei den beiden großen Sendergruppen bestellt ist und wie sich der Arbeitsmarkt für Absolventen von Hoch- und Journalistenschulen darstellt.