Nichts ist ernster als die Fastnacht - eine Tatsache, von der vor allem die Verantwortlichen des Karnevals-Klassikers "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" ein Lied singen können. Fast kein Jahr vergeht, in dem hinter den Kulissen nicht gestritten und gezankt wird. Wer darf wann auftreten? Wer muss zu Hause bleiben? Braucht man wirklich noch die Hofsänger beim großen Finale?

Und weil die Fastnacht so eine erste Sache ist, wollen wir ihr uns am Rosenmontag auch mal bierernst nähern - aus Sicht der Einschaltquoten. In diesem Jahr ergibt sich nämlich bei fast allen Fernsehsitzungen ein äußerst trauriges Bild: Den Zuschauern scheint der Spaß an der Freude offensichtlich inzwischen zu vergehen. So wenig gefragt wie in diesem Jahr waren die Büttenredner und Gardetänzerinnen jedenfalls wohl noch nie.

 

Das mag zwar auch an der bisweilen harten Konkurrenz liegen - so verlor etwa "Düsseldorf Helau" gegen den quotenstarken DFB-Pokalkracher zwischen Bayern München und Schalke im Vergleich zum Vorjahr über eineinhalb Millionen Zuschauer -, doch auch ganz generell betrachtet ist ein rückläufiges Interesse nicht von der Hand zu weisen. Umso kurioser erscheint es da, dass ausgerechnet "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" als eine der wenigen Ausnahmen leichte Zugewinne verzeichnen konnte.

Mit ihren rund 6,6 Millionen Zuschauern hält sich die Mutter aller Fastnachtssitzungen - immerhin schon seit 56 Jahren im Programm - wacker auf der Spitzenposition, wenngleich vor zehn Jahren noch fast acht Millionen dabei waren. Jüngere Zuschauer sind inzwischen ohnehin fast nicht mehr zu erreichen: 90 Prozent des Publikums war auch in diesem Jahr wieder älter als 50 Jahre. Damit steht "Mainz bleibt Mainz" allerdings noch vergleichsweise gut da, denn Sitzungen wie jene aus Frankfurt oder Friedrichshafen verzeichneten im Ersten sogar noch ältere Zuschauerstrukturen. Kein Wunder, dass sich die Privatsender inzwischen völlig aus dem närrischen Treiben verabschiedet haben.

Gegen die erwähnt harte Fußball-Konkurrenz schaffte "Düsseldorf Helau" im Ersten in diesem Jahr gerade mal noch einen Marktanteil von zwei Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen; den Sitzungen aus Frankfurt und Friedrichshafen, aber auch "Wider den tierischen Ernst" erging es kaum besser. Ohnehin fällt auf, dass von allen in diesem Jahr übertragenen Sitzungen nur noch "Mainz bleibt Mainz" der Sprung über die Marke von fünf Prozent gelang. Zum Vergleich: 2010 war das immerhin noch bei sechs Sitzungen der Fall. Zudem bröckeln auch die Gesamt-Zahlen: Schafften vor einem Jahr noch sieben Karnevalssitzungen den Sprung über die Marke von fünf Millionen Zuschauern, so war dies 2011 bislang nur bei dreien der Fall - einzig "Karneval in Köln" könnte am Rosenmontag diese Wertung noch ein wenig aufhübschen.

Und dennoch: Die Karnevalssitzungen aus dem Programm zu werfen, wäre sicherlich der falsche Weg - wenngleich sich ARD und ZDF wohl überlegen dürften, ob die Vielzahl an Shows dieser Art tatsächlich noch zeitgemäß ist. Wenn "Mainz bleibt Mainz" allerdings bei Zuschauern über 65 Jahren noch immer, wie in diesem Jahr geschehen, einen Marktanteil von 48 Prozent erzielt, dann haben solche Sitzungen nach wie vor ihre Daseinsberechtigung in der Fernsehlandschaft. Für alle Faschings-Muffel gibt es bis dahin wie in jedem Jahr einen - wenn auch womöglich nur schwachen - Trost: Am Aschermittwoch ist alles wieder vorbei.