Wer darauf gewettet hätte, dass das Zitat aus der Überschrift entweder von Joko Winterscheidt oder Klaas Heufer-Umlauf kommt, hätte verloren. Es war Jörg Pilawa, der auf dem Podium der Medienwoche@IFA einen Mitarbeiter zitierte, mit dem er auf dem Weg nach Berlin über die Frage nach guter Fernsehunterhaltung gesprochen habe. Und der meinte eben: "Dich muss das Programm an den Eiern packen." Oder anders gesagt: "Unterhaltung wird nicht nur mit dem Kopf geguckt. Es muss auch emotional sein", so Pilawa. Das gelte auch für das Genre Quizshow. "Da geht es nicht nur darum, wer möglichst viel weiß. Man hält die Zuschauer leichter, wenn wir Bindungen zu den Kandidaten aufbauen können und Emotionen entwickeln. Das bringt mehr als der Oberstudienrat, der viel weiß, den ich aber langweilig finde."

Dem pflichtete auch RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger bei: "Unterhaltung muss immer eine Mischung aus einer gewissen Leichtigkeit und großer Emotionalität sein. Leichtigkeit, weil ich ja nicht abends einschalte, um gestresst zu werden. Das wollen die Zuschauer ja los werden, das hatten sie schließlich den ganzen Tag." Zu bedeutungsschwanger müsse es nicht zugehen, da stimmt auch Klaas Heufer-Umlauf zu: "Unterhaltung muss gar nicht wichtig sein. Es muss nicht um wichtige Themen gehen, aber sich so anfühlen. Also ich muss vor dem Fernseher sitzen und mich für eine Sache interessieren, die ja nicht wirklich eine Wichtigkeit hat. DA muss einfach die entsprechende Dramaturgie hergestellt werden."

 

Gibt es dafür eine Erfolgsformel? Joko Winterscheidt hält eine Definition für schwierig, weil die Geschmäcker zu verschieden sind und selbst "X-Diaries" bei RTL II unterhalten könne. Brainpool-Geschäftsführer Jörg Grabosch versucht sich dennoch an einer Definition: "Es gibt Sendungen die von vielen Menschen geguckt werden, aber nicht unbedingt gute Unterhaltung sind und dann gibt es sehr gute Sendungen, die keiner guckt. Eine Mischung aus Beidem wäre gut." Laut RTL-Unterhaltungschef Sänger will der Zuschauer dabei aber auch wissen, was er kriegt. Innovation um der Innovation willen, mache keinen Sinn. Deswegen probiere RTL viel im Rahmen bestehender Formate aus und entwickele diese weiter. "Die Zuschauer wollen in ihr Lieblingsrestaurant gehen. Aber da kann ich dann ja ab und an innovative Gerichte auf die Speisekarte setzen", so Sänger in Berlin.

Doch nicht nur der Inhalt, auch die Programmierung sei entscheidend. Hier machte Jörg Pilawa ein Defizit bei ARD und ZDF aus. "Dschungelcamp, 'DSDS', 'Supertalent', 'Let's dance': Man muss Events kreiieren. Das durchzusetzen halte ich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen leider für unmöglich. Ich habe vor zehn Jahren, damals noch mit Rudi Carrell, 'Let's Dance' der ARD vorgeschlagen, aber es war nicht durchsetzbar, weil sich die Rundfunkanstalten nicht drauf einigen konnten, mal für vier oder fünf Wochen den Mittwoch- und Samstagabend als Programmfläche freizuräumen." Und auch inhaltlich wünscht sich Pilawa mehr Mut: "Das Fernsehen ist auch dafür da, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Das trauen wir - weniger die Produzenten als die Senderverantwortlichen - uns viel zu wenig." Und weiter: "Man kann dem Zuschauer viel mehr zutrauen als sich die Senderverantwortlichen vorstellen, wobei ich jetzt nur fürs öffentlich-rechtliche System sprechen kann."