Es gab eine Zeit, in der kam im Ersten niemand an Jörg Pilawa vorbei. Neben seinem Quiz am Vorabend war Pilawa auch für zahlreiche Promi-Raterunden, den "Pisa"-Test, "Herzblatt" und die "Guinness"-Show verantwortlich - vom Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, der Moderation des Deutschen Fernsehpreises und der "NDR Talk Show" ganz zu schweigen. Binnen kürzester Zeit stieg Pilawa, der zuvor in Sat.1 mit einem täglichen Talk und der damals noch sehr erfolgreichen "Quiz Show" populär wurde, zu einer Art Alles-weg-Moderierer der ARD auf.

Seit 2001 stellte er im Vorabendprogramm des Ersten die Fragen, ehe er sich schließlich nach knapp zehn Jahren zum Aufhören entschloss. "Diese Entscheidung ist keine Entscheidung gegen die ARD, sondern eine Entscheidung für einen neuen Lebensabschnitt", sagte Pilawa, als er sich im September 2009 nach langem Ringen dazu entschloss, zum ZDF zu gehen - eine Entscheidung, deren Auswirkung für die Zuschauer erst mehr als ein Jahr später auf dem Bildschirm sichtbar wurde. Der Grund: Zwischen Ankündigung des Wechsels und dem Start von Pilawas neuer Show legte der Moderator eine lange Reise mit seiner Familie ein.

 

Der ursprüngliche Plan sah damals zwar den Start einer neuen Show im Herbst vor, doch eigentlich war zunächst von einer Sendung in der Late-NIght-Schiene die Rede. "Ich kann damit auch scheitern, das Risiko ist auch ein Reiz", sagte Pilawa. Er habe vor der Überlegung gestanden, weitere Jahre für die ARD zu arbeiten und dann irgendwann mit 50 "in die Annalen der deutschen Fernsehgeschichte endgültig als der Quiz-Onkel eingehen", so der Moderator damals. Am Ende wurde es kurioserweise dann aber doch wieder eine Quizshow: "Rette die Million", die Adaption der britsichen Show "Million Pound Drop".

Etwas mehr als zwanzig Ausgaben, darunter einige Promispecials, sind inzwischen über die Bildschirme geflimmert - und das Interesse an Pilawas neuer Show war zunächst beachtlich. Als die erste Sendung vor genau einem Jahr zu sehen war, schalteten über sechs Millionen Zuschauer ein. Doch danach sollten die Reichweiten schnell bröckeln: 5,13 Millionen Zuschauer waren es bei der zweiten Ausgabe, nur noch viereinhalb bei der dritten. Im Frühjahr sah es mit nur noch etwa dreieinhalb Millionen Zuschauern zwischenzeitlich sogar äußerst mager aus, beim jungen Publikum halbierte sich der anfängliche Marktanteil von zehn Prozent sogar. Erst nach und nach fanden die Zuschauer wieder Gefallen an Pilawas Millionen-Spiel, das inzwischen beständig gute Quoten verzeichnet.

Hilfreich war dabei ganz sicher auch, dass bei "Rette die Million" zuletzt an einigen Stellschrauben gedreht wurde. Doch trotz der gestiegenen Zuschauerzahlen zeigte sich Jörg PIlawa vor wenigen Tagen nicht gänzlich zufrieden mit seiner neuen Fernseh-Heimat. "Ich bin noch nicht hundertprozentig beim ZDF angekommen", sagte er der "Hörzu" und meinte damit auch seine deutlich zurückgegangene Präsenz auf dem Bildschirm, wovon er selbst noch vor einigen Jahren nur allzu häufig öffentlich träumte. Immer und immer wieder ließ er zu ARD-Zeiten verlauten, weniger Sendungen moderieren zu wollen - umso überraschender kam daher vor wenigen Tagen seine Ankündigung, gleich vier neue Formate im ZDF moderieren zu wollen. Für das kommende Jahr habe er das Ziel, einmal pro Woche auf Sendung zu gehen. Also wie in guten, alten Zeiten, könnte man meinen.

Bereits im November feiert seine neue Märchenshow im ZDF Premiere, gefolgt von einer Weihnachtsshow im Dezember. Nur für "Wetten, dass..?" kommt Jörg Pilawa wohl nicht mehr in Frage - auch wenn er in den Medien zwischenzeitlich als einer der heißen Favoriten gehandelt wurde. Schon im Juni ließ er die Öffentlichkeit wissen, dass der ZDF-Klassiker kein Thema sei - zumindest "zurzeit" nicht. Vor wenigen Tagen betonte er zudem, dass es ohnehin "keine ernsthaften Gespräche mit dem ZDF" zu diesem Thema gegeben habe. Um Gottschalks Nachfolge anzutreten, dürfte ihm nun jedoch ohnehin die Zeit fehlen.

"Ich habe noch viele Ideen. Die Mannschaft bei HerrP steht und nun wird in die Hände gespuckt und los geht's", so Pilawa mit Blick auf seine Produktionsfirma, die inzwischen bei Endemol angesiedelt ist. Spannend wird Jahr zwei nach seinem Wechsel zum ZDF daher mit Sicherheit - und ganz nebenbei auch abwechslungsreicher. Dennoch geht Pilawa mit Wissens- und Märchenshows auf Nummer sicher. Ein Talk am späten Abend, wie er ursprünglich vorgesehen war, hätte ihm ganz sicher mehr Aufmerksamkeit beschert. Angesichts der regelrechten Talk-Inflation im deutschen Fernsehen mag man ihm seine Entscheidung jedoch ganz sicher nachsehen.