Während sich Thomas Gottschalk in seiner vierten Sendewoche im Ersten befindet und sämtliche Aufmerksamkeit der Berichterstatter auf sich und sein Quoten-Problem lenkt, ist es um die ARD-Talker am Abend zuletzt still geworden. In den ersten Monaten der Programmreform taten sich Frank Plasberg, Anne Will & Co. deutlich schwerer als zuvor - was freilich auch mit den neuen Sendeplätzen zu tun gehabt haben dürfte, an die sich die Zuschauer erst gewöhnen mussten.

Sämtliche Talker mussten Zuschauereinbußen hinnehmen (DWDL.de berichtete), doch inzwischen hat sich die Situation wieder spürbar gebessert. Den kräftigsten Aufschwung verzeichnete dabei Frank Plasberg, der bis zur Weihnachtspause auf dem neuen Sendeplatz am Montagabend um 21:00 Uhr nur noch auf einen schwachen Marktanteil von 9,6 Prozent kam, nachdem zuvor mittwochs noch knapp 13 Prozent erzielt wurden. Auf diesem Niveau ist "Hart aber fair" inzwischen wieder angekommen: Im Schnitt verzeichnete der Talk seit Jahresbeginn einen Marktanteil von 12,6 Prozent.

Doch der Erfolg lässt sich vor allem durch eine geschickte Wahl der Themen erklären. Weil sich die im Vorfeld gezeigte "Markencheck"-Reihe mit teils mehr als sechs Millionen Zuschauern zum bislang wohl größten Überraschungs-Erfolg dieses Jahres entwickelte, profitierte "Hart aber fair" in besonderem Maße davon. Weil die Redaktion gleich drei Mal in Folge konsequent das Thema des "Markenchecks" aufgriff, gelang es spielend, zahlreiche Zuschauer vor dem Fernseher zu halten. Der Lohn: Mit 4,73 Millionen Zuschauern verzeichnete Plasberg Mitte Januar die höchste Reichweite seit knapp zwei Jahren.

Und damit nicht genug: Auch die jüngeren Zuschauer, bei denen die "Markenchecks" über die Maßen gut ankamen, blieben dran und bescherten "Hart aber fair" bis zu 9,5 Prozent Marktanteil. "Wir freuen uns, dass die Kombination von Markenchecks und 'Hart aber fair' vom Publikum so gut angenommen wurde", sagte Matthias Radner, verantwortlicher WDR-Redakteur von "Hart aber fair" gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Besonders der gestiegene Anteil jüngerer Zuschauer bei diesen Sendungen sei toll. "Es war aber klar, dass die hohen Marktanteile dieser Event-Programmierung im 'Alltagsgeschäft' nicht zu halten sein würden, denn es bleibt dabei: Der Montag ist ein sehr schwieriger Sendeplatz", so Radner.

Im Übrigen sei man auch mit der Akzeptanz der Wulff-Diskussion von diesem Montag "durchaus zufrieden". Ohne die "Markencheck"-Vorlage musste "Hart aber fair" allerdings erwartungsgemäß wieder kleiner Brötchen backen und sich mit nur noch 3,35 Millionen Zuschauern und schwachen 3,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen begnügen. Radner verweist allerdings darauf, dass auch die Zuschauerzahl von dieser Woche über den durchschnittlichen Werten von 2011 lag. Wie sehr Plasberg von den "Markenchecks" profitierte, zeigt auch ein anderes Detail: Zwischenzeitlich erreichte "Hart aber fair" sogar mehr Zuschauer als "Günther Jauch" auf dem prominenten Sendeplatz nach dem "Tatort".

Dass Jauch sogar hinter Plasberg zurückfiel, ist allerdings auch darauf zurückzuführen, dass der ARD-Neuzugang schwierige Themen wie "Jagt der Verfassungsschutz die Falschen?" und "Gerät Auschwitz in Vergessenheit?" besprach. Erst als es am vergangenen Sonntag wieder um Bundespräsident Wulff ging, stieg das Interesse auf mehr als fünf Millionen Zuschauer an. Bei den 14- bis 49-Jährigen verzeichnete die Sendung mit 7,9 Prozent gar den besten Marktanteil seit dem gemeinsamen Auftritt von Altkanzler Helmut Schmidt und Peer Steinbrück Ende Oktober.

Spannend wird nun allerdings die Frage, wie "Hart aber fair" die kommenden Wochen bestreiten wird - ohne die "Markenchecks" und ohne Wulff. Dass die zuletzt in den Mittelpunkt gestellten Verbraucherthemen unpolitisch seien, weist man beim WDR jedenfalls zurück. Radner: "Das sehen wir nicht so. In unserer Sendung zu H&M haben wir uns zum Beispiel ausführlich mit der Situation der Näherinnen in Bangladesh beschäftigt, Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hat im Studio mitdiskutiert." Zudem habe man nun wieder die Debatte um den Bundespräsidenten aufgegriffen.

"Politische Themen spielen bei uns nach wie vor eine große Rolle", betonte der WDR-Redakteur gegenüber DWDL.de. "Allerdings lassen wir uns nicht in ein plattes Schema pressen, wir greifen bei 'Hart aber fair' Themen auf, die die Menschen bewegen." Gemeint sind Diskussionen wie jene über Gewalt in der Familie oder Patchwork-Familien. "Und wir sind immer wieder für Überraschungen gut, etwa bei der Diskussion über homosexuelle Fußballer oder ein aktives Leben im Alter. So wollen wir es auch künftig halten: thematisch nah am Leben der Leute."

Doch abgesehen von Plasberg zeigten sich auch die anderen ARD-Talker zuletzt erholt. "Menschen bei Maischberger" legte nach der Weihnachtspause von 10,9 Prozent auf knapp zwölf Prozent zu und erreichte seit Jahresbeginn durchweg mehr als zwei Millionen Zuschauer. "Anne Will" kehrte erst Ende Januar zurück und holte seither im Schnitt mehr als elf Prozent. Zum Vergleich: Vor Weihnachten musste sich die einstige Sonntags-Talkerin auf dem neuen Sendeplatz am späten Mittwochabend mit nur 10,4 Prozent zufrieden geben. Einzig "Beckmann" tut sich weiter schwer: Gegen die ZDF-Talks kam er auch 2012 bislang nicht über knapp acht Prozent Marktanteil hinaus. Das war nur geringfügig mehr als zuvor.