Einmal eingeführt und nun Standard in Deutschland. Die Autorisierung von Interviews, also die Gelegenheit die verschriftliche Fassung eines Gesprächs noch einmal zu sichten, wird längst zum intensiven Bearbeiten des Gesagten missbraucht. Eine Erfahrung, die auch Hans Hoff schon oft gemacht hat. Hoff ist u.a. für seine Hintergrundstücke und Interviews im "Journalist" und der "Süddeutschen Zeitung" bekannt - und gefürchtet."Das Autorisieren ist eine Plage" - im "Studio D" sprach er mit Ernüchterung über seine Erfahrungen.

"Der 'Spiegel' hat das mal eingeführt, um Interview-Partner zu öffnen. Aber das ist inzwischen komplett pervertiert. Das Print-Interview in dieser Form ist eigentlich tot, muss man wirklich sagen", bedauert Hoff angesichts der Unsicherheit, dass ein geführtes Interview auch so veröffentlicht werden kann, wie es geführt wurde. "Ich träume manchmal davon, mich einfach vorzustellen zu sagen 'Ich bin Hans Hoff, ich komme für TV Nideggen und ich mache ein kleines Interview. Und das sende ich irgendwo auf einem Internetsender und dokumentiere es dann im Print. Dann könnte ich mir die Autorisierung sparen." Doch es gibt auch noch die Fälle, in denen nach der Freigabe sogar mehr rauskommt als im eigentlichen Gespräch.

So etwa bei Hoffs fast legendärem Wut-Interview mit Stefan Raab in der "Süddeutschen Zeitung" Anfang 2011, bei dem es hieß, er habe Stefan Raab aus der Reserve gelockt. "Er hat an zwei Stellen sogar etwas verschärft", verrät Hans Hoff im Gespräch mit Thomas Lückerath und Alexander Krei und bewertet das Interview mit etwas Abstand auch deshalb anders: "Daran habe ich auch gemerkt. Ich wurde benutzt. Er wollte etwas rüberbringen. Er hat ja einen Sinn für Drama und er wusste sehr genau, dass er mit mir quasi dieses Drama kriegen kann."

Doch Hoff ist nicht nur Fragensteller - er ist auch berüchtigt für seine TV-Kritiken. Und manchmal ist den Produzenten und Sendern wohler, wenn er feinsinnig kritisiert als wenn er lobt. Hans Hoff, der personalisierte Grimme Preis: Bei der Preisverleihung, so scherzt die Branche, sei eine Auszeichnung meist Garant für Quoten-Gift. Aber wie kritikfähig ist die Branche? Hoffs Antwort: "Die Medienbranche ist kritikfähig in dem Sinne, dass sich alle freuen, wenn der Konkurrent ein paar auf die Fresse kriegt."

Doch TV-Kritik hat für ihn Grenzen und funktioniert bei ihm nach einer klaren Regel: "Sie kriegen von mir in der Regel nichts aufs Papier gedruckt, was ich Ihnen nicht auch ins Gesicht gesagt hätte. Das ist für mich ein Prinzip." Nur einer wird auf das Urteil von Hans Hoff länger warten müssen: Harald Schmidt. Denn Hoff hat kein Sky. "Ich habe auch schon in meiner Straße rumgefragt, ob jemand Sky hat. Aber ich werde es nicht sehen können." Hans Hoff ist sich sicher: "Es wird Kritiker geben, die das gucken. Gibt ja genügend Fußball-Fans die Sky haben. Harald Schmidt muss sich darauf einstellen jetzt von Fußball-Fans rezensiert zu werden." Und dann schiebt er noch nach: "Ich hoffe drauf, dass irgendjemand das bei YouTube einstellt."

All das und mehr sehen Sie am Sonntag in der Premiere von "Studio D", dem neuen WebTV-Format des Medienmagazins DWDL.de. Medienjournalist Hans Hoff im Gespräch mit Thomas Lückerath und Alexander Krei über Interviews und ihre Freigabe, Adoption von Lena Meyer-Landrut, Fernsehkritik, seine Gesangskünste und Harald Schmidt in Spitzenunterwäsche.