Bei ihnen gilt: Es muss auf die Marke einzahlen. Das ist nicht direkt messbar, aber spürbar. Auf den Social Media-Erfolg von "Berlin Tag & Nacht" ist man beispielsweise bei Grundy UFA neidisch - und doch machtlos. Die Kontrolle über die Social Media-Angebote für die eigenen Soaps liegen beim Sender. Was passiert, wenn man nicht weiß, wie man eine Fan-Base via Social Media wirksam bei Laune hält und kultiviert, erleben gerade "GZSZ", "Alles was zählt" und "Unter uns". Solche Erfahrungen führen inzwischen dazu, dass die Verantwortung der Social Media-Aktivitäten Bestandteil von Vertragsverhandlungen geworden ist.

Kein Wunder, dass bei so viel Frust und Ärger jeder Hoffnungsschimmer bejubelt wird. Das waren mal die Digitalkanäle von ARD und ZDF, doch auch dort ist inzwischen etwas Ernüchterung eingetreten. Stattdessen gibt es zwei neue Hoffnungen für deutsche Fernsehproduzenten. Eine davon real, die andere lebt von eben jener Hoffnung allein. Real ist das immer erfolgreichere PayTV, das die Eigenproduktionen immer stärker für sich entdeckt, egal ob Magazin, Show oder Serie - und 2013 setzt sich das fort.

 

Und dann gibt es noch eine Sackgasse: Seit Wochen wird die Original-Channel-Offensive von YouTube bejubelt. Stolz wie Oskar wollen Produzenten über neue Geschäftsfelder reden. Über die schöne neue Welt, die es da jetzt gebe. Dabei wird einem unwohl weil mancher TV-Produzent vom Internet redet als wäre es 2002. Als wäre Schnipsel-TV bei YouTube neu. Als hätte es Sendungen wie "Ehrensenf" nicht auch schon ohne YouTube gegeben. Aber gejubelt wird, weil YouTube erst einmal die Rechnung zahlt. Weder YouTube noch die Produzenten haben jedoch eine Ahnung, wie es sich das alles auf Dauer rechnen soll.  Doch Sorgen, die macht man sich morgen.

2013 wird da das Jahr der Ernüchterung. Noch redet man sich schön, dass mancher Original Channel nicht mal 1000 Videoviews pro Woche hat. Andere hingegen funktionieren hervorragend - meist in den Genres Comedy, Music und Games. Wer dort zuhause ist, kann sich freuen. Doch die meisten Programmfarben funktionieren, bisher zumindest, nicht. Die Erkenntnis kommt spätestens wenn YouTube nicht mehr die Rechnung zahlt. Wer aber dann? In NRW gibt es jetzt erstmals eine Förderung von Entertainment-Formaten durch die Film- und Medienstiftung. Ein spannender Ansatz - aus der Not heraus geboren.

Doch abseits von Förderung gilt auf dem freien Markt: Solange das Netz nur bedingt und PayTV erst langsam eine Alternative werden, hofft die deutsche Produzentenlandschaft weiterhin auf die großen Sender. Die sind nach einem Jahr der Tests und Experimente vielleicht klüger als vorher - aber nicht erfolgreicher. Eigentlich sind das wie schon vor 12 Monaten gute Voraussetzungen, denn jede Baustelle im Programm ist eine Chance. Man müsste eben nur hoffen, dass nicht erfolglose Rezepte wiederholt werden.

Klare Kursvorgaben und den Glauben an die eigenen Entscheidungen wären wichtige Voraussetzungen. Wenn bloß mal wieder mancher Senderchef den Zirkusdirektor geben würde. Zirkusdirektoren - das waren die, die das Geld zusammenhalten mussten. Aber eben auch die, die jeden Abend für den Applaus des Publikums in die Manege gingen, weil sie Geschäft und Kunst liebten. Zu selten hat man Senderverantwortliche zuletzt in der Manege erlebt. Und das obwohl das Geschäft Fernsehen zu allererst eins braucht: Publikum.