In diesen Tagen feiert das ZDF bekanntlich seinen 50. Geburtstag. Doch nicht nur der Sender wird ein halbes Jahrhundert alt - auch seine wohl bekanntesten Aushängeschilder. Die Rede ist natürlich von den Mainzelmännchen, die nur einen Tag nach dem Sendestart ihre Premiere feierten. Seither kennt wohl jeder den faulen Anton oder den fleißigen Det, die allabendlich stets ein wenig heiser einen "Gud'n Abend" wünschen. Ihre Aufgabe ist schnell erklärt: In erster Linie wurden die lustigen Zeichentrickfiguren einst erfunden, um der Verpflichtung zur Trennung von Werbung und Programm gerecht zu werden. Ganz nebenbei machen sie die Werbeblöcke aber bis heute abwechslungsreicher und halten so manchen Zuschauer bei Laune. Neu war die Idee damals aber nicht: So hatte der Hessische Rundfunk einst seinen Onkel Otto und der damalige Süddeutsche Rundfunk die Figuren Äffle und Pferdle. Auch sie wurden Klassiker des deutschen Fernsehens - treten inzwischen aber kaum bis gar nicht mehr in Erscheinung.

Im Unterschied zu den Mainzelmännchen, die durch eine vor einigen Jahren durchgeführte Frischzellenkur sowie bisweilen marzialische Auftritte in der "heute-show" moderner wirken als je zuvor. "Die Mainzelmännchen hatten von Anfang an viel mehr Möglichkeiten und einen höheren Bekanntheitsgrad durch Ihren nationalen Auftritt", weiß Titus König. Er ist Chefzeichner der ZDF-Aushängeschilder und sieht im Vergleich zu anderen Werbefiguren seine Mainzelmännchen alleine schon bei der Anzahl der Figuren im Vorteil. "Sechs verschiedenen Figuren und Charaktere der Mainzelmännchen geben viel mehr Potential für Geschichten her", sagt König. "Und nicht zuletzt sind sie mit der Zeit gegangen und haben sich immer wieder dem Zeitgeschmack entsprechend verändert. So haben wir heute moderne Figuren, die dennoch ihren Charme nicht verloren haben."

Tatsächlich machten die berühmten Figuren im Laufe der Jahre einen Wandel durch. "Die Mainzelmännchen haben sich in Gestalt und Erscheinung immer der Zeit angepasst, so waren sie zunächst nur schwarz-weiß, wurden Anfang der 70er Jahre bunt und wurden 2003 schlanker, aktiver und sind mit den technischen Insignien der heutigen Zeit unterwegs", erinnert sich Hans-Joachim Strauch, Geschäftsführer des ZDF-Werbefernsehens. "Aber sie sind im Wesen immer die geblieben, die sie von Anfang an waren: liebenswerte Lausbuben, die mit harmlosen Scherzen jedermann zum Schmunzeln bringen." Für Strauch sind die Mainzelmännchen ein wichtiger Bestandteil - nicht zuletzt, weil sie einen großen Anteil am Erfolg des ZDF-Werbefernsehens besitzen.

"Die Mainzelmännchen wurden zunächst zur Erfüllung der Vorgabe des Staatsvertrags eingesetzt, sie trennen die Werbung vom Programm. Im Laufe der Jahre werden sie immer beliebter und zu Kult-Figuren des ZDF. Durch Studien ist schon mehrfach, das letzte mal 2012, nachgewiesen worden, dass die Mainzelmännchen auch auf besondere Art und Weise wirken: Ihr Geheimnis ist dabei die emotionale Wirkung auf den Zuschauer. Sie sind für die Zuschauer einzigartig und in der heutigen Zeit etwas ganz Besonderes." Diese Wahnehmung der Mainzelmännchen präge in besonderer Weise die Werbewirkung. Strauch: "Zum einen führen sie zu eine deutlich höheren Werbeaufmerksamkeit, zum anderen erzeugen sie ein hohes Bindungspotential. Sie reduzieren den Umschaltimpuls, so dass der Zuschauer eher die Werbung verfolgt."

Die Folge ist die erhöhte Wahrnehmungswahrscheinlichkeit einer Marke - und das, so Strauch, spiegelt sich letztlich auch in höheren Recall-Werten wider. Hilfreich ist dabei vermutlich auch, dass die Mainzelmännchen-Spots immer auch Überraschungen bieten. "Die Ideen ergeben sich aus der Beobachtung des Alltags", sagt Chefzeichner Titus König über die Entstehung der Mini-Filmchen. Mehr als früher werde heute Wert gelegt auf Aktualität. "Die Ideenfinder sind gehalten, sich in ihrer Lebenswelt umzusehen und diese in den kleinen Stories der Mainzelmännchen auf witzige Weise wieder zu geben." Und so arbeitet die Produktionsfirma NFP animation film derzeit mit sechs bis acht freiberuflich tätigen Mitarbeitern zusammen, die ihre Ideen als bereits gezeichnetet Storyboards einreichen, die dann vom Werbefernsehen abgenommen werden - "oder auch nicht", so König.

Dass sich die Themen oft auch von selbst ergeben, versteht sich von selbst. Deshalb entstehen immer wieder neue Wetterspots oder saisonale Spots wie zu Weihnachten oder Ostern. Nur schade, dass Wolf Gerlach, der "Vater der Mainzelmännchen" den Geburtstag seiner Figuren nicht mehr miterleben konnte. Er starb im vergangenen Jahr im Alter von 84 Jahren. Losgelassen haben ihn die Mainzelmännchen nie, sagt Titus König gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de: "Herr Gerlach hat noch immer mit großem Interesse die Entwicklung seiner 'Sprösslinge' verfolgt." Bis Ende der 90er Jahre hat Gerlach auch selbst immer noch Geschichten erfunden und die Produktion damit unterstützt. "Wie es eben mit Kindern so ist: irgendwie behält man sie als Vater halt doch immer wohlwollend im Auge", erinnert sich der Zeichner.

Genau deshalb würde sich Wolf Gerlach vermutlich sehr über die Entscheidung des ZDF freuen, den kommenden Dienstag - und damit den Jubiläums-Tag - komplett ins Zeichen der Mainzelmännchen zu stellen. Der gesamte Sendetag wird mit einem Mainzelmännchen-Jubiläums-Logo gebrandet, darüber hinaus soll der Geburtstag in den Magazinen des ZDF immer wieder Thema sein. In der werberelevanten Zeit des Retrotages von 16 bis 20 Uhr, also im Arbeitsumfeld der Mainzelmännchen, gibt's schließlich eine echte Zeitreise zu bewundern - angefangen mit aktuellen Geschichten, handelt es sich bei den letzten Spots des Tages um die schwarz-weißen Mainzel-Spots der ersten Stunde. Schon damals entstanden die Mainzelmännchen übrigens kurioserweise nicht in Mainz, sondern in Wiesbaden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Streng genommen sind die Mainzelmännchen damit also Wieselmännchen. Aber das nur am Rande...