Seit Freitag blickt die Welt nach Sotschi - und nachdem im Vorfeld der Olympischen Winterspiele vor allem die Kritik am Gastgeberland im Vordergrund stand, geht es in diesen Tagen in der medialen Berichterstattung vor allem um die Leistungen der Athleten. Auch für die Zuschauer zeigen sich von all den Diskussionen offenkundig weitgehend unbeeindruckt und bescheren den Übertragungen von ARD und ZDF nun bereits seit Tagen Spitzen-Quoten. Selbst am Nachmittag kommen da gut und gerne mehr als fünf Millionen Wintersport-Fans zusammen.

So mancher von ihnen wird sich allerdings gewundert haben, wieso Eurosport in diesem Jahr nicht in die Übertragungen der Wettbewerbe einsteigt. Erstmals seit mehr als 20 Jahren verzichtet der europäische Sportsender auf Live-Bilder von den Spielen. Doch warum ist das eigentlich so? Auf DWDL.de-Nachfrage erklärte ein Sendersprecher, dass Eurosport bislang über die Europäische Rundfunk-Union (EBU) pan-europäische Live-Rechte erwerben konnte - die wurden in der aktuellen Rechteperiode allerdings nicht mehr ausgeschrieben, sodass der Rechteverkauf nun auf nationaler Basis erfolgt.

"Für Eurosport hätte es keinen Sinn gemacht, Markt für Markt die Live-Rechte für 54 Länder zu erwerben. Davon abgesehen wäre dieses Vorgehen auch wirtschaftlich nicht sinnvoll", erklärte Eurosport-Sprecher Werner Starz. Dennoch liege Eurosport der Wintersport "natürlich am Herzen", betonte er. Aus diesem Grund melde man sich zwei Mal täglich mit der Talk- und Analysesendung "Davai Sochi" live aus der Olympiastadt. Doch auch ohne die Live-Berichterstattung von Eurosport ist das Olympia-Angebot in diesem Jahr reichhaltig, vor allem wenn man gewillt ist, sich die Wettbewerbe im Netz anzusehen.

740 Stunden werden ARD und ZDF bis zum Ende der Spiele live aus Sotschi berichtet haben, rund 500 Stunden davon alleine im Internet. Beide Sender liefern ohne Zweifel gute Angebote. Und doch erreichte die DWDL.de-Redaktion seit Beginn der Spiele mehrfach die Frage, wieso die Öffentlich-Rechtlichen die Wettbewerbe nicht auch ihre Digitalsender in die Wohnzimmer bringen. In einer gemeinsamen Stellungnahme verweisen ARD und ZDF nun gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de auf die hohen Leitungskosten. Eine phasenweise Verbreitung per Livestream, der je nach Bedeutung des Wettkampfes zum Einsatz kommt, sei günstiger als eine Programmschiene im Digitalkanal mit Studionutzung.

"Besondere Zusatzkosten" fallen für ARD und ZDF durch die jetzige Lösung jedenfalls nicht an, heißt es, schließlich liegen die Video-Signale ohnehin vor. Nach Angaben beider Sender koordinieren täglich vier Redakteure und vier Techniker von ARD und ZDF gemeinsam die Livestreams. "Durch die enge Kooperation der beiden Sender bei den Spielen in sehr vielen Bereichen konnten die Kosten insgesamt beachtlich reduziert werden", so ARD und ZDF. Zusätzliche Kommentaren müssen aber nicht eingeflogen werden. Die Kommentatoren der ARD kommentieren Livestreams, wenn das ZDF das Hauptprogramm bedient, und umgekehrt.

Dass man im Unterschied zu vor einigen Jahren verstärkt auf das Internet setzt, liege aber auch daran, dass Tablets und Smartphones immer weiter verbreitet seien. "Die Verbreitung über das Internet erschließt zusätzlich Zuschauer. Für diejenigen, die Olympia verfolgen wollen und für die im Moment kein Fernseher verfügbar ist, können wir so unseren Service deutlich verbessern", rechtfertigen die Sender ihre Entscheidung für die Ausstrahlung im Netz. "Livestreams gehören heute generell zu den Zusatzangeboten vieler Sender weltweit. Es entspricht generell dem gesetzlichen Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender, auch neue, von vielen genutzte Verbreitungswege zu bedienen." Dass einige Zuschauer dennoch lieber auf die Digitalsender zurückgreifen würden als auf die ohne Zweifel gefragten Streams, steht aber außer Frage.